Partnerfirma Fosun bestellt 100 Millionen Dosen
Biontech liefert Impfstoff auch nach China
Der weltweite Run auf den Corona-Impfstoff von Biontech geht weiter. Jetzt kommt sogar eine große Bestellung aus China, wo längst mehrere Mittel aus eigener Produktion im massenhaften Einsatz sind.
Breites Angebot: Forscherin des chinesischen Impfstoffherstellers Sinovac - in China sind schon vier heimische Impfstoffe auf dem Markt, weitere kurz davor
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WANG ZHAO / AFP
Der Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech hat nun auch mit China eine Auslieferung seines Corona-Impfstoffs vereinbart. Die Vereinbarung mit dem Partnerunternehmen Fosun Pharma sehe die Lieferung von 100 Millionen Dosen im kommenden Jahr vor und stehe noch unter dem Vorbehalt der Zulassung durch die chinesischen Behörden, gab Biontech am Mittwoch bekannt.
Zugleich zeichnet sich ab, dass Biontech bald seine Alleinstellung als westlicher Hersteller eines zugelassenen Corona-Impfstoffs verliert. Die US-Arzneimittelbehörde FDA veröffentlichte am Dienstag und Mittwoch Dokumente, die das konkurrierende Mittel der US-Firma Moderna als "hochwirksam" bestätigen. Damit dürfte einer Zulassung und Beginn der Impfung zum Wochenende kaum noch etwas im Weg stehen. Die Aktie von Biontech gab am Montag im frühen Handel an der New Yorker Nasdaq um bis zu 7 Prozent nach.
Der chinesische Hersteller Fosun unterdessen zahlt der Vereinbarung zufolge 250 Millionen Euro an Biontech. Eine erste Tranche von 125 Millionen Euro wird den Angaben zufolge bei Lieferung der ersten 50 Millionen Dosen fällig, die zweite Rate solle überwiesen werden, sobald die chinesischen Behörden grünes Licht geben für den Impfstoff.
Die Chefs von Biontech und Fosun Pharma, Uğur Şahin (55) und Wu Yifang (51), erklärten, die gemeinsame Arbeit unterstreiche die Bedeutung von globaler Zusammenarbeit in der Forschung. "Unter der Voraussetzung, dass der Impfstoff sicher und wirksam ist, unterstützen wir aktiv die Vermarktung des Impfstoffs in China", erklärte der Fosun-Chef. Beide Unternehmen hatten bereits im März eine strategische Zusammenarbeit zur gemeinsamen Entwicklung und Kommerzialisierung eines potenziellen Covid-19-Impfstoffs in China beschlossen, der auf der Technologie von Biontech beruht - einen Tag vor der Allianz von Biontech mit Pfizer für den Rest der Welt. Seitdem ist Fosun auch direkt an Biontech-Aktien beteiligt.
Das in Shanghai ansässige Unternehmen und Biontech hatten am 24. November die Phase-2-Studie mit dem Biontech-Impfstoffkandidaten BNT162b2 in der chinesischen Provinz Jiangsu mit der Rekrutierung von 960 gesunden Probanden im Alter von 18 bis 85 Jahren begonnen. Die gesammelten Daten sollen einen künftigen Antrag auf Zulassung des Impfstoffs in der Volksrepublik unterstützen. Damit es schneller geht, setzt Fosun auch auf eine Brückenstudie, in der die klinischen Erkenntnisse aus dem Westen auch von China anerkannt werden. Ursprünglich hatte Fosun die Vermarktung eines anderen Biontech-Kandidaten, BNT162b1, geplant und dafür im Juli eine klinische Studie bei den chinesischen Behörden angemeldet - wenige Tage, bevor Biontech und Pfizer sich für das andere Mittel entschieden.
Lieferverträge für die geplante Produktion von 1,3 Milliarden Impfdosen bis Ende 2021 haben Biontech und sein US-Partner Pfizer mit mehreren Ländern abgeschlossen. In Großbritannien, wo das Mittel die erste Notzulassung erhielt, erhielten bereits mehr als 130.000 Menschen die erste von zwei Impfdosen. Inzwischen ist das Vakzin auch in den USA, Kanada, Mexiko, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Kuwait und Singapur zugelassen.
