Starker Jahresauftakt Amazon übertrifft Erwartungen, aber Cloud-Geschäft wächst langsamer

Zuversichtlich: Amazon-Chef Andy Jassy kommt bei seinen Bemühungen voran, die Kosten zu reduzieren
Foto: Mike Blake / REUTERSMit einem überraschend starken Quartalsergebnis im Rücken blickt Amazon optimistisch in die Zukunft. Der weltgrößte Online-Händler stellte am Donnerstag ein anhaltend kräftiges Wachstum seiner Cloud-Sparte in Aussicht. Außerdem trage der Sparkurs erste Früchte. Allerdings brachte die Telefon-Konferenz zu den Quartalszahlen Anlegern die Erkenntnis, dass es im Cloud-Geschäft im April nur noch ein abgeschwächtes Wachstum gab. Die Aktie gab danach im nachbörslichen Handel ihre anfänglichen Kursgewinne von mehr als 13 Prozent wieder ab und rutschte um rund 2 Prozent ins Minus.
Für das laufende Quartal stellte der Konzern einen Umsatz zwischen 127 und 133 Milliarden Dollar sowie einen operativen Gewinn von zwei bis 5,5 Milliarden Dollar in Aussicht. Zum Jahresauftakt waren die Erlöse überraschend deutlich auf 127,4 Milliarden Dollar gestiegen. Der Gewinn lag mit 0,31 Dollar je Aktie ebenfalls über den Erwartungen.
Cloud-Sparte ist Wachstumstreiber
Ähnlich wie Microsoft und die Google-Mutter Alphabet geht dies auch bei Amazon auf das Konto des brummenden Geschäfts mit der Vermietung von Rechner- und Speicherkapazitäten. Das lukrative Cloud-Geschäft rund um die Plattform Amazon Web Services (AWS) wuchs zum Jahresauftakt um 16 Prozent und machte einen Umsatz von 21,4 Milliarden Dollar, lag aber deutlich unter der Wachstumsrate von 37 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Sparkurs soll Kosten senken
Weil viele Verbraucher wegen der hohen Inflation und der schwächelnden Konjunktur den Gürtel enger schnallen, hat Amazon zuletzt in zwei Wellen insgesamt etwa 27.000 Stellen gestrichen. Das sind rund neun Prozent der rund 300.000 Beschäftigten in der Verwaltung. Außerdem sollen einem Medienbericht zufolge Mitarbeiter weniger Aktien zugeteilt bekommen.
Die Kündigungswelle soll die Kosten senken, ging aber zunächst ins Geld. Laut Finanzchef Brian Olsavsky (58) fielen im vergangenen Quartal bereits rund 470 Millionen Dollar an Abfindungskosten an.
Amazon-Chef Andy Jassy (55) kommt bei seinen Bemühungen voran, die Kosten nach der Ausgabeoffensive während des Online-Bestellbooms in der Pandemie zu reduzieren. Die Betriebsausgaben nahmen im ersten Quartal nur noch um knapp neun Prozent zu – der geringste Anstieg seit mindestens zehn Jahren. Das Nordamerika-Geschäft schaffte einen operativen Gewinn von knapp 900 Millionen Dollar und schrieb damit erstmals seit 2021 wieder schwarze Zahlen. Vor einem Jahr war hier noch ein Betriebsverlust von 1,6 Milliarden Dollar angefallen.
Die starken Ergebnisse des ersten Quartals seien ermutigend, lobte Analyst Tom Forte vom Research-Haus D.A. Davidson. Erfreulich sei außerdem, dass die Ziele für das zweite Quartal im Rahmen der Markterwartungen lägen.