West-Ost-Allianz gegen Corona Astrazeneca und Russland wollen ihre Impfstoffe kombinieren

Hilfe für den Westkonzern: Forscherin des russischen Gamaleja-Instituts in Moskau
Foto: via www.imago-images.de / imago images/Xinhua
Hilfe für den Westkonzern: Forscherin des russischen Gamaleja-Instituts in Moskau
Foto: via www.imago-images.de / imago images/XinhuaDer britische Pharmakonzern Astrazeneca will bei der Impfstoffentwicklung mit Russland zusammenarbeiten. Das Unternehmen erwägt, eine Kombination seines Covid-19-Impfstoffs gemeinsam mit dem russischen Vakzin "Sputnik V" in klinischen Studien zu testen. Eine Kombination von Impfstoffen könnte womöglich zu einer verbesserten Immunität über einen längeren Zeitraum führen, teilte Astrazeneca am Freitag mit. Zusammen mit dem staatlichen russischen Gamaleja-Institut, das Sputnik V entwickelt hat, wolle man eine mögliche Kombination von zwei Vakzinen auf Basis von Adenoviren prüfen.
Die Entwickler des russischen Impfstoffs hatten eine solche Zusammenarbeit bereits Ende November angeboten. "Sputnik V teilt gerne einen seiner beiden humanen adenoviralen Vektoren mit Astrazeneca, um die Wirksamkeit des Astrazeneca-Impfstoffs zu erhöhen", hatten sie getwittert. Die Verwendung von zwei verschiedenen Vektoren dürfte zu einer höheren Wirksamkeit als die Verwendung des gleichen Vektors führen. Der russische Staatsfonds RDIF, der die Forschung finanziert, kündigte am Freitag an, Astrazeneca wolle noch bis Jahresende eine klinische Studie mit der Kombination starten.
Vektorimpfstoffe bestehen aus für den Menschen harmlosen Erregern, den Vektoren, die einen oder mehrere Antigene des Krankheitserregers tragen. Der Impfstoff von Astrazeneca, der zusammen mit der Universität Oxford entwickelt wird, ist ein solcher Vektorimpfstoff, der auf Adenoviren von Schimpansen basiert. Sputnik V basiert dagegen auf menschlichen Adenoviren.
Russland hatte vorläufige Studienergebnisse aus der laufenden klinischen Phase-3-Studie veröffentlicht, wonach sein Impfstoff zu 92 Prozent wirksam beim Schutz vor Covid-19 ist. Astrazeneca war mit seinen ebenfalls positiven Studienergebnissen in die Schlagzeilen geraten, da bislang nicht klar ist, warum sein Vakzin bei einer niedrigeren Dosierung eine höhere Wirksamkeit erzielt.
Demnach lag die Wirksamkeit in einer Untergruppe der Studie bei 90 Prozent, wenn eine halbe Dosis gefolgt von einer vollen Impfdosis im Abstand von mindestens einem Monat verabreicht wurden. Wenn zwei volle Dosen - wie in der Regel üblich - geimpft wurden, wurde dagegen nur eine Wirksamkeit von 62 Prozent erreicht.
Astrazeneca hatte deshalb bereits angekündigt, eine weitere Studie zu prüfen. Zudem kam es über den Hergang der Ereignisse zum Streit mit der Universität Oxford. Die Zulassung des Impfstoffs ist zwar bei mehreren Behörden beantragt, das Verfahren der europäischen Arzneimittelbehörde Ema etwa läuft schon seit Anfang Oktober. Die Unsicherheit über die Belastbarkeit der Ergebnisse könnte aber auch den Hoffnungsträger verzögern.
Sowohl Astrazeneca als auch Russland versprechen massenhaft erschwingliche Impfstoffe - was wohl entscheidend wäre, um die Pandemie weltweit in den Griff zu bekommen. Die in westlichen Ländern bereits zugelassenen oder vor der Zulassung stehenden Vakzine von Biontech und US-Partner Pfizer oder Moderna hingegen sind teuer und erfordern teils eine aufwändige Logistik.
