Nach Aktionärskritik Bayer will Vorstandsvergütung ändern

Vergütung nur leicht gekürzt: Bayer-Chef Werner Baumann, der Anfang Juni abgelöst wird
Foto: WOLFGANG RATTAY/ REUTERSNach Kritik von Aktionären will der Agrarchemie- und Pharma-Konzern Bayer die Bezahlung seines Vorstands auf neue Beine stellen. Man wolle das Vergütungssystem überarbeiten und auf der Hauptversammlung 2024 zur Abstimmung stellen, sagte der Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann (66) am Freitag auf der Jahreshauptversammlung des Leverkusener Konzerns.
Aus Sicht von Anteilseignern ist die Bezahlung zu hoch, unter anderem weil bei ihrer Berechnung die Milliardenkosten und Rechtsrisiken durch die Monsanto-Übernahme nicht angemessen berücksichtigt worden seien. Der zuletzt etwas erholte Aktienkurs ist viel niedriger als vor der Übernahme des US-Saatgutkonzerns, die 2018 abgeschlossen wurde.
Der scheidende Vorstandsvorsitzende Werner Baumann (60) bekam im vergangenen Jahr laut Bayer-Vergütungsbericht 5,44 Millionen Euro, das waren 4,6 Prozent weniger als 2021. Im Vergleich zu früher verdiente er aber deutlich mehr, im Zeitraum 2018 bis 2020 waren es unter vier Millionen Euro pro Jahr gewesen.
"Wir werden weitere Gespräche mit unseren Investoren führen, um Feedback für das zukünftige Vergütungssystem einzuholen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Winkeljohann. Aktionärsvertreter äußerten sich dennoch kritisch. Janne Werning von Union Investment wies darauf hin, dass "die Ursache der letztjährigen Kritik nicht behoben" worden sei. Ingo Speich von Deka Investment sagte: "Wir sehen zwar, dass die Vergütung von Herrn Baumann gekürzt wurde, erkennen allerdings keine ausreichenden Verbesserungen."
Nach sieben Jahren an der Spitze scheidet Baumann in rund vier Wochen aus dem Vorstand aus, der 56 Jahre alte Bill Anderson übernimmt. Der US-Amerikaner war zuletzt CEO der Pharma-Sparte von Roche, wo er erfolgreich ein umfassendes Transformationsprogramm leitete. Davor leitete er den Biotechkonzern Genentech.
Bayer hat ein gutes Geschäftsjahr hinter sich, Umsatz und Gewinn zogen kräftig an. In diesem Jahr soll das Wachstum des Konzerns weitergehen. Die Aktionäre fordern von Anderson jedoch Tempo hinsichtlich einer möglichen Strategieanpassung. Viele Anleger wollen einen Neuanfang und gingen mit Baumann, der die teuren Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten 2018 mit der über 60 Milliarden US-Dollar schweren Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto ins Haus geholt hatte, abermals hart ins Gericht. Redner aus den Reihen der Anteilseigner warfen Baumann auf der Hauptversammlung Wertvernichtung vor.