Auch mit der EU haben die beiden Unternehmen Liefervereinbarungen geschlossen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass sie am 21. Dezember ihr Gutachten zu dem Impfstoff abgeben will. Die offizielle Freigabe der EU-Kommission könnte dann am 23. Dezember folgen - eine Woche früher als geplant. Politiker wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) hatten ihren Unmut darüber geäußert, dass die Europäer länger auf das hier mit Staatshilfe entwickelte Mittel warten müssen als die Bewohner anderer Länder. Für Donnerstag ist eine Videokonferenz von Spahn, Bundeskanzlerin Angela Merkel (66), Forschungsministerin Anja Karliczek (49) und der Biontech-Spitze geplant.
In China selbst sind bereits seit dem Frühsommer vier verschiedene Impfstoffe aus heimischer Produktion im Einsatz. Anders als für Biontechs Vakzin liegen zwar noch keine abschließenden Ergebnisse der klinischen Studien vor. Der Einsatz wurde mit einer für ein Jahr befristeten Zulassung wegen besonderen medizinischen Bedarfs für ausgewählte Berufsgruppen wie Militärs oder Gesundheitsdienste sowie für Hochrisikogruppen trotzdem genehmigt.
Millionen Chinesen sind bereits geimpft
Allein die mehrheitlich staatliche Firma Sinopharm - mit Fosun als Großaktionär der börsennotierten Gesellschaft - hat ihre zwei von Instituten in Peking und Wuhan entwickelten Präparate nach eigenen Angaben bis November schon mehr als einer Million Menschen verabreicht. Auch bei den privaten Unternehmen Sinovac und Cansino Bio läuft das Massengeschäft. Im Dezember wurden für zwei weitere Impfstoffe chinesischer Institute die klinischen Studien der abschließenden Phase III begonnen.
Foto: MENAHEM KAHANA / AFP
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Diese Impfstoffprojekte gegen Covid-19 sind am weitesten
China, wo das Coronavirus Sars-Cov-2 im Januar identifiziert und die genetische Information entschlüsselt wurde, startete zwar mit Vorsprung in die Entwicklung von Impfstoffen. Die konsequente Begrenzung der Infektionen seit dem Lockdown zum chinesischen Neujahrsfest sorgte jedoch dafür, dass die klinischen Studien im eigenen Land die Wirksamkeit der Mittel nicht ausreichend belegen können. Denn dafür muss sich eine große Zahl von Probanden der nicht geimpften Kontrollgruppe ungewollt mit dem Virus anstecken. Die chinesischen Hersteller testen ihre Vakzine daher auch in anderen Ländern.
Die Vereinigten Arabischen Emirate erklärten in der vorigen Woche, die Sinovac-Impfung biete eine ausgezeichnete Wirksamkeit von 86 Prozent, um Infektionen mit Covid-19 (und nicht bloß den Ausbruch der Krankheit, wie von den Studien westlicher Mittel reklamiert) zu verhindern. Laut "Science" fehlten jedoch Details. Ausreichend Daten sollte die abschließende Studie in Brasilien liefern. Das dortige Instituto Butantan verschob die Veröffentlichung jedoch vom 15. auf den 23. Dezember. Die "chinesische Impfung" ist in der brasilianischen Politik heftig umstritten.
Fosun ist nicht die einzige chinesische Firma, die trotz des großen einheimischen Angebots auf einen Westimport setzt. Die Firma Shenzhen Kangtai will bis zum Jahresende eine Produktionskapazität von 100 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca und der Universität Oxford aufbauen. Dessen Zulassung lässt nach widersprüchlichen Informationen zur klinischen Studie jedoch auch im Westen auf sich warten.
