Skandal-Banker verfasst bizarren Brief Berüchtigter "Wal von London" taucht nach langem Schweigen wieder auf

Schattenmann: Lange war es still um Iksil
Foto: CorbisDer Name Bruno Iksil ist nur Insidern geläufig - sein Spitzname aber einer breiten Öffentlichkeit. Immerhin wurde der Franzose als "London Whale" bekannt, als jener Händler, der seinem Arbeitgeber JP Morgan Chase & Co. 2012 einen Verlust von 6,2 Milliarden Dollar einbrockte. Und eine millionenschwere Strafzahlung. Nun ist dieser Wal wieder aufgetaucht - mit einem Brief, in dem er behauptet, er sei für das Debakel nicht verantwortlich.

Banken-Aktien: Der Hoffnungs-Lauf
Während andere seiner Kollegen von den US-Behörden verfolgt werden, hat Iksil 2012 nach seinem Abschied von JP Morgan eine Vereinbarung mit den Strafverfolgern erzielt, der zufolge er versprach, gegen einen Senior-Banker sowie einen Junior-Händler auszusagen, die angeblich die Größe des Verlust zu verschleiern suchten. Dann wurde es still um den Mann. Nun hat sich Iksil schriftlich an Bloomberg gewandt.
Und erklärt, er sei "wiederholt angewiesen worden" von seinen Vorgesetzten, jene Strategie zu exekutieren, die schief ging. Außerdem erklärte er, ihm missfiele der Name "Wal" und die Tatsache, seinen Namen im Zusammenhang mit dem Skandal zu sehen.
Für ihn spräche doch die Tatsache, dass die Regierung ihn nicht verfolge. Auch die britische Finanzaufsicht (Financial Conduct Authority) habe davon abgesehen, ihm ein Berufsverbot und eine Millionen-Pfund-Strafzahlung auszusprechen. Stattdessen habe Iksil wiederholt in den Jahren 2011 und 2012 vor potentiell hohen Verlusten gewarnt. Und im September 2011 sei er eigens von London nach New York gereist, um dort auf die Probleme hinzuweisen. Trotzdem sollte er auf Druck von oben weitermachen. Schreibt er.
900 Millionen Dollar Strafe
Seinerzeit wurden durch die Credit Default Swaps (CDS) Verluste eingefahren, die in mehr als 900 Millionen Dollar Strafzahlungen für JP Morgan gipfelten - und einer 50-prozentigen Gehaltseinbuße für Unternehmenschef Jamie Dimon im Jahr 2013.
"Diese Verluste wurden durch eine sehr risikoreiche Strategie, schwaches Management und einen Mangel an Reaktion verursacht", kritisierte laut "Welt" 2013 die britische Finanzaufsicht FCA. "Wir beurteilen JP Morgans Fehler als sehr schwerwiegend und geeignet, das Vertrauen in die britischen Finanzmärkte zu erschüttern."
Und Iksil? "Meine Rolle war es, eine Handelsstrategie auszuführen, die von ganz oben ersonnen (…) und beobachtet wurde", schreibt er. Er habe stets in gutem Glauben gehandelt in Märkte und Arbeitgeber.
Der gefühlige Brief, ein Scherz, ein plumpes Imitat?
Offenbar nicht. Iksils Anwälte Jonathan New und Jonathan Barr bestätigten die Echtheit des über drei Seiten langen Schreibens. Dafür könnte auch die Reaktion der US-Behörden sprechen sowie die von JP Morgan - beide enthielten sich eines Kommentars.