Boris Becker
Foto: Peter Kneffel/ dpaDer ehemalige Tennisstar Boris Becker (50) beruft sich im Insolvenzverfahren gegen ihn in London auf diplomatische Immunität. Das bestätigte sein Anwalt am Freitag.
Becker hatte im April mitgeteilt, dass er von der Zentralafrikanischen Republik zum Sonderattaché für Sport und kulturelle Angelegenheiten in der Europäischen Union ernannt worden sei. Der Posten sei ein Ehrenamt.
Nun haben Beckers Anwälte in London einen Antrag beim High Court in London gestellt, das Insolvenzverfahren gegen ihn wegen der diplomatischen Immunität ihres Mandaten bis auf Weiteres zu stoppen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Londoner Kanzlei Sal & H hervor.
Becker könne ohne die Zustimmung der Zentralafrikanischen Republik keinem rechtlichen Verfahren unterworfen werden, so die Anwälte. Außerdem bedürfe es dafür der Zustimmung des britischen Außenministers Boris Johnson und seines zentralafrikanischen Amtskollegen. Ob die Argumentation der Becker-Anwälte vor dem Gericht in London verfängt, ist unklar.
Das belgische Außenministerium wollte Beckers Status als Sonderattaché am Freitag nicht bestätigen. Man mache grundsätzlich keine Angaben zu Einzelfällen, sagte ein Sprecher.
"Zugegebenermaßen ungewöhnlich"
Beckers deutscher Anwalt Christian-Oliver Moser teilte auf Anfrage der Deutsche Presse-Agentur mit, der Schritt sei "zugegebenermaßen ungewöhnlich". "Es ist aber nicht so, dass Herr Becker das diplomatische Amt übernommen hat, um auf diese Weise das Insolvenzthema zu lösen. Er ist nach wie vor inhaltlich davon überzeugt."
In einer Stellungnahme auf Englisch rechtfertigt Becker den Schritt. Er sei Opfer einer "Farce" geworden, klagt er. Ein "Haufen anonymer und unverantwortlicher Banker und Bürokraten" habe ihm ein "vollkommen unnötiges" Insolvenzverfahren aufgezwungen. Er habe dadurch "eine Menge Schaden" erlitten, "sowohl finanziell als auch professionell", schreibt die Tennis-Legende.
Und Becker will auch zum Gegenschlag ausholen: "Ich werde diejenigen verfolgen, die diesen Prozess erzwungen haben und sie öffentlich verantwortlich machen für ihre Taten." Auf seine Ernennung zum Sport- und Kulturattaché sei er "immens stolz", so Becker.
Der Krisenstaat Zentralafrikanische Republik gilt einem umfassenden UN-Index zufolge als das ärmste Land der Welt. In dem Land war 2013 ein Bürgerkrieg ausgebrochen, in dem sich Milizen der christlichen Mehrheit und der muslimischen Minderheit gegenüberstanden.
In Folge einer französischen Militärintervention und später einer UN-Friedensmission stabilisierte sich die Lage etwas. Trotz der Präsenz von mehr als 12 000 Blauhelmsoldaten kommt es jedoch immer wieder zu neuen Kämpfen. Nach UN-Angaben sind rund 1,1 Millionen Menschen auf der Flucht - fast ein Viertel der Bevölkerung. Jeder zweite Zentralafrikaner ist UN-Angaben zufolge auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Am 7. Juli 1985 wurde Boris Becker schlagartig zum deutschen Sporthelden - durch seinen Wimbledon-Sieg im Alter von 17 Jahren. Er besiegte im Finale den Südafrikaner Kevin Curren 6:3, 6:7, 7:6, 6:4. Es war der Beginn einer unglaublich erfolgreichen Tenniskarriere.
Auf dem Tennisplatz feierte Becker zahlreiche Triumphe. Nach seinem Sieg bei den Australian Open 1991 wurde er die Nummer eins der Weltrangliste. Ein Jahr später gewann Becker zusammen mit Michael Stich Olympiagold in Barcelona. 1988 hatte er mit dem deutschen Team erstmals den Davis Cup geholt.
Beckers aktive Karriere endete dort, wo sie einst so furios begann: auf dem Centre Court in Wimbledon, seinem "Wohnzimmer". Am 1. Juli 1999 verlor er sein Achtelfinal-Match gegen den Australier Patrick Rafter 3:6, 2:6, 3:6 - Beckers letztes Spiel. Allein an Preisgeld hatte er in seiner Karriere mehr als 25 Millionen Dollar verdient. Abseits des Platzes sollte er in den folgenden Jahren weniger Erfolge feiern.
Privates Glück: Im Dezember 1993 heiratete Becker seine Frau Barbara. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder, die Söhne Noah Gabriel (Jahrgang 1994) und Elias Balthasar (1999).
Doch die Ehe hielt nur gut sieben Jahre. Im Januar 2001 wurden Boris und Barbara Becker in München geschieden. Die Scheidung soll ihn laut "Bild"-Zeitung rund 15 Millionen Euro gekostet haben soll.