Breites Angebot: Forscherin des chinesischen Impfstoffherstellers Sinovac - in China sind schon vier heimische Impfstoffe auf dem Markt, weitere kurz davor
15 BilderDiese Impfstoffprojekte gegen Covid-19 sind am weitesten
1 / 15
Das wohl begehrteste Produkt des Jahres: Zum Jahresbeginn läuft die Impfung gegen das Coronavirus wie hier in Israel auf Hochtouren. Mehrere Millionen Menschen haben bereits ihre erste Spritze erhalten. Von weit mehr als hundert Impfstoffprojekten sind bislang zehn in einzelnen Ländern zugelassen (Stand: 6. Januar)
Foto: MENAHEM KAHANA / AFP
2 / 15
Curevac hat sich mit dem Bayer-Konzern für die Impfstoffproduktion zusammengeschlossen - ein Signal, dass die Biotechhoffnung aus Tübingen als Nachzügler doch noch Wucht entfalten könnte. Im Frühjahr 2020 galt Curevac als Vorreiter im Impfstoffrennen, zeitweise ging gar die Angst um, die USA würden die deutsche Biotechfirma kapern.
Es folgten ein Einstieg des Bundes und ein furioser Börsengang an der Nasdaq. Im Oktober 2020, für den Hauptaktionär Dietmar Hopp (80) anfangs schon ein fertiges Produkt verheißen hatte, wurden erst positive Zwischenergebnisse aus Tierversuchen verkündet. Erst im Dezember begannen die klinischen Großversuche der Phase 3 - Curevac glaubt aber, mit dem besseren Impfstoff gut im Rennen zu sein, wenn auch nicht mehr rechtzeitig für den nordamerikanischen Markt. Erst Mitte 2021 wird die Zulassung erwartet.
Foto: Nasdaq MarketSite / dpa
3 / 15
Das erste Vakzin aus westlicher Produktion kam mit der Impfung der 90-jährigen Margaret Keenan im britischen Coventry am 8. Dezember zum Einsatz. Der unter dem Produktnamen Comirnaty vermarktete Impfstoff BNT162b2 wurde nach beeindruckenden Daten aus den klinischen Studien - 95 Prozent Schutz gegen Erkrankung, keine schweren Nebenwirkungen - von Großbritannien zugelassen, gefolgt von den USA, Europa, vielen weiteren Ländern und schließlich auch der Weltgesundheitsorganisation.
Foto: JONNY WEEKS / AFP
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Mit dem schützenden Stoff gegen die Pandemie bekommt die von Uğur Şahin (55) geführte Mainzer Firma Biontech eine globale Führungsrolle. Gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer verspricht das Unternehmen 1,3 Milliarden Dosen für 2021 - genug für ein Zwölftel der Menschheit und komplett ausgebucht. Es ist die erste Zulassung eines Impfstoffs der sogenannten mRNA-Technik überhaupt. Größter Nachteil: Das Mittel muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Doch es kommen ja noch Alternativen hinzu.
Foto: FABIAN BIMMER / REUTERS
5 / 15
Die US-Biotechfirma Moderna begann Mitte März als erste mit klinischen Studien. Inzwischen konnte auch die Moderna-Studie eine Wirksamkeit über 90 Prozent belegen. Weiterer Vorteil: Das Mittel ist bei deutlich weniger aufwändiger Kühlung haltbar. Und vor allem: Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) hat die Operation "Warp Speed" mit logistischer Hilfe des US-Mililtärs im Rücken. Die Firma setzt wie Biontech auf die mRNA-Technologie, die noch nie in einem zugelassenen Impfstoff zum Einsatz kam - bis Dezember 2020. In den USA gab die Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin schon frei, die EU-Behörde EMA folgte nach Kanada und Israel am 6. Januar.
Foto: Bill Sikes / AP Photo
6 / 15
Solange nur die Vakzine von Biontech und Moderna zur Verfügung stehen, reichen die bestellten und lieferbaren Mengen nicht einmal für Europa aus - geschweige denn für einen globalen Schutz. Am meisten Hoffnung auf schnellen Ersatz verspricht das im September in die abschließende klinische Studie gestartete Projekt des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson mit 60.000 Studienteilnehmern in acht Ländern. Das Mittel basiert auf einer bereits im Juli zugelassenen Ebola-Impfung der belgischen Tochterfirma Janssen. Größter Vorteil: Es wird nur eine Dosis pro Person benötigt. Ende Januar wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.
