Servus: Philipp Lahm hört beim FCB auf, schlägt auch lukrative Jobs bei dem Top-Klub aus
Foto: Alexandra Beier/ Bongarts/Getty ImagesBayern Münchens Kapitän Philipp Lahm beendet nach dieser Fußball-Saison seine Karriere. Auch stehe er danach nicht für den Posten des Sportdirektors beim deutschen Rekordmeister zur Verfügung, teilte der Weltmeister am Dienstagabend nach dem 1:0 im Achtelfinalspiel des DFB-Pokals gegen den VfL Wolfsburg mit. "Ab Sommer bin ich Privatier", sagte Lahm .
Schon länger wird über die Zukunft des 33-Jährigen spekuliert. Sein Vertrag lief noch bis 2018, doch ein vorzeitiges Ende hatte er nicht ausgeschlossen. "Ich habe den Verantwortlichen Bescheid gesagt, dass ich am Ende der Saison aufhöre, Fußball zu spielen", sagte er.
Dass er auch nicht die vakante Stelle des Sportdirektors oder des Sportvorstandes übernehmen wird, dürfte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Club-Präsident Uli Hoeneß enttäuschen. Lahm war die Wunschbesetzung der beiden für das Amt. Der Posten ist seit dem Abschied von Matthias Sammer im vergangenen Juli vakant.
Dass Lahm dem Klub einen Korb gibt, überrascht aus rein menschlicher Sicht nicht. Schließlich ist der Nationalspieler seit 1995 für die Bayern aktiv. Nach mehr als 20 Jahren ist der Wunsch nach einem "Tapetenwechsel" verständlich.
Zugleich sei an dieser Stelle die These gewagt: Im Gegensatz zu anderen ehemaligen verdienten Fußballprofis, die bei ihrem Club nach Jahren der Rackerei auf dem Rasen dann unter dem Vereinsdach mit irgendeinem Job Unterschlupf finden, braucht Lahm diese Option nicht.
Kaum ein anderer Profifußballer hat schon während seiner aktiven Laufbahn so intensiv an seiner Karriere abseits des Platzes gearbeitet wie Lahm. Deutschlands Weltmeister-Kapitän ist bereits bei einer Reihe von Unternehmen investiert. Erst im Sommer vergangenen Jahres zum Beispiel wurde Lahm Gesellschafter des Müsli-Spezialisten Schneekoppe.
Zuvor war Lahms Einstieg in das Beratergeschäft bekannt geworden - als Gesellschafter der Berliner Agentur "Die Brückenköpfe". Letztere wollen nach eigenen Angaben ein "Sparringspartner des Top-Managements großer und mittlerer Unternehmen, Verbände und politischer Gremien im deutschen Gesundheitswesen" sein.
Seit 2015 ist Lahm auch Gesellschafter beim bayerischen Sportproduktehersteller Sixtus, der Kühlsprays, Cremes gegen wunde Haut oder Massageöle herstellt. Zum Lahm'schen Portfolio gehört ebenso Danova, ein Nürnberger Anbieter von betrieblicher Gesundheitsvorsorge. 40 Prozent des Unternehmens hatte Lahm im März 2016 gekauft.
Lahm will mehr als "stille Teilhabe" - Alles nur kein "Privatier"
Bei seinen diversen Beteiligungen ginge es ihm nicht nur um stille Teilhabe, wie der dem "Business Insider" gegenüber einmal erklärte. Er wolle sich unternehmerisches Wissen aneignen und suche dafür Partner, "mit deren Werten und Zielen ich mich identifizieren kann". Er beschäftige sich regelmäßig mit den Themen seiner Unternehmen, sagte Lahm dort weiter, "tausche mich mit den Geschäftsführern, dem Vertrieb oder Marketing aus und erhalte Informationen, um Entscheidungen mit beeinflussen und mittragen zu können."
Lahm verfügt also über diverse Optionen außerhalb des FC Bayern München, die er sich schon früh selbst aufgebaut hat. Er braucht den Klub für seine berufliche Zukunft nicht wirklich. Dem Weltklasse-Fußballer nimmt man daher vieles aber. Nur das mit dem "Privatier", der sich sinnbildlich erst mal auf seinen Fußballmeriten ausruht, definitiv nicht.