Im Sommer 1999 hatte Becker seine schwangere Frau mit Angela Ermakova betrogen. Bei der kurzen Affäre zeugte er die uneheliche Tochter Anna (Jahrgang 2000), was Becker zunächst bestritt, nach einem Vaterschaftstest jedoch zugab: "Ich übernehme die Verantwortung und werde für die kleine Anna sorgen." Hier sind Mutter und Tochter im März 2007 bei einer Schönheitsmesse in Düsseldorf zu sehen.
Als Werbefigur war Becker schon während seiner Tenniskarriere begehrt. Und auch danach erhielt er diverse Verträge. Kultstatus erlangte sein AOL-Spot. "Häh, bin ich da schon drin, oder was?" - "Ich bin drin!" - "Das ist ja einfach!"
Das Landgericht München verurteilte Becker im Oktober 2002 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 1,7 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Nach Auffassung des Gerichts hatte Becker in den Jahren 1991 bis 1993 zwar offiziell seinen Wohnsitz im Steuerparadies Monaco, tatsächlich habe er aber seinen Lebensmittelpunkt in München gehabt. Zudem wurde er zu einer Geldstrafe von 300.000 Euro verurteilt, außerdem sollte Becker 200.000 Euro Geldbuße als Bewährungsauflage an verschiedene karitative Einrichtungen zahlen.
Wenig erfolgreich verlief Beckers Beteiligung am Internetportal Sportgate, das 2001 Insolvenz anmelden musste. Der Insolvenzverwalter forderte daraufhin 1,5 Millionen Euro von Becker. Das Oberlandesgericht München verurteilte ihn schließlich zu einer Zahlung von 108.000 Euro.
Mehrere Jahre lang war die Tennislegende Werbeträger von PokerStars.de, einer Onlineplattform für Pokerspieler. Becker nahm auch an Profiturnieren teil. Insgesamt soll er mehr als 100.000 Dollar an Preisgeld gewonnen haben.
Bis ins erste Quartal 2017 gehörten Becker drei Mercedes-Autohäuser in Mecklenburg-Vorpommern. Das Geschäft lief wohl nicht immer nach Wunsch. In der Bilanz für 2012 stand ein Minus von 208.083,84 Euro. Inzwischen hat eine größere regionale Händlerkette die Häuser an den Standorten Stralsund, Ribnitz-Damgarten und Greifswald übernommen.
Beckers Finca Son Coll in der Nähe von Arta auf Mallorca: Die Immobilie brachte ihm viel Ärger, wäre schon mal fast zwangsversteigert worden. Medienberichten zufolge ist dort zwischenzeitlich ein Hausbesetzer eingezogen.
Becker und die Frauen: 2008 war er für 83 Tage mit Sandy Meyer-Wölden verlobt, dann kam es zur Trennung. Zuvor hatte er einige kurze Beziehungen, unter anderem mit Sabrina Setlur.
2009 heiratete Becker die Niederländerin Lilly Kerssenberg. Das Paar bekam 2010 den Sohn Amadeus. Kürzlich gab das Paar seine Trennung bekannt.
Am Tiefpunkt dürfte Beckers Ansehen in Deutschland wohl 2013 gewesen sein. Im Zusammenhang mit seiner zweiten Autobiografie "Das Leben ist kein Spiel" war von einer "deutschen Tragödie" und von "Selbstdemontage" die Rede. Später bezeichnete Becker das Werk im SPIEGEL als Fehler. Zu allem Überfluss lieferte sich Becker auch noch einen Twitter-Zoff mit Oliver Pocher, der in einer Art TV-Duell mündete - peinliche Bilder mit Fliegenklatschen-Schlappohren inklusive. "Natürlich weiß ich: Nicht jeder meiner Auftritte, zum Beispiel im deutschen Fernsehen, war gut. Einige waren nicht so gut", sagte Becker später.
Dieser Job brachte Becker eine Menge Anerkennung zurück: Als Trainer von Novak Djokovic strafte er alle Skeptiker Lügen. Der Serbe gewann 2016 erstmals die French Open, hielt damit alle vier Grand-Slam-Titel gleichzeitig und war unangefochten die Nummer eins. Die Zusammenarbeit ist inzwischen beendet.
Becker arbeitete als Kommentator für den TV-Sender Eurosport. In diesem Job hatte er zuvor bereits langjährige Erfahrung bei der BBC gesammelt. Als Fernsehexperte überzeugte Becker mit klugen Analysen.
Im Juni 2017 erklärte ein Londoner Gericht Becker für insolvent. Das Verfahren läuft weiter - kürzlich wurde bekannt, dass sich Becker auf seine diplomatische Immunität berufen will, um es zu beenden. Er ist seit April 2018 Sport- und Kulturattaché der Zentralafrikanischen Republik. "Es ist falsch, dass ich pleite bin", sagte er im November 2017 der "Neuen Zürcher Zeitung."
Tennis-Legende: Boris Becker hechtete sich in die Herzen der Nation und gewann während seiner Tennis-Karriere rund 25 Millionen Dollar Preisgeld. Nun erklärte ein Londoner Gericht, Becker könne seine Schulden nicht begleichen - was Becker bestreitet. Dennoch bleibt die Frage: Wo ist Boris' Geld geblieben?
