Das Soros-Paradoxon George Soros bangt um die EU - und steigt dennoch bei Gold aus

Von Arne Gottschalck
Georges Soros: Herr über Soros Fund Management

Georges Soros: Herr über Soros Fund Management

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George Soros ist selten um eine klare Meinung verlegen. Vor allem zum Euro. Immer wieder formuliert er seine Skepsis. "Ich mache mir sehr große Sorgen", barmte der Großinvestor in einem Gespräch mit der "Wirtschaftswoche".  "Europa steht vor dem Kollaps, es muss komplett neu erfunden werden. Das Ziel muss eine Europäische Union sein, der auch ein Land wie Großbritannien unbedingt angehören möchte. Um das zu erreichen, muss die ganze Verfasstheit der EU auf den Prüfstand", so Soros.

Das ist eigentlich nichts Neues. Und eigentlich nichts Neues, dass Soros dabei seine Hintergedanken hat. Immerhin ist er Investor und als solcher sieht er sich vor allem einem Wohl verbunden - seinem eigenen. Wer gegen den Euro wettet, der schimpft natürlich auch über den Zustand der EU.

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Doch wie passt es da ins Bild, dass er angesichts der Schockwellen an den Börsen, die ein EU-Zerfall mit hoher Wahrscheinlichkeit lostreten würde, auch die klassische Krisenversicherung der Investoren links liegen lässt? Überraschender noch - er verkauft sie. Denn laut "Handelsblatt"  trennt sich Soros ausgerechnet von Gold, jenem Edelmetall, das in Krisenzeiten traditionell an Wert gewinnt, eben der klassische "sichere Hafen" für skeptische Investoren ist.

Ein Widerspruch? Auf den ersten Blick. Doch einer, der sich aufklären lässt.

Denn Soros hatten es vor allem die Aktien der Goldproduzenten angetan. Für 264 Millionen Dollar hat er in den ersten drei Monaten des Jahres Aktien des Goldminenbetreibers Barrick Gold gekauft. Eigens dazu griff er bei Soros Fund Management wieder vermehrt ins Tagesgeschehen ein, nachdem er sich lange eher auf seine philanthropische Arbeit konzentrierte.

Raus aus Minenbetreiber Barrick Gold, rein in Gold-ETF

Die Aktien nun haben ihre Schuldigkeit getan. Um 169 Prozent stiegen die Kurse des Unternehmens, das in den Jahren zuvor seine Kosten drastisch reduziert hat und damit von den gestiegenen Goldnotierungen profitieren konnte. Nun scheint Soros das Kursplateau erreicht und er zieht konsequent die Reißleine - der Kurs von Barrick Gold ist inzwischen wieder um mehr als 20 Prozent abgestürzt. Widerspruch gelöst? Nicht ganz - dazu bedarf es weiteren Blickes auf die Meldung im "Handelsblatt".

Der zufolge hat Soros stattdessen Anteile eines Gold-ETF gekauft. Dieses Finanzprodukt profitiert nicht von Spar-Leistungen von Barrick Gold und der damit einhergehenden Sonderkonjunktur an der Börse, sondern bildet nur den Goldpreis ab. Und ist deswegen eine klassische Absicherung. Das Soros-Paradoxon, der vermeintliche Widerspruch? Ist damit gelöst.

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