Am 4. Januar kam - im Beisein von Premierminister Boris Johnson (56) - auch ein von der Universität Oxford und dem britischen Konzern Astrazeneca entwickelter Impfstoff in britischen Krankenhäusern zum Einsatz. Das Projekt bekam ein frühes Lob der Weltgesundheitsorganisation und milliardenschwere Großaufträge von EU und USA. Der Vektorimpfstoff ist mit rund zwei Euro pro Dosis deutlich günstiger als die mRNA-Mittel von Biontech und Moderna, mit Lagerung zu Kühlschranktemperaturen leichter zu handhaben - und vor allem steht eine Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen bereit. Doch Zweifel lasten auf dem Hoffnungsträger ...
Foto: WPA Pool / Getty Images
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Im November präsentierte Astrazeneca zwar positive Zwischenergebnisse aus den klinischen Studien in Brasilien und Großbritannien, allerdings mit verwirrenden Daten zur Wirksamkeit bei unterschiedlicher Dosierung. Zur Klärung versprach der Konzern eine weitere Studie. Sicherheit vor Schnelligkeit, wie bis zum Herbst von allen Seiten gepredigt - doch das kostet Zeit. Dann gerieten auch noch die Projektpartner in Streit - und nun versucht der britische Konzern die Flucht nach vorn durch eine Allianz mit Russland. Trotz aller Wirren setzen auch Argentinien und Indien auf das Astrazeneca-Mittel. Viele europäische Politiker wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40) wünschen sich den schnellen Einsatz auch hier.
Foto: Ben Birchall / dpa
9 / 15
Dem Astrazeneca-Produkt sehr ähnlich ist der Impfstoff "Sputnik-V" des staatlichen russischen Gamaleya-Instituts. Der ebenfalls auf Adenoviren, die herkömmliche Erkältungen auslösen, basierende Stoff wurde bereits im August zugelassen, ohne die Prüfung von Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Großstudien abzuwarten. Erst zwei Wochen später kam das russische Vakzin in Phase 3, inzwischen in mehreren Ländern. Immerhin bestätigten die Ergebnisse, dass auch das russische Vakzin extrem gut wirkt. Und Astrazeneca will nun sogar prüfen, ob eine Kombination beider Wirkstoffe die beste Lösung sein könnte. Mit einem zweiten Impfstoff des Vektor-Instituts wiederholte Moskau das Prozedere.
Foto: RDIF HANDOUT/EPA-EFE/Shutterstock
10 / 15
In China, wo das Coronavirus im Januar 2020 entdeckt wurde, sind mehrere Impfstoffe bereits seit Sommer im Einsatz an medizinischem Personal und Risikogruppen. Die staatliche Firma Sinopharm hat zwei verschiedene Impfstoffe auf den Markt gebracht. Ein vom Pekinger Institut für Biologische Produkte entwickelter Totimpfstoff erhielt am 30. Dezember die erste Zulassung für die Allgemeinheit in China - nachdem in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent gezeigt wurde. Nach Angaben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Mittel ebenso wie Bahrain und Ägypten ebenfalls freigaben, sind es gar 86 Prozent.
Foto: Zhang Yuwei / dpa
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Die Privatfirma Sinovac hat nach eigenen Angaben vom 20. Oktober schon mehr als eine Million Menschen geimpft. Testen lässt sie ihren Impfstoff seit Juli in Brasilien und Indonesien - in China selbst gibt es längst nicht mehr genügend Infizierte für die Kontrollgruppe. In Brasilien ist die Kooperation mit China heftig umstritten, Präsident Jair Bolsonaro will sie stoppen. Die Behörden unterbrachen die Studie im November wegen eines Todesfalls - der sich als Selbstmord herausstellte. Die Veröffentlichung der Studienergebnisse wurde mehrfach verschoben, nun soll sie Anfang Januar folgen.
Ein Impfstoff der chinesischen Biotech-Firma Cansino Bio und ein weiteres Sinopharm-Produkt aus den Laboren des Wuhan-Instituts - am Ursprungsort der Krise - sind in China und einigen weiteren Ländern ebenfalls vorläufig zugelassen.
