Das Gesicht des Protests: Helena Morrissey, Director bei Newton Investment und Gründerin des 30-Prozent-Clubs
Foto: Getty ImagesInvestoren machen Druck: Die Fondsgesellschaften Jupiter Asset Management und Old Mutual Global Investors haben nach einem Bericht von "fundstrategy" gelobt, künftig gegen die Ernennung von Männern im "board", dem Entscheidungsgremium in angelsächsischen Unternehmen zu stimmen, wenn es nicht ausreichend Frauen an der Unternehmensspitze gibt. Eine Forderung mit Gewicht. Denn Jupiter und Old Mutual bündeln gemeinsam über 60 Milliarden Pfund, rund 66 Milliarden Euro. Kein Vergleich zu den Schwergewichten wie Blackrock mit über 4 Billionen Euro oder Vanguard mit kaum weniger. Trotzdem haben die Worte Bedeutung.
Zum einen, weil Old Mutual Global Investors in den größeren und börsennotierten Versicherungskonzern Old Mutual eingebettet ist. Sollte sich diese Einstellung in allen Unternehmensteilen des Hauses durchsetzen, wäre der Vervielfältiger also ungleich höher. Jupiter wiederum hat - anders als viele - mit Liz Airey selbst eine Frau ganz oben an der Spitze und damit eine höhere Glaubwürdigkeit bei dieser Thematik haben als mancher Konkurrent. Es mag auch eine Rolle spielen, dass Edward Bonham Carter zum Führungspersonal gehört, Bruder der Schauspielerin Helena - immerhin dürfte das eine gewisse Strahlkraft über die Finanzindustrie hinaus gewährleisten. Zum anderen aber sollen die Forderungen der zwei Unternehmen nur der Anfang sein.
Gemeinsam mit dem 30-Prozent-Club (der 30 Prozent der Positionen von Frauen besetzt wissen will) soll am Mittwoch eine Kampagne begonnen werden, die für mehr Frauen in Führungsposition wirbt. Ganz konkret sollen Fondsmanager und Industrierepräsentanten dafür gewonnen werden, mitzumachen. Mit ganz klaren Ideen.
"Es ist lebenswichtig, dass Investoren sich mit den Unternehmen damit auseinandersetzen und gegebenenfalls ihre Aktionärsrechte nutzen, indem sie gegen unpassende Vorschläge stimmen", sagt Brenda Trenowden, unter anderem Vorsitzende des 30-Prozent-Clubs. Nicht Abnicken, sondern Abstimmen. Einige Finanzhäuser haben bereits Interesse signalisiert.
Der Environment Agency Pension Fund mit seinen 2,8 Milliarden Euro zum Beispiel sowie der Eden Tree Investment Management (2,6 Milliarden Euro). Klein sind beide - aber arbeiten mit bestimmten Anlageprinzipien und können sich die jüngsten Forderungen daher gut zu eigen machen. Dass Newton Investment Management mit seinen etwas über 55 Milliarden Euro mitmacht, dürfte selbstverständlich sein - Helena Morrissey ist dort Non-Executive Director und Gründerin des 30-Prozent-Club.
Und offenbar eine begnadete Netzwerkerin, wurde sie wegen ihres Einflusses schon als als 'billion-dollar-babe' bezeichnet. Am Mittwoch tagt der Club in der Londoner Börse, gemeinsam mit Vertretern der Finanzindustrie.
Laut Wealth-X gibt es zurzeit weltweit 212.615 Menschen mit einem Vermögen von jeweils mehr als 30 Millionen Dollar. Zusammen verfügen diese Superreichen über 30 Billionen Dollar - eine Summe, die voraussichtlich bis 2020 auf mehr als 45 Billionen ansteigen wird.
Immerhin nur etwa 36 Prozent aller Superreichen weltweit haben ihr Vermögen geerbt oder zumindest zum Teil geerbt. Den Rest bezeichnet Wealth-X als "Self-Made".
Der Anteil der Frauen ist mit knapp 13 Prozent gering. Ihr Anteil am Gesamtvermögen mit 11,3 Prozent noch geringer.
Laut Wealth-X sind mehr als 90 Prozent aller UHNWIs weltweit verheiratet.
Mit 15 Prozent Anteil liegt die Finanzbranche an erster Stelle der Wirtschaftszweige, in der Millionäre und Milliardäre ihr Geld gemacht haben. Es folgen: Das herstellende Gewerbe sowie die Industrie.
Der 52jährige Amazon-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos befindet sich ziemlich nah am Altersdurchschnitt, der über alle Superreichen hinweg weltweit bei 59 Jahren liegt.