Milliarden-Quartalsgewinn Biontech im Geldregen

Rasantes Wachstum: Biontech-Mitarbeiterin im Labor des neuen großen Werks in Marburg
Foto: Michael Probst / APDer Mainzer Corona-Impfstoffhersteller Biontech hat im ersten Quatal dieses Jahres einen Quartalsgewinn von 1,1 Milliarden Euro erzielt. Im vorangegangenen vierten Quartal 2020 hatte das Unternehmen mit Beginn der Impfkampagne erstmals schwarze Zahlen mit einem Überschuss von 366,9 Millionen Euro geschrieben.
Die Umsatzerlöse erreichten in den ersten drei Monaten 2021 rund 2,03 Milliarden Euro fast ausschließlich mit dem Corona-Impfstoff, die Gewinnmarge belief sich also auf mehr als 50 Prozent. Mehr als eine halbe Milliarde Euro fielen an Ertragssteuern an. Die Biontech-Aktie zog am Montag um 9 Prozent an.
Für das Gesamtjahr erwartet Biontech aktuell einen Umsatz von 12,4 Milliarden Euro mit seinem Covid-19-Impfstoff. Die Umsatzprognose basiere auf den bis Anfang Mai unterzeichneten Lieferverträgen über rund 1,8 Milliarden Impfdosen für 2021. Die Erlöse daraus werden zum größten Teil mit US-Partner Pfizer geteilt, außer in Deutschland, der Türkei und China.
Tatsächlich dürfte das Geschäft die aktuelle Prognose noch deutlich übertreffen. Im Zusammenhang mit weiteren Verträgen für Lieferungen im Jahr 2021 würden zusätzliche Umsätze erwartet, teilte Biontech am Montag mit. Zudem seien erste Verträge für 2022 und darüber hinaus geschlossen worden. Am Wochenende billigte die Europäische Union, die in der Absatzprognose mit den bisher bestellten 600 Millionen Dosen enthalten ist, eine weitere Order von bis zu 1,8 Milliarden Biontech-Dosen.
Produktionsziel auf drei Milliarden Impfdosen erhöht
Insgesamt rechnet Biontech nun bis Ende des Jahres mit einer Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen und weiteren mehr als drei Milliarden Dosen im Jahr 2022. Für das kommende Jahr hatte sich der US-Partner Pfizer zuletzt sogar noch optimistischer gezeigt und vier Milliarden Dosen in Aussicht gestellt. Bis zum 6. Mai haben Biontech und Pfizer weltweit rund 450 Millionen Dosen ihres Covid-19-Impfstoffs ausgeliefert.
Mehr als 40 Prozent der Produktion werde in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen gehen, erklärte Biontech-Chef Uğur Şahin (55) in einer Telefonkonferenz mit Analysten. "Die einzige kurzfristige Lösung ist es, Impfstoffe aus dem bestehenden Netzwerk zu liefern." Damit wendete er sich erneut gegen den inzwischen von der US-Regierung unterstützten Vorstoß, mit einer Freigabe der Patente den Aufbau weiterer Impfstoffproduzenten auch in Entwicklungsländern zu unterstützen. Eine neue Anlage in Betrieb zu nehmen, dauere mindestens ein Jahr, argumentierte Şahin. "Es gibt nicht die geringste Notwendigkeit, Patente aufzuheben."
#Biontech 2021 mit €6 Milliarden Gewinn — Die Ablehnung der Bundesregierung einer WTO Freigabe des Patentschutzes für Impfstoffe ist einer der schwersten Fehler der Kanzlerschaft Merkels. Sie schützt Profite der Pharmaunternehmen zulasten der Gesundheit.https://t.co/O1sSW4fzxk
— Marcel Fratzscher (@MFratzscher) May 10, 2021
Neues Werk in Singapur
Für die Expansion in Asien will das Mainzer Biotechunternehmen in Singapur ein regionales Hauptquartier bauen und dort zudem mit Unterstützung des Stadtstaats eine mRNA-Produktionsstätte errichten, wie Biontech ebenfalls am Montag mitteilte. Dadurch würden neue Herstellungskapazitäten für die wachsende Pipeline an mRNA-basierten Impfstoffkandidaten gegen Infektionskrankheiten und Krebs geschaffen. Das Werk soll mehrere hundert Millionen Dosen im Jahr produzieren können. Der Betrieb soll 2023 starten.
Für Biontech ist es der nächste bedeutende Schritt bei der Expansion im Ausland nach der Eröffnung eines US-Hauptsitzes in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts im vergangenen Jahr. In Asien arbeiten die Mainzer bereits seit mehr als einem Jahr mit der chinesischen Fosun Pharma bei der Entwicklung ihres Covid-19-Impfstoffs in China zusammen. Fosun hatte am Wochenende angekündigt, eine Anlage bereitstellen zu wollen, in der jährlich bis zu eine Milliarde Impfdosen hergestellt werden könnten. Die Zulassung des Vakzins in China erwarten die beiden Partner bis spätestens Juli.
Noch im Mai rechnet das Unternehmen mit einer Rückmeldung der US-Gesundheitsbehörde FDA zur Zulassung des Impfstoffs für 12- bis 15-Jährige, nachdem eine klinische Studie zeigte, dass Jugendliche das Vakzin gut vertragen. Auch in Europa stehe eine Zulassung für Jüngere kurz bevor. Biontech erklärte zudem unter Berufung auf Laborstudien, eine Anpassung der Formel mit Blick auf Mutationen des Coronavirus sei aus heutiger Sicht nicht nötig. Das Mittel wirke gegen die in Großbritannien, Südafrika und Brasilien entstandenen Varianten gleichermaßen.
Zugleich berichtete Biontech-Forschungschefin Özlem Türeci (54) von Fortschritten bei der Entwicklung von mRNA-Wirkstoffen gegen andere Krankheiten wie Krebs. Die Forschung soll mit den Gewinnen aus der Corona-Impfung vorangetrieben werden. "Unser Ziel ist es, zum globalen Machtzentrum der Immuntherapie im 21. Jahrhundert zu werden", sagte Şahin.