Foto: Nicolas Asfouri / AFP
12 / 15
Aus Indien kommt neben der massenhaften Auftragsproduktion für westliche Pharmariesen auch eine Eigenentwicklung: Die mit staatlichen Instituten kooperierende Biotechfirma Bharat aus dem "Genome Valley" von Hyderabad startete Ende Oktober in Phase 3, am 3. Januar erteilte die indische Regierung die Freigabe für den Noteinsatz. Ergebnisse der klinischen Studie wurden bis dato nicht veröffentlicht.
Foto: Stringer . / REUTERS
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Der von Emma Walmsley (51) geführte weltgrößte Impfstoffhersteller Glaxosmithkline scheint etwas an der Seitenlinie zu stehen - zumal die spektakuläre Kooperation mit dem Branchenzweiten Sanofi im Dezember enttäuschende Ergebnisse brachte und mit einer neuen Phase 1/2-Studie von vorn beginnen muss.
Doch schon im November begann eine Phase 2/3-Studie, für die Glaxosmithkline ebenfalls den Wirkstoffverstärker liefert. Die kanadische Firma Medicago züchtet den neuen Impfstoff, indem sie Tabakpflanzen das Erbgut der Viren injiziert. In dieses Projekt hat passenderweise auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert.
Auch die chinesische Firma Clover Biopharmaceuticals, die im Dezember eine Phase-3-Studie aufnahm, nutzt den GSK-Turbo.
Foto: HANDOUT / AFP
14 / 15
Auch der US-Konzern Novavax startete im September in Großbritannien in Phase 3, eine US-Studie folgte wegen Produktionsproblemen erst Ende Dezember. Der scheidende US-Präsident Donald Trump zeigte sich schon vor seiner eigenen Corona-Erkrankung als Fan der Produktion, die mit Staatsgeld gefördert wird. Mit dem Massenhersteller Serum Institute of India hat Novavax einen Deal zur Produktion von zwei Milliarden Impfstoffdosen abgeschlossen. Trump hatte lange auf eine Impfung noch vor der US-Präsidentenwahl am 3. November gedrängt.
Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS
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Ebenfalls in Phase 3 befindet sich ein Impfstoff, der nicht erst neu entwickelt werden musste. Das über ein Jahrhundert alte Bacillus Camille-Guérin, traditionell im Einsatz gegen Tuberkulose, wird vom australischen Murdoch Children's Research Institute auf seine Eignung gegen Corona überprüft.
Foto: RODGER BOSCH/ AFP
Das wohl begehrteste Produkt des Jahres: Zum Jahresbeginn läuft die Impfung gegen das Coronavirus wie hier in Israel auf Hochtouren. Mehrere Millionen Menschen haben bereits ihre erste Spritze erhalten. Von weit mehr als hundert Impfstoffprojekten sind bislang zehn in einzelnen Ländern zugelassen (Stand: 6. Januar)
Foto: MENAHEM KAHANA / AFP
Curevac hat sich mit dem Bayer-Konzern für die Impfstoffproduktion zusammengeschlossen - ein Signal, dass die Biotechhoffnung aus Tübingen als Nachzügler doch noch Wucht entfalten könnte. Im Frühjahr 2020 galt Curevac als Vorreiter im Impfstoffrennen, zeitweise ging gar die Angst um, die USA würden die deutsche Biotechfirma kapern.
Es folgten ein Einstieg des Bundes und ein furioser Börsengang an der Nasdaq. Im Oktober 2020, für den Hauptaktionär Dietmar Hopp (80) anfangs schon ein fertiges Produkt verheißen hatte, wurden erst positive Zwischenergebnisse aus Tierversuchen verkündet. Erst im Dezember begannen die klinischen Großversuche der Phase 3 - Curevac glaubt aber, mit dem besseren Impfstoff gut im Rennen zu sein, wenn auch nicht mehr rechtzeitig für den nordamerikanischen Markt. Erst Mitte 2021 wird die Zulassung erwartet.
