Airline erwägt Verkauf von Vermögenswerten
Norwegian droht das Aus - nur noch 600 Beschäftigte
Nur 6 von 140 Maschinen in der Luft und 600 von 10.000 Beschäftigten, die noch arbeiten. Der Airline Norwegian droht Anfang des Jahres das Aus. Mehr Staatsgeld gibt es nicht, jetzt erwägt die Gesellschaft, ihr Tafelsilber zu verkaufen.
Fast alle Maschinen am Boden: Der Airline Norwegian droht das Geld auszugehen. In ihrer Not erwägt die Geselschaft auch den Vekauf von Flugzeugen. Doch zu einem vernünftigen Preis dürfte sich das in der branchenweiten Krise schwierig gestalten.
Foto: AFP
Von der Corona-Pandemie schwer getroffen und ohne weitere staatliche Unterstützung hängt die Zukunft der norwegischen Billigfluