

Barack Obama steht wieder auf der Bühne. Knapp hundert Tage nach dem Ende seiner Amtszeit als US-Präsident sucht der 55-Jährige wieder das Licht der Öffentlichkeit. Sein Auftritt am vergangenen Montag an der Universität in Chicago war nur der Anfang. Der nächste Termin für eine Rede steht schon fest. Im September bei einer Konferenz, die von der Investmentbank Cantor Fitzgerald veranstaltet wird.
Der Termin dürfte erhebliche Kontroversen auslösen. Denn Obama verpflichtete sich, eine Rede vor Wall-Street-Bankern zu halten, die er wegen ihrer exorbitanten Gehälter einst als "fat cats" kritisiert hatte. Ein Vorwurf, der im Rückblick ein wenig hohl klingt, wenn man die Entlohnung betrachtet, die Obama sich hat zusichern lassen: 400.000 Dollar.
Gage stellt sogar die Clintons in den Schatten
Die Gage lässt selbst die gut verdienenden Clintons blass aussehen. Beide kassieren für solche Auftritte im Durchschnitt gut 200.000 Dollar. Allerdings hatte sich das Gagen-Gefälle schon bei einer früheren Gelegenheit abgezeichnet. Im März war bekannt geworden, dass Bertelsmann-Tochter Random House für die Rechte an den nächsten Büchern von Obama und seine Frau Michelle rund 65 Millionen Dollar bezahlt. Bill Clinton hatte dereinst für einen ähnlichen Kontrakt gerade einmal 15 Millionen kassiert.
Die Kritik ließ denn auch nicht lange auf sich warten. "Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Obama sein Geld jetzt bei Leuten verdient, die er einst für ihre hohen Einkommen angegriffen hat", erklärte der demokratische Politikberater Hank Steinkopf der "New York Post". Für ihn komme das Engagement nicht überraschend, weil alle ehemaligen Präsidenten so handelten. Im Falle Obamas sei es aber schon sehr heuchlerisch.
Das Engagement ist auch in anderer Hinsicht bemerkenswert: Die Konferenz befasst sich mit der Gesundheitsversorgung, einem Thema also, das Obama während seiner Amtszeit besonders am Herzen lag. Das von ihm initiierte Obamacare-Gesetz stellt sicher, dass Millionen von Geringverdienern die Behandlungskosten beim Arzt oder im Krankenhaus bezahlen können. Sein Nachfolger Donald Trump versucht derzeit mit großer Energie, das Gesetz zu Fall zu bringen. Die "fat cats" von der Wall Street geben Obama nun die Gelegenheit, seine Argumente an prominenter Stelle noch einmal darzulegen.
Barack Obama meldet sich zurück, in Chicago diskutierte er mit Studenten über Politik.
Eine Lebensweisheit, die er mitgab: "Passt auf, welche Selfies ihr ins Netz stellt."
Auch warf Obama ein, er fühle sich inmitten des jungen Publikums ganz schön alt.
Dabei hat Obama noch ein paar Jahrzehnte Post-Präsidentenkarriere vor sich. Er schreibt seine Memoiren und hat eine Agentur gegründet.
Drei Monate nahmen die Obamas Auszeit - unter anderem gab es eine Fotosession auf einer Jacht. An Bord waren Bruce Springsteen, Tom Hanks und Oprah Winfrey.
Nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus machte Obama erst mal Urlaub, unter anderem auf einer Insel des Milliardärs Richard Branson.