Nach Notfallzulassung in USA Biontech will Impfstoff-Produktion deutlich erweitern

Mehr als eine Milliarde Impfdosen wollen Biontech und Pfizer nach aktuellem Stand im kommenden Jahr produzieren - doch das wird kaum reichen. Firmenchef Sahin will die Kapazitäten deutlich ausbauen.
"Müssen die Herausforderung bei der Herstellung lösen": Biontech-Chef Ugur Sahin will mehr Impfstoff produzieren

"Müssen die Herausforderung bei der Herstellung lösen": Biontech-Chef Ugur Sahin will mehr Impfstoff produzieren

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Florian Gaertner / imago images/photothek

Nach der Notfallzulassung seines Covid-19-Impfstoffs in den USA sieht Biontech-Chef Ugur Sahin (55) nun die größte Aufgabe in der Ausweitung der Produktion. "Wir müssen diese Herausforderung bei der Herstellung lösen", sagte Sahin der Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist ganz klar, dass mehr Dosen gebraucht werden. Und wir beschäftigen uns mit der Frage wie wir mehr Dosen herstellen können." Biontech und sein Partner Pfizer hatten angekündigt, noch in diesem Jahr bis zu 50 Millionen Impfdosen herstellen zu wollen und bis zu 1,3 Milliarden im kommenden Jahr.

Der Bedarf ist immens: Alleine die Europäische Union hat sich bereits bis zu 300 Millionen Dosen von dem Impfstoff gesichert. Die USA haben einen Vertrag über die Lieferung von 100 Millionen Impfdosen im Wert von rund 1,95 Milliarden Dollar geschlossen, es besteht zudem die Option zum Erwerb von weiteren 500 Millionen Dosen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte dem Vakzin am Freitag eine Notfallzulassung erteilt. Großbritannien hatte es am 2. Dezember als weltweit erstes Land zugelassen und knapp eine Woche später mit Massenimpfungen begonnen.

Sahin erwartet, dass der Impfstoff bis Ende Dezember auch von der Europäischen Arzneimittelagentur grünes Licht für eine bedingte Marktzulassung erhält und die beiden Unternehmen dann mit der Einführung des Vakzins in europäischen Ländern Anfang nächsten Jahres beginnen können. Sahin hofft, zur Ausweitung der Produktion die im September von Novartis übernommene Anlage im hessischen Marburg früher an den Start bringen zu können. Biontech hatte angekündigt, die Anlage werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2021 voll betriebsbereit sein mit einer jährlichen Produktionskapazität von bis zu 750 Millionen Impfdosen.

Mit Blick auf das Produktionsziel von bis zu 1,3 Milliarden Dosen im kommenden Jahr erklärte er: "Der Basisplan ist 1,3 Milliarden Dosen. Und wir arbeiten an einem erweiterten Plan. Ich kann Ihnen im Moment nicht sagen, was möglich ist und wie sehr wir den Umfang erweitern können, aber wir streben eine deutliche Erweiterung an."

Anfang November hatten Biontech und Pfizer als weltweit erste Firmen positive Ergebnisse aus der zulassungsrelevanten Studie mit einem Corona-Impfstoff verkündet. Nach einer endgültigen Analyse zeigte das Vakzin nach der Verabreichung von zwei Impfdosen einen Schutz von 95 Prozent vor Covid-19. Wie aus der kürzlichen Veröffentlichung der Ergebnisse in einem wissenschaftlichen Fachmagazin hervorging, besteht zudem ein teilweiser Impfschutz bereits zwölf Tage nach der ersten Impfung.

Sahin sagte, er sei von diesen Daten überrascht gewesen: "Wir wissen, dass die Immunantwort von der zweiten Dosis enorm verstärkt wird." Biontech und Pfizer hätten noch nicht entschieden, ob sie auch eine Einzeldosisversion des Impfstoffs prüfen wollen. Darüber werde man mit Pfizer aber "sicherlich" sprechen, sagte Sahin. 

cr/Reuters
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