Das wohl begehrteste Produkt des Jahres: Zum Jahresbeginn läuft die Impfung gegen das Coronavirus wie hier in Israel auf Hochtouren. Mehrere Millionen Menschen haben bereits ihre erste Spritze erhalten. Von weit mehr als hundert Impfstoffprojekten sind bislang zehn in einzelnen Ländern zugelassen (Stand: 3. Februar)
Eine Pionierrolle hat die von Uğur Şahin (55) geführte Mainzer Firma Biontech. Der gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer entwickelte Impfstoff gegen Covid-19 ist der erste zugelassene der sogenannten mRNA-Technik überhaupt. Nach überzeugenden klinischen Daten - 95 Prozent Schutz gegen Erkrankung, keine schweren Nebenwirkungen - startete die Impfkampagne am 8. Dezember 2020 in Großbritannien. Inzwischen haben 27 Länder (wobei die EU als eines zählt) sowie die Weltgesundheitsorganisation das Mittel zugelassen. Zwei Milliarden Dosen sollen 2021 produziert werden. Da jede Person zwei Dosen bekommt, reicht das für ein Achtel der Menschheit. Größter Nachteil: Das Mittel muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Doch es kommen ja noch Alternativen hinzu.
Die US-Biotechfirma Moderna begann Mitte März als erste mit klinischen Studien. Auch diese konnten eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent belegen. Weiterer Vorteil: Das Mittel ist bei deutlich weniger aufwändiger Kühlung haltbar. Und vor allem: Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) hat die Operation "Warp Speed" mit logistischer Hilfe des US-Mililtärs im Rücken. Die Firma setzt wie Biontech auf die mRNA-Technologie. Nach den USA setzen auch Kanada, Israel, Großbritannien, die EU und die Schweiz das Vakzin ein.
Am 4. Januar kam - im Beisein von Premierminister Boris Johnson (56) - auch ein von der Universität Oxford und dem britischen Konzern Astrazeneca entwickelter Impfstoff in britischen Krankenhäusern zum Einsatz. Laut EU-Behörde EMA ist dieses Vakzin zu rund 60 Prozent wirksam, mit anderer Dosierung wurden aber auch mehr als 90 Prozent erreicht. Es handelt sich um einen Vektorimpfstoff - nicht ganz so revolutionär wie mRNA, diese Technik ist aber auch erst seit 2016 im kommerziellen Einsatz.
Die Uni Oxford hat Astrazeneca zu einem Non-Profit-Betrieb verpflichtet. Der Impfstoff ist mit rund zwei Euro pro Dosis deutlich günstiger als die mRNA-Mittel von Biontech und Moderna, mit Lagerung zu Kühlschranktemperaturen leichter zu handhaben - und vor allem steht eine Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen bereit, ein Großteil davon in Indien für arme Länder. Doch der Hoffnungsträger sorgt immer wieder für Enttäuschungen, zuletzt vor allem mit einem Stolperstart der Produktion, der Europas Impfstrategie durchkreuzt. Deutschland will die knappen Dosen erst mal nur den unter 65-Jährigen geben und verweist auf schwache Daten für die Älteren.
Dem Astrazeneca-Produkt sehr ähnlich ist der Impfstoff "Sputnik-V" des staatlichen russischen Gamaleya-Instituts. Der ebenfalls auf Adenoviren, die herkömmliche Erkältungen auslösen, basierende Stoff wurde von Russland bereits im August zugelassen, ohne die Prüfung von Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Großstudien abzuwarten. Erst zwei Wochen später kam das Vakzin in Phase 3. Für dieses Vorgehen hagelte es Kritik, doch inzwischen trägt der Impfstoff mit einer Wirksamkeit von 92 Prozent das Siegel der Wissenschaft. 15 weitere Länder setzen ihn ein, Ende Januar wurde auch die EU-Zulassung beantragt, nachdem Gamaleya und Astrazeneca eine Kooperation für einen Superimpfstoff ankündigten und sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel für das russische Mittel einsetzte.