Arne Friedrich war ein deutscher Verteidiger, spielte auch in der Nationalmannschaft - und schoss bei der Weltmeisterschaft 2010 sogar ein Tor gegen Argentinien. Nun ist er bei Jung von Matt/Sports aufgelaufen und soll dort Athleten in ihrer Image- und Markenführung unterstützen.
Luis Figo war der Star Portugals, bevor Christiano Ronaldo dieses Erbe antrat. Auftritte mit der Nationalmannschaft gab es also reichlich für Figo. Als Unternehmer liebt er es eine Nummer kleiner. Er betreibt seit 1998 mit Paulo China zusammen offenbar eine kleine Bar in Vilamoura, das Sete Café.
Zinedine Zidane war einst ein Fußballspieler, der Frankreichs Nationalmannschaft sogar zu internationalen Titeln führte. Inzwischen lässt er lieber laufen, ist Trainer von Real Madrid und gewann mit dem Team zuletzt die Champions League. Und nun ist er sogar das Gesicht der indischen Immobilienfirma Kanakia Spaces, die in Mumbai hochwertige Wohnungen unters Volk bringen will, heißt es bei Bloomberg. Wellness brand ambassador lautet der Name dieser Position. Und der Name des Immobilienprojekts? Paris, na klar.
Stefan Reinartz spielte lange, fast zehn Jahre, bei Bayer Leverkusen. Mit 27 Jahren beendete er dann seine Karriere als Profisportler. Inzwischen ist er Mitgründer einer EDV-Schmiede, die das Programm "Impect" auf den Markt gebracht hat. Das soll Spiele besser als mit den herkömmlichen Parametern analysieren können, indem es das "packing" untersucht - der Frage also, in welchem Maß der Gegner ausgespielt wird. Bei der Europameisterschaft in Frankreich wird das System bereits genutzt.
Christian Fuchs ist in Deutschland vielleicht nicht so bekannt doch in Österreich und in England umso mehr. Denn Fuchs ist Österreicher, der für Leicester City spielt. Und nun auch Modeunternehmer ist, wie HITC Sport berichtet. Name? NoFuchsgiven. Derzeit im Angebot ein Sweatshirt sowie zwei T-Shirts.
Andrea Pirlo: Italiener, Bartträger, Schöngeist des Rasens ... Pirlo, lange in den Diensten von Juventus Turin, verdient sein Geld inzwischen in Amerika, bei New York City. Dabei hätte er vermutlich Besseres zu tun. Zum Beispiel, und da ist Pirlo tatsächlich Unternehmer, sich um das Weingut Pratum Coller zu kümmern, in der Nähe von Brescia. Er übernahm es 2010 von seinen Eltern.
Auch wenn es hier nicht so aussieht: Als Unternehmer hat sich Philipp Lahm der Hygiene seiner Mitspieler verschrieben: Deutschlands Weltmeister-Kapitän ist bereits seit Februar Gesellschafter von Sixtus, einem Hersteller von Kosmetikprodukten insbesondere für Sportler. Dazu kommt zum Beispiel seine Rolle als Gesellschafter bei Fanmiles. Ein soziales Netzwerk, dass Fans von Prominenten für deren Treue belohnt eben mit Fanmiles.
Weniger Fortune als Fußballer hatte Marcel Jansen, der beim HSV spielte und mithin mit den vorderen Tabellenplätzen wenig zu tun hatte. Trotzdem wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Und gründete ein Start-Up, nämlich Gymjunky, was Sportmode und ernährung vermarktet.
Cristiano Ronaldo kommt mit seiner Unterwäsche-Linie und anderen Dingen der Marke CR7 recht gockelhaft daher - die Einnahmen stimmen jedoch.
David Beckham verkauft unter seinem Namen auch Parfüms.
Klar, auch andere Sportarten bringen vorausschauende Charaktere mit Unternehmergen hervor. Hockey-Spieler Nicolas Jacobi gründete Immomio, Skisprung-Weltmeister Martin Schmitt ist Mitinhaber einer Vermarktungsagentur, Schwimmlegende Michael Groß ist Berater.
Gerald Asamoah wiederum, 2006 noch deutscher Nationalspieler, gründete präziser: mitbegründete 2014 das Unternehmen BsideMe. Dort schmiedet man Apps, mit denen Prominente die Kontaktpflege mit ihren Fans optimieren können.