Foto: Nasdaq MarketSite / dpa
Das erste Vakzin aus westlicher Produktion kam mit der Impfung der 90-jährigen Margaret Keenan im britischen Coventry am 8. Dezember zum Einsatz. Der unter dem Produktnamen Comirnaty vermarktete Impfstoff BNT162b2 wurde nach beeindruckenden Daten aus den klinischen Studien - 95 Prozent Schutz gegen Erkrankung, keine schweren Nebenwirkungen - von Großbritannien zugelassen, gefolgt von den USA, Europa, vielen weiteren Ländern und schließlich auch der Weltgesundheitsorganisation.
Foto: JONNY WEEKS / AFP
Mit dem schützenden Stoff gegen die Pandemie bekommt die von Uğur Şahin (55) geführte Mainzer Firma Biontech eine globale Führungsrolle. Gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer verspricht das Unternehmen 1,3 Milliarden Dosen für 2021 - genug für ein Zwölftel der Menschheit und komplett ausgebucht. Es ist die erste Zulassung eines Impfstoffs der sogenannten mRNA-Technik überhaupt. Größter Nachteil: Das Mittel muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Doch es kommen ja noch Alternativen hinzu.
Foto: FABIAN BIMMER / REUTERS
Die US-Biotechfirma Moderna begann Mitte März als erste mit klinischen Studien. Inzwischen konnte auch die Moderna-Studie eine Wirksamkeit über 90 Prozent belegen. Weiterer Vorteil: Das Mittel ist bei deutlich weniger aufwändiger Kühlung haltbar. Und vor allem: Moderna-Chef Stéphane Bancel (48) hat die Operation "Warp Speed" mit logistischer Hilfe des US-Mililtärs im Rücken. Die Firma setzt wie Biontech auf die mRNA-Technologie, die noch nie in einem zugelassenen Impfstoff zum Einsatz kam - bis Dezember 2020. In den USA gab die Arzneimittelbehörde FDA das Vakzin schon frei, die EU-Behörde EMA folgte nach Kanada und Israel am 6. Januar.
Foto: Bill Sikes / AP Photo
Solange nur die Vakzine von Biontech und Moderna zur Verfügung stehen, reichen die bestellten und lieferbaren Mengen nicht einmal für Europa aus - geschweige denn für einen globalen Schutz. Am meisten Hoffnung auf schnellen Ersatz verspricht das im September in die abschließende klinische Studie gestartete Projekt des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson mit 60.000 Studienteilnehmern in acht Ländern. Das Mittel basiert auf einer bereits im Juli zugelassenen Ebola-Impfung der belgischen Tochterfirma Janssen. Größter Vorteil: Es wird nur eine Dosis pro Person benötigt. Ende Januar wird mit ersten Ergebnissen gerechnet.
Am 4. Januar kam - im Beisein von Premierminister Boris Johnson (56) - auch ein von der Universität Oxford und dem britischen Konzern Astrazeneca entwickelter Impfstoff in britischen Krankenhäusern zum Einsatz. Das Projekt bekam ein frühes Lob der Weltgesundheitsorganisation und milliardenschwere Großaufträge von EU und USA. Der Vektorimpfstoff ist mit rund zwei Euro pro Dosis deutlich günstiger als die mRNA-Mittel von Biontech und Moderna, mit Lagerung zu Kühlschranktemperaturen leichter zu handhaben - und vor allem steht eine Produktionskapazität von drei Milliarden Dosen bereit. Doch Zweifel lasten auf dem Hoffnungsträger ...
Foto: WPA Pool / Getty Images
Im November präsentierte Astrazeneca zwar positive Zwischenergebnisse aus den klinischen Studien in Brasilien und Großbritannien, allerdings mit verwirrenden Daten zur Wirksamkeit bei unterschiedlicher Dosierung. Zur Klärung versprach der Konzern eine weitere Studie. Sicherheit vor Schnelligkeit, wie bis zum Herbst von allen Seiten gepredigt - doch das kostet Zeit. Dann gerieten auch noch die Projektpartner in Streit - und nun versucht der britische Konzern die Flucht nach vorn durch eine Allianz mit Russland. Trotz aller Wirren setzen auch Argentinien und Indien auf das Astrazeneca-Mittel. Viele europäische Politiker wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (40) wünschen sich den schnellen Einsatz auch hier.