In China, wo das Coronavirus im Januar 2020 entdeckt wurde, sind mehrere Impfstoffe bereits seit Sommer im millionenfachen Einsatz an medizinischem Personal und Risikogruppen oder auch dem Militär. Die staatliche Firma Sinopharm hat zwei verschiedene Impfstoffe auf den Markt gebracht. Ein vom Pekinger Institut für Biologische Produkte entwickelter Totimpfstoff erhielt am 30. Dezember die erste Zulassung für die Allgemeinheit in China - nachdem in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent gezeigt wurde. Nach Angaben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Mittel ebenso wie Bahrain und Ägypten ebenfalls freigaben, sind es gar 86 Prozent. In China selbst gibt es längst nicht mehr genügend Infizierte für die Kontrollgruppe.
Holpriger lief es für die Privatfirma Sinovac, deren Impfstoff in Brasilien nur etwas über 50 Prozent Wirksamkeit zeigte. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse wurde mehrfach verschoben. In der Türkei hatten Wissenschaftler einen Wert von 92 Prozent genannt, dafür aber nur eine dünne Datenbasis. In Brasilien ist die Kooperation mit China heftig umstritten, Präsident Jair Bolsonaro versuchte sie zu stoppen. Mangels Alternativen setzen Brasilien, Indonesien und weitere Länder nun auch das Sinovac-Vakzin ein.
Ein Vektorimpfstoff der chinesischen Biotechfirma Cansino Bio und ein weiteres Sinopharm-Produkt aus den Laboren des Wuhan-Instituts - am Ursprungsort der Krise - sind in China und einigen weiteren Ländern ebenfalls vorläufig zugelassen.
Aus Indien kommt neben der massenhaften Auftragsproduktion für westliche Pharmariesen auch eine Eigenentwicklung: Die mit staatlichen Instituten kooperierende Biotechfirma Bharat aus dem "Genome Valley" von Hyderabad startete Ende Oktober in Phase 3, am 3. Januar erteilte die indische Regierung die Freigabe für den Noteinsatz. Ergebnisse der klinischen Studie wurden bis dato nicht veröffentlicht.
Solange nur die Vakzine von Biontech, Moderna und Astrazeneca zur Verfügung stehen, reichen die bestellten und lieferbaren Mengen nicht einmal für Europa aus - geschweige denn für einen globalen Schutz. Am meisten Hoffnung auf schnellen Ersatz verspricht das Projekt des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Ende Januar wurden die Ergebnisse präsentiert: Die Wirksamkeit schwankt zwischen 72 Prozent in den USA und nur 57 Prozent in Südafrika, wohl wegen der dort verbreiteten Mutation. Der Vektorimpfstoff basiert auf einer bereits im Juli 2020 zugelassenen Ebola-Impfung der belgischen Tochterfirma Janssen. Größter Vorteil: Es wird nur eine Dosis pro Person benötigt. Für die Vergabe von zwei Dosen wie bei den anderen Impfstoffen läuft eine weitere Studie.
Zeitgleich mit Johnson & Johnson meldete auch die US-Firma Novavax Fortschritte, wiederum mit dem Nachteil, dass die südafrikanische Mutation offenbar die Impfung schwächt. In Großbritannien erreichte der Proteinimpfstoff aber 89 Prozent Wirksamkeit, die US-Studie startete wegen Produktionsproblemen trotz Milliardenförderung vom Staat erst Ende Dezember. Novavax hat mit derselben Technik bereits einen Impfstoff gegen Grippe entwickelt. Für die Covid-Impfung haben die Amerikaner früh mit dem Serum Institute of India einen Auftrag zur Massenproduktion von zwei Milliarden Dosen vereinbart.