Mathieu Flamini, bei Arsenal beschäftigt, zieht es dagegen in die Biotech-Branche. Er hat in das Unternehmen GF Biochemicals investiert.
Pilipp Lahms ehemaliger Chef Uli Hoeneß spielt in einer eigenen Liga: Dem Weltmeister von 1974 gehört eine Wurstfabrik in Nürnberg. Grundbedürfnisse befriedigen wollen auch...
... Ex-Trainer Holger Stanislawski und der ehemalige HSV-Spieler Alexander Laas: Sie betreiben im noblen Hamburg-Winterhude einen Supermarkt. Vorbild könnten dafür...
... die Schalker Legenden Ernst Kuzorra und Reinhard "Stan" Libuda (links) gedient haben, wenn auch eine Nummer kleiner: Sie führten nacheinander einen Kiosk an der "Schalker Meile" in Gelsenkirchen.
Ioannis Amanatidis hat sich ein Restaurant auf Zypern zugelegt. Der ehemalige Torjäger von Eintracht Frankfurt macht zudem Mode.
Marius Ebbers verdient sein Geld mittlerweile mit Mode. Ebbers hat im hippen Hamburger Schanzenviertel einen Klamottenladen eröffnet. Hübscher Nebeneffekt für den ehemaligen Sankt-Pauli-Stürmer: An Spieltagen hört man auf der Schanzenstraße die Fans im nahen Millerntorstadion.
Wer näher am einstigen Sportberuf bleiben möchte, eröffnet oft eine Fußballschule: 1990er Weltmeister Kalle Riedle kümmert sich etwa in Oberstaufen im Allgäu um Deutschlands Fußballnachwuchs. Weiterhin im Fußballgeschäft...
... tummeln sich auch Günter Netzer (hier mit Sportmoderator Gerhard Delling) und Christoph Metzelder. Netzer ist geschäftsführender Direktor des Schweizer Sportrechtevermarkters Infront; zeitweise gehörten ihm auch Anteile am Unternehmen, mittlerweile hat er sie allerdings verkauft.
Metzelder hat jüngst gemeinsam mit Partnern die Werbeagentur-Tochter "Jung von Matt Sports" aufgemacht, die sich auf Werbemaßnahmen für Sportvereine und -marken spezialisiert hat.
Bobby Dekeyser hat die Branche derweil radikal gewechselt: Der einstige Bayern-Torwart hat "Dedon" gegründet, einen Hersteller von teuren Möbeln für draußen. Ausgangspunkt: Ein Schlag ins Gesicht, der den Belgier dazu bewog, aus dem Profifußball auszusteigen.
Georgiens Fußball-Ikone Kakha Kaladze (rechts) hat seinen Ausflug in die Finanzwelt bereits beendet: Nach dem Ende seiner Karriere hatte er einen Investmentfonds gestartet, der Projekte in seiner Heimat hochziehen sollte; mittlerweile hat er Kala Capital allerdings verlassen.
Louis Saha, Franzose und einst unter anderem in Diensten von Manchester United und Tottenham Hotspur, hat das Internet für sich entdeckt: Gemeinsam mit einem Partner hat er "Axis Stars" begründet, ein soziales Netzwerk für Sportler.
Björn Gulden hat Puma zwar nicht gegründet; als Vorstandsvorsitzender des Sportartiklers gehört der Norweger allerdings zu den wichtigsten Personen im internationalen Sport Business. In den 80er Jahren lief er viermal für den 1. FC Nürnberg auf.
Fredi Bobic, einst Held der Stuttgarter Fans, ist Trainer - vor allem aber auch Unternehmer. Zum Beispiel mit der Berliner Dachgesellschaft Social Commerce Group S.
Stefan Reinartz spielte lange, fast zehn Jahre, bei Bayer Leverkusen. Mit 27 Jahren beendete er dann seine Karriere als Profisportler. Inzwischen ist er Mitgründer einer EDV-Schmiede, die das Programm "Impect" auf den Markt gebracht hat. Das soll Spiele besser als mit den herkömmlichen Parametern analysieren können, indem es das "packing" untersucht - der Frage also, in welchem Maß der Gegner ausgespielt wird. Bei der Europameisterschaft in Frankreich wird das System bereits genutzt.
Foto: Bongarts/Getty Images