Foto: Ben Birchall / dpa
Dem Astrazeneca-Produkt sehr ähnlich ist der Impfstoff "Sputnik-V" des staatlichen russischen Gamaleya-Instituts. Der ebenfalls auf Adenoviren, die herkömmliche Erkältungen auslösen, basierende Stoff wurde bereits im August zugelassen, ohne die Prüfung von Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Großstudien abzuwarten. Erst zwei Wochen später kam das russische Vakzin in Phase 3, inzwischen in mehreren Ländern. Immerhin bestätigten die Ergebnisse, dass auch das russische Vakzin extrem gut wirkt. Und Astrazeneca will nun sogar prüfen, ob eine Kombination beider Wirkstoffe die beste Lösung sein könnte. Mit einem zweiten Impfstoff des Vektor-Instituts wiederholte Moskau das Prozedere.
Foto: RDIF HANDOUT/EPA-EFE/Shutterstock
In China, wo das Coronavirus im Januar 2020 entdeckt wurde, sind mehrere Impfstoffe bereits seit Sommer im Einsatz an medizinischem Personal und Risikogruppen. Die staatliche Firma Sinopharm hat zwei verschiedene Impfstoffe auf den Markt gebracht. Ein vom Pekinger Institut für Biologische Produkte entwickelter Totimpfstoff erhielt am 30. Dezember die erste Zulassung für die Allgemeinheit in China - nachdem in Studien eine Wirksamkeit von 79 Prozent gezeigt wurde. Nach Angaben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die das Mittel ebenso wie Bahrain und Ägypten ebenfalls freigaben, sind es gar 86 Prozent.
Foto: Zhang Yuwei / dpa
Aus Indien kommt neben der massenhaften Auftragsproduktion für westliche Pharmariesen auch eine Eigenentwicklung: Die mit staatlichen Instituten kooperierende Biotechfirma Bharat aus dem "Genome Valley" von Hyderabad startete Ende Oktober in Phase 3, am 3. Januar erteilte die indische Regierung die Freigabe für den Noteinsatz. Ergebnisse der klinischen Studie wurden bis dato nicht veröffentlicht.
Foto: Stringer . / REUTERS
Der von Emma Walmsley (51) geführte weltgrößte Impfstoffhersteller Glaxosmithkline scheint etwas an der Seitenlinie zu stehen - zumal die spektakuläre Kooperation mit dem Branchenzweiten Sanofi im Dezember enttäuschende Ergebnisse brachte und mit einer neuen Phase 1/2-Studie von vorn beginnen muss.
Doch schon im November begann eine Phase 2/3-Studie, für die Glaxosmithkline ebenfalls den Wirkstoffverstärker liefert. Die kanadische Firma Medicago züchtet den neuen Impfstoff, indem sie Tabakpflanzen das Erbgut der Viren injiziert. In dieses Projekt hat passenderweise auch der Tabakkonzern Philip Morris investiert.
Auch die chinesische Firma Clover Biopharmaceuticals, die im Dezember eine Phase-3-Studie aufnahm, nutzt den GSK-Turbo.
Foto: HANDOUT / AFP
Auch der US-Konzern Novavax startete im September in Großbritannien in Phase 3, eine US-Studie folgte wegen Produktionsproblemen erst Ende Dezember. Der scheidende US-Präsident Donald Trump zeigte sich schon vor seiner eigenen Corona-Erkrankung als Fan der Produktion, die mit Staatsgeld gefördert wird. Mit dem Massenhersteller Serum Institute of India hat Novavax einen Deal zur Produktion von zwei Milliarden Impfstoffdosen abgeschlossen. Trump hatte lange auf eine Impfung noch vor der US-Präsidentenwahl am 3. November gedrängt.
Foto: CARLOS BARRIA/ REUTERS
Ebenfalls in Phase 3 befindet sich ein Impfstoff, der nicht erst neu entwickelt werden musste. Das über ein Jahrhundert alte Bacillus Camille-Guérin, traditionell im Einsatz gegen Tuberkulose, wird vom australischen Murdoch Children's Research Institute auf seine Eignung gegen Corona überprüft.