Der von Emma Walmsley (51) geführte weltgrößte Impfstoffhersteller Glaxosmithkline scheint etwas an der Seitenlinie zu stehen - zumal die spektakuläre Kooperation mit dem Branchenzweiten Sanofi im Dezember enttäuschende Ergebnisse brachte und mit einer neuen Phase 1/2-Studie von vorn beginnen muss. Beide Partner haben jedoch neue Aufgaben gefunden: Sanofi hilft bei der Produktion des Biontech-Mittels, Glaxosmithkline verbündet sich mit dem deutschen Hersteller Curevac. Zudem liefern die Briten ihren Wirkstoffverstärker für weitere Impfstoffprojekte, die bereits in Phase 3 sind: eines der chinesischen Firma Clover Biopharmaceuticals und eines der kanadischen Firma Medicago, die den neuen Impfstoff züchtet, indem sie Tabakpflanzen das Erbgut der Viren injiziert. In dieses Projekt hat passenderweise auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert.
Curevac hat sich mit dem Bayer-Konzern für die Impfstoffproduktion zusammengeschlossen - ein Signal, dass die Biotechhoffnung aus Tübingen als Nachzügler doch noch Wucht entfalten könnte. Im Frühjahr 2020 galt Curevac als Vorreiter im Impfstoffrennen, zeitweise ging gar die Angst um, die USA würden die deutsche Biotechfirma kapern.
Es folgten ein Einstieg des Bundes und ein furioser Börsengang an der Nasdaq. Im Oktober 2020, für den Hauptaktionär Dietmar Hopp (80) anfangs schon ein fertiges Produkt verheißen hatte, wurden erst positive Zwischenergebnisse aus Tierversuchen verkündet. Erst im Dezember begannen die klinischen Großversuche der Phase 3 - Curevac glaubt aber, mit dem besseren Impfstoff gut im Rennen zu sein, wenn auch nicht mehr rechtzeitig für den nordamerikanischen Markt. Erst Mitte 2021 wird die Zulassung erwartet. Dafür wird mithilfe von Glaxosmithkline gleich die nächste Generation vorbereitet - mutantensicher.
Das wohl begehrteste Produkt des Jahres: Zum Jahresbeginn läuft die Impfung gegen das Coronavirus wie hier in Israel auf Hochtouren. Mehrere Millionen Menschen haben bereits ihre erste Spritze erhalten. Von weit mehr als hundert Impfstoffprojekten sind bislang zehn in einzelnen Ländern zugelassen (Stand: 3. Februar)
Foto: MENAHEM KAHANA / AFPEine Pionierrolle hat die von Uğur Şahin (55) geführte Mainzer Firma Biontech. Der gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer entwickelte Impfstoff gegen Covid-19 ist der erste zugelassene der sogenannten mRNA-Technik überhaupt. Nach überzeugenden klinischen Daten - 95 Prozent Schutz gegen Erkrankung, keine schweren Nebenwirkungen - startete die Impfkampagne am 8. Dezember 2020 in Großbritannien. Inzwischen haben 27 Länder (wobei die EU als eines zählt) sowie die Weltgesundheitsorganisation das Mittel zugelassen. Zwei Milliarden Dosen sollen 2021 produziert werden. Da jede Person zwei Dosen bekommt, reicht das für ein Achtel der Menschheit. Größter Nachteil: Das Mittel muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Doch es kommen ja noch Alternativen hinzu.
Foto: FABIAN BIMMER / REUTERSDie US-Biotechfirma Moderna begann Mitte März als erste mit klinischen Studien. Auch diese konnten eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent belegen. Weiterer Vorteil: Das Mittel ist bei deutlich weniger aufwändiger Kühlung haltbar. Und vor allem: Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) hat die Operation "Warp Speed" mit logistischer Hilfe des US-Mililtärs im Rücken. Die Firma setzt wie Biontech auf die mRNA-Technologie. Nach den USA setzen auch Kanada, Israel, Großbritannien, die EU und die Schweiz das Vakzin ein.
