Aufsichtsrat verlangt Abberufung EWE-Chef stolpert über Spende an Wladimir Klitschko

EWE-Chef Matthias Brückmann: Der Manager steht wegen einer Spende aus dem Firmenvermögen des fünfgrößten deutschen Energieversorgers vor dem Aus
Foto: DPAErst im vergangenen November hatte der kommunale Energieversorger EWE seine strategische Neuausrichtung beschlossen. Unter seinem gerade mal ein Jahr amtierenden Vorstandschef Matthias Brückmann wollte die im niedersächsischen Oldenburg ansässige Gesellschaft in zehn Jahren zum führenden Energieversorger nördlich des Main-Linie aufsteigen.
Die dafür erdachte Strategie werden jetzt wohl andere als Brückmann umsetzen müssen. Denn die Aufsichtsratsspitze des fünftgrößten Energieversorgers in Deutschland verlangt nach eigenen Angaben die Abberufung des Vorstandschefs. "Herr Brückmann wird sein Amt bis zur Sitzung des Aufsichtsrats der Gesellschaft vorerst ruhen lassen", teilte der Energieversorgers am Dienstag mit. Am 22. Februar sollen die Aufseher über die Zukunft des Managers entscheiden. Zuvor hatte die "Nordwest-Zeitung" darüber berichtet.
Brückmann dürfte damit eine umstrittene Spende von 253.000 Euro zum Verhängnis werden, die er im vergangenen Jahr eigenmächtig und ohne Erlaubnis des Finanz- und Prüfungsausschuss des Aufsichtsrates an eine Stiftung des Ex-Boxweltmeisters Wladimir Klitschko nach Kiew überwiesen hat. Die Staatsanwaltschaft in Oldenburg prüft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue.
Der Manager hat sich mittlerweile bereit erklärt, die Spende an die Stiftung aus eigener Tasche zu bezahlen, zeigt sich aber gleichwohl überzeugt davon, dass die von Konten der EWE veranlasste ursprüngliche Zahlung rechtlich nicht zu beanstanden sei.
Der EWE-Chef und Klitschko gelten als gute Bekannte. Für die Spende soll Brückmann einen PR-Besuch des Ex-Champions in Oldenburg vereinbart haben, berichtete die Nordwest-Zeitung. Nach Informationen der Zeitung soll Brückmann über den möglichen Klitschko-Besuch sowohl mit den EWE Baskets, deren Sponsor EWE ist, als auch mit Oberbürgermeister Jürgen Krogmann gesprochen haben. So sollte sich Klitschko unter anderem ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Doch die Klitschko Management Group betont, an die Spende seien keinerlei Bedingungen geknüpft gewesen.
Dabei war Brückmann bei seinem Amtsantritt noch als der große Saubermann aufgetreten. Spenden dürften nicht nach Gutsherrenart von Einzelpersonen vergeben werden, hatte er im Frühjahr 2016 der "Nordwest-Zeitung" gesagt. "Jeder Cent muss der Satzung entsprechen."
Bei seinem Bekannten Klitschko sah das Brückmann offensichtlich anders und setzte sich damit auch über den EWE-Verhaltenskodex hinweg. Der stellt unmissverständlich klar: "Die Vergabe von Spenden und Sponsoring-Zuwendungen hat stets transparent zu erfolgen. Das heißt, dass der Empfänger und die Verwendung der Zuwendung bekannt, geprüft und dokumentiert sind."
Möglicherweise ist die umstrittene Spende aus Firmenvermögen nicht das einzige "Vergehen" des Managers. In einem vom Aufsichtsrat beauftragten Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sollen gegen Brückmann weitere Vorwürfe erhoben werden. Um welche Vorwürfe es geht, blieb bis Dienstagabend unklar.
Die EWE weist für das Jahr 2015 ein operatives Ergebnis von rund 428 Millionen Euro bei einem Umsatz von knapp acht Milliarden Euro aus. Unter dem Strich fiel ein Verlust von rund 9 Millionen Euro an, der vor allem von Abschreibungen sowie Rückstellungen für Restrukturierungsmaßnahmen verursacht wurde. Der regionale Versorger ist auch in den Bereichen Telekommunikation und IT tätig und zählt rund 9000 Mitarbeiter.