Zwischen 1985 und 1995 sorgten Boris Becker und Steffi Graf für ein Tennis-Fieber in Deutschland - und verdienten prächtig. Nach Ende seiner Sportler-Karriere betrieb Becker drei Mercedes-Autohäuser in Ostdeutschland ...
... doch kurz nach der Wende fehlten in Greifswald, Stralsund und Ribnitz-Damgarten die zahlungskräftigen Kunden. Inzwischen hat Becker die drei Mercedes-Autohäuser verkauft.
Zudem pflegt Becker einen luxuriösen Lebensstil. Nach Recherchen der "Bild"-Zeitung soll allein sein Mietshaus im Londoner Stadtteil Wimbledon (Beckers "Wohnzimmer") rund 35.000 Euro pro Monat kosten.
Teure Scheidung: Die Scheidung von seiner ersten Frau Barbara ("Babs") Becker kostete den Tennis-Star laut "Bild" rund 15 Millionen Euro. Hinzu kam der Unterhalt für seine ehelichen Kinder Noah und Elias, die inzwischen erwachsen sind.
Unterhalt II: Auch für Beckers uneheliche Tochter Anna Ermakova wurde Unterhalt fällig. Inzwischen ...
... arbeitet Anna als Model und trat unter anderem 2015 bei der Mercedes Benz Fashion Week in Berlin auf. Ihr Vater ...
... ist inzwischen mit Lilly Becker verheiratet, hatte als Geschäftsmann jedoch kein glückliches Händchen: Zeitweise war Boris Werbefigur für AOL ("Bin ich schon drin oder was?") und gründete später ein Internet-Portal. Die Idee, ein Online-Sport-Portal zu etablieren, funktionierte jedoch nicht, die Firma ging pleite.
1997 erwarb Boris Becker eine Finca auf Mallorca - seitdem gab es ständig Ärger um die Villa. Mehrfach sollte das Haus versteigert werden. Auch im aktuellen Rechtsstreit in London spielt das Haus eine Rolle: Beckers Anwalt will Hypotheken auf die Villa aufnehmen, um die umstrittenen Schulden begleichen zu können. Der Feststellung der Richterin, Boris Becker sei bankrott, widersprach Beckers Anwalt. Bis vor wenigen Monaten hatte Becker noch einen lukrativen Job ...
Als Trainer von Tennis-As Novak Djokovic verdiente Boris laut "Bild" rund 800.000 Euro im Jahr, der Vertrag lief jedoch Anfang 2017 aus. So überragend Boris Becker auf dem Tennisplatz war, so unglücklich agierte er als Geschäftsmann im Anschluss an seine aktive Karriere - ganz im Gegensatz zu seinen früheren Weggefährten ...
Ion Tiriac: Der ehemalige Manager von Boris Becker gilt inzwischen als einer der reichsten Männer Rumäniens. In einem Interview mit dem "Stern" wurde Tiriac mit dem Vorwurf Beckers konfrontiert, er habe seinen jungen Schützling über den Tisch gezogen. Tiriac konterte kühl: "Ich habe mit Becker gut verdient. Aber er verdiente mit mir noch viel, viel mehr." Und Tiriac legte nach: "Ich habe immer gewusst, wann ich einen Partner brauche, der schlauer ist als ich."
Bukarest, London, Paris, Monte Carlo: Tiriac reiste nach der Trennung von Boris als Geschäftsmann und Strippenzieher von einem Jet-Set-Ort zum anderen. An vielen seiner Firmen seien deutsche Konzerne beteiligt, bestätigte Tiriac dem "Stern". Auch Boris (im Bild mit Trainer Günter Bosch aus dem Jahr 1985) liebt das Jet-Set-Leben - in der Vermögensklasse eines Ion Tiriac wird der inzwischen 49-Jährige Leimener aber wohl nicht mehr spielen.
Dennoch: Boris Becker (im Bild mit Niki Pilic nach der Davis-Cup-Schlacht in Hartford 1987) bleibt ein Riese.
Als Trainer von Tennis-As Novak Djokovic verdiente Boris laut "Bild" rund 800.000 Euro im Jahr, der Vertrag lief jedoch Anfang 2017 aus. So überragend Boris Becker auf dem Tennisplatz war, so unglücklich agierte er als Geschäftsmann im Anschluss an seine aktive Karriere - ganz im Gegensatz zu seinen früheren Weggefährten ...
Foto: AFPIon Tiriac: Der ehemalige Manager von Boris Becker gilt inzwischen als einer der reichsten Männer Rumäniens. In einem Interview mit dem "Stern" wurde Tiriac mit dem Vorwurf Beckers konfrontiert, er habe seinen jungen Schützling über den Tisch gezogen. Tiriac konterte kühl: "Ich habe mit Becker gut verdient. Aber er verdiente mit mir noch viel, viel mehr." Und Tiriac legte nach: "Ich habe immer gewusst, wann ich einen Partner brauche, der schlauer ist als ich."
Foto: VICTOR FRAILE/ REUTERS