Foto: Bill Sikes / AP PhotoAm 4. Januar kam - im Beisein von Premierminister Boris Johnson (56) - auch ein von der Universität Oxford und dem britischen Konzern Astrazeneca entwickelter Impfstoff in britischen Krankenhäusern zum Einsatz. Laut EU-Behörde EMA ist dieses Vakzin zu rund 60 Prozent wirksam, mit anderer Dosierung wurden aber auch mehr als 90 Prozent erreicht. Es handelt sich um einen Vektorimpfstoff - nicht ganz so revolutionär wie mRNA, diese Technik ist aber auch erst seit 2016 im kommerziellen Einsatz.
Die Uni Oxford hat Astrazeneca zu einem Non-Profit-Betrieb verpflichtet. Der Impfstoff ist mit rund zwei Euro pro Dosis deutlich günstiger als die mRNA-Mittel von Biontech und Moderna, mit Lagerung zu Kühlschranktemperaturen leichter zu handhaben - und vor allem steht eine Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen bereit, ein Großteil davon in Indien für arme Länder. Doch der Hoffnungsträger sorgt immer wieder für Enttäuschungen, zuletzt vor allem mit einem Stolperstart der Produktion, der Europas Impfstrategie durchkreuzt. Deutschland will die knappen Dosen erst mal nur den unter 65-Jährigen geben und verweist auf schwache Daten für die Älteren.
Foto: WPA Pool / Getty ImagesDem Astrazeneca-Produkt sehr ähnlich ist der Impfstoff "Sputnik-V" des staatlichen russischen Gamaleya-Instituts. Der ebenfalls auf Adenoviren, die herkömmliche Erkältungen auslösen, basierende Stoff wurde von Russland bereits im August zugelassen, ohne die Prüfung von Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Großstudien abzuwarten. Erst zwei Wochen später kam das Vakzin in Phase 3. Für dieses Vorgehen hagelte es Kritik, doch inzwischen trägt der Impfstoff mit einer Wirksamkeit von 92 Prozent das Siegel der Wissenschaft. 15 weitere Länder setzen ihn ein, Ende Januar wurde auch die EU-Zulassung beantragt, nachdem Gamaleya und Astrazeneca eine Kooperation für einen Superimpfstoff ankündigten und sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel für das russische Mittel einsetzte.
Foto: RDIF HANDOUT/EPA-EFE/ShutterstockIn China, wo das Coronavirus im Januar 2020 entdeckt wurde, sind mehrere Impfstoffe bereits seit Sommer im millionenfachen Einsatz an medizinischem Personal und Risikogruppen oder auch dem Militär. Die staatliche Firma Sinopharm hat zwei verschiedene Impfstoffe auf den Markt gebracht. Ein vom Pekinger Institut für Biologische Produkte entwickelter Totimpfstoff erhielt am 30. Dezember die erste Zulassung für die Allgemeinheit in China - nachdem in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent gezeigt wurde. Nach Angaben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Mittel ebenso wie Bahrain und Ägypten ebenfalls freigaben, sind es gar 86 Prozent. In China selbst gibt es längst nicht mehr genügend Infizierte für die Kontrollgruppe.
Foto: Zhang Yuwei / dpaAus Indien kommt neben der massenhaften Auftragsproduktion für westliche Pharmariesen auch eine Eigenentwicklung: Die mit staatlichen Instituten kooperierende Biotechfirma Bharat aus dem "Genome Valley" von Hyderabad startete Ende Oktober in Phase 3, am 3. Januar erteilte die indische Regierung die Freigabe für den Noteinsatz. Ergebnisse der klinischen Studie wurden bis dato nicht veröffentlicht.
