Weniger Boni an der Wall Street "Top-Performer scheffeln immer noch eine Tonne Geld"

Großverdiener unter den Top-Bankern: Sollten bei JPMorgan-Chef Jamie Dimon die Boni für 2016 kleiner ausfallen, der Mann dürfte es verschmerzen. Schon längst zählt er zu den Vermögensmilliardären
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Die Banker an der Wall Street müssen sich erneut auf sinkende Boni einstellen. Insgesamt sei für dieses Jahr ein Rückgang um 5 bis 10 Prozent zu erwarten, ergab eine am Montag veröffentlichte Untersuchung der auf Vergütungsberatung spezialisierten Firma Johnson Associates, berichtet Reuters. Bereits im vergangenen Jahr waren die Boni empfindlich zurückgegangen.
Bemerkenswert ist diesmal: Jahrzehntelang wurde die Schlacht um die höchsten Boni an der Wall Street regelmäßig zwischen Investmentbankern und Aktienhändlern entschieden. Mal schlug das Pendel in die eine, mal in die andere Richtung aus. Mit Blick auf das sich neigende Jahr 2016 gehören aber diesmal offenbar beide Berufsgruppen zu den Verlierern.
Hintergrund ist, dass einerseits das Geschäft mit Firmenübernahmen und Börsengängen nicht mehr so rund läuft und andererseits eine verschärfte Regulierung den Handel weniger lukrativ macht.
"Wenn wir die Politiker reden hören, könnte man denken, die Banker verdienen noch soviel Geld wie 2007. Das ist nicht der Fall", erklärte Alan Johnson gegenüber dem "Wall Street Journal" (WSJ). Seit dem Jahr 2009 sei der Bonus-Pool für die New Yorker Edel-Banker um fast ein Drittel zusammengeschrumpft.
Alle Zeichen wiesen auf ein enttäuschendes Ende eines ohnehin schwachen Jahres 2016 an der Wall Street hin. US-Banken hatten laut WSJ in den ersten neun Monaten weniger Geschäft gemacht als noch im Vorjahr. Die herabgesetzten Boni zeichneten diese Entwicklung nun nach.
"Top-Performer scheffeln immer noch eine Tonne Geld, vorher waren es zwei"

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Gleichwohl müssen Wall Street Banker nun nicht befürchten zu verarmen. "Die Top-Performer scheffeln immer noch eine Tonne Geld. Vorher waren es halt zwei Tonnen", merkt Johnson durchaus spitzfindig an. Allerdings erodierten die Sonderzahlungen in den unteren Gehaltsklassen offenbar schneller als in den oberen, ergänzt der Experte, dessen Schätzungen auf Analystenstudien und zahlreichen Gesprächen mit Bankkunden basieren.
Die Boni-Einbußen bei Investmentbankern in diesem Jahr schätzt Johnson Associates auf minus 10 bis minus 20 Prozent. Das Minus bei den Aktienhändlern dürfte zwischen 5 bis 15 Prozent liegen. Mittlerweile erreichten die Rückgänge auch die erfolgsverwöhnten Banker von Goldman Sachs, wo jedoch selbst der durchschnittliche Banker mit einem Salär von 350.000 Dollar immer noch zu den bestbezahlten Amerikanern zählt.
Glimpflicher kämen Anleihehändler davon mit einem Rückgang von bis zu 10 Prozent. Ihr Geschäft habe sich im Jahresverlauf merklich erholt, betonte Johnson. Lediglich im Filial- und Firmenkundengeschäft tätige Banker könnten mit einem Zuwachs ihrer Sondervergütung rechnen. Hier sollen die Boni laut Johnson im Schnitt um bis zu 5 Prozent steigen. Viel Hoffnung auf ein besseres nächstes Jahr für die Wall-Street-Banker macht der Experte freilich nicht. 2017 werde ebenfalls schwierig, betont Johnson.
Bereits Ende September hatte das "Wall Street Journal" über einen zu erwartenden durchschnittlichen Rückgang der Boni von Investmentbankern und Aktienhändler von rund 12 vorausgesagt. Das Blatt berief sich dabei auf Schätzungen des Spezialisten Options-Group.
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