Fosun kooperiert mit Biontech
Wie China im Impfstoffrennen aufholt
Chinas Pharmafirmen testen mindestens sechs Wirkstoffe in großen Studien. Nun legt der Staatskonzern Sinopharm erstmals Daten vor. Ergebnis: fast 80 Prozent Wirksamkeit. Unterdessen lässt die Regierung massiv Impfstofffabriken bauen.
Werbefeldzug: Auf einer Pharmamesse in Peking warb Sinopharm schon im Sommer für seine Corona-Forschung
Foto: Ng Han Guan / AP
Erstmals hat ein chinesischer Arzneimittelhersteller Studiendaten zu einem Corona-Impfstoff veröffentlicht. Das zum Staatskonzern Sinopharm gehörende Unternehmen Beijing Biological Products Institute erklärte am Mittwoch, sein Impfstoff habe laut vorläufigen Daten der letzten Testrunde eine Wirksamkeit von 79,3 Prozent bei der Verhinderung einer Infektion erreicht. Zwar liegen diese Werte deutlich hinter den Daten zurück, die das deutsche Unternehmen Biontech (95 Prozent) und die US-Biotechfirma Moderna (94 Prozent) vorgelegt hatten. Für die chinesische Pharmaindustrie ist es dennoch ein immenser Erfolg.
Sinopharm ist einer von mindestens fünf chinesischen Entwicklern, die sich in einem weltweiten Wettlauf um die Entwicklung von Impfstoffen gegen die Krankheit befinden. Die Hersteller haben mindestens sechs mögliche Impfstoffe in der Endphase der klinischen Tests. Sie testen Impfstoffe in mehr als einem Dutzend Ländern, darunter Russland, Ägypten, Brasilien und Mexiko. In China selbst haben bereits mehr als eine Million Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitswesens und andere Personen in China Impfstoffe erhalten, die von Sinopharm und dem Konkurrenten Sinovac unter einer Notzulassung entwickelt wurden.
Öffentlich ist allerdings kaum etwas über die Mittel und die Studienergebnisse bekannt. Im Ausland herrscht unter Experten über die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen daher Unklarheit. Auch Sinopharm gab nun keine Details zum Studiendesign bekannt – ein international anerkannter wissenschaftlicher Beweis für die Wirksamkeit des Impfstoffs fehlt also und hängt von der Veröffentlichung weiterer Daten ab. Eine Zulassung in Europa oder den USA gilt aufgrund der komplexen Zulassungsprozesse als höchst unwahrscheinlich – aber China will mit seinen Impfstoffen Staaten in Asien, Afrika und Südamerika beliefern.
Unterdessen treibt Chinas Regierung die heimischen Produktionskapazitäten deutlich voran. So unterzeichnete Sinovac eine Vereinbarung über den Bau einer Impfstoff-Produktionsanlage mit einer geplanten Jahreskapazität von einer Milliarde Dosen – das wäre die größte Impfstofffabrik der Welt.
Und auch die Partner des deutschen Unternehmens Biontech preschen vor. Laut einem Bericht des chinesischen Wirtschaftsmagazin Caixin werden Biontech und Fosun Pharma ein Joint Venture zur Impfstoffproduktion gründen. In der ersten Phase soll die Fabrik in China eine Kapazität von 200 Millionen Dosen haben.
Biontech und Fosun hatten bereits im Frühjahr eine umfangreiche Kooperation beschlossen, noch bevor die Deutschen sich mit dem US-Partner Pfizer einließen. Fosun testete Impfstoffkandidaten von Biontech, um eine Zulassung auch in China zu erhalten. Neben einer Millionenzahlung beteiligten sich die Chinesen auch an dem deutschen Unternehmen. Anfang Dezember hatte Fosun dann angekündigt, im kommenden Jahr mindestens 100 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs für die Verwendung in China abzunehmen. Ziel ist es jedoch, das Vakzin selbst abzufüllen und später auch zu produzieren.