Foto: Stringer . / REUTERSSolange nur die Vakzine von Biontech, Moderna und Astrazeneca zur Verfügung stehen, reichen die bestellten und lieferbaren Mengen nicht einmal für Europa aus - geschweige denn für einen globalen Schutz. Am meisten Hoffnung auf schnellen Ersatz verspricht das Projekt des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Ende Januar wurden die Ergebnisse präsentiert: Die Wirksamkeit schwankt zwischen 72 Prozent in den USA und nur 57 Prozent in Südafrika, wohl wegen der dort verbreiteten Mutation. Der Vektorimpfstoff basiert auf einer bereits im Juli 2020 zugelassenen Ebola-Impfung der belgischen Tochterfirma Janssen. Größter Vorteil: Es wird nur eine Dosis pro Person benötigt. Für die Vergabe von zwei Dosen wie bei den anderen Impfstoffen läuft eine weitere Studie.
Foto: © Sebastien Pirlet / Reuters/ REUTERSZeitgleich mit Johnson & Johnson meldete auch die US-Firma Novavax Fortschritte, wiederum mit dem Nachteil, dass die südafrikanische Mutation offenbar die Impfung schwächt. In Großbritannien erreichte der Proteinimpfstoff aber 89 Prozent Wirksamkeit, die US-Studie startete wegen Produktionsproblemen trotz Milliardenförderung vom Staat erst Ende Dezember. Novavax hat mit derselben Technik bereits einen Impfstoff gegen Grippe entwickelt. Für die Covid-Impfung haben die Amerikaner früh mit dem Serum Institute of India einen Auftrag zur Massenproduktion von zwei Milliarden Dosen vereinbart.
Foto: ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFPDer von Emma Walmsley (51) geführte weltgrößte Impfstoffhersteller Glaxosmithkline scheint etwas an der Seitenlinie zu stehen - zumal die spektakuläre Kooperation mit dem Branchenzweiten Sanofi im Dezember enttäuschende Ergebnisse brachte und mit einer neuen Phase 1/2-Studie von vorn beginnen muss. Beide Partner haben jedoch neue Aufgaben gefunden: Sanofi hilft bei der Produktion des Biontech-Mittels, Glaxosmithkline verbündet sich mit dem deutschen Hersteller Curevac. Zudem liefern die Briten ihren Wirkstoffverstärker für weitere Impfstoffprojekte, die bereits in Phase 3 sind: eines der chinesischen Firma Clover Biopharmaceuticals und eines der kanadischen Firma Medicago, die den neuen Impfstoff züchtet, indem sie Tabakpflanzen das Erbgut der Viren injiziert. In dieses Projekt hat passenderweise auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert.
Foto: HANDOUT / AFPCurevac hat sich mit dem Bayer-Konzern für die Impfstoffproduktion zusammengeschlossen - ein Signal, dass die Biotechhoffnung aus Tübingen als Nachzügler doch noch Wucht entfalten könnte. Im Frühjahr 2020 galt Curevac als Vorreiter im Impfstoffrennen, zeitweise ging gar die Angst um, die USA würden die deutsche Biotechfirma kapern.
Es folgten ein Einstieg des Bundes und ein furioser Börsengang an der Nasdaq. Im Oktober 2020, für den Hauptaktionär Dietmar Hopp (80) anfangs schon ein fertiges Produkt verheißen hatte, wurden erst positive Zwischenergebnisse aus Tierversuchen verkündet. Erst im Dezember begannen die klinischen Großversuche der Phase 3 - Curevac glaubt aber, mit dem besseren Impfstoff gut im Rennen zu sein, wenn auch nicht mehr rechtzeitig für den nordamerikanischen Markt. Erst Mitte 2021 wird die Zulassung erwartet. Dafür wird mithilfe von Glaxosmithkline gleich die nächste Generation vorbereitet - mutantensicher.
Foto: Nasdaq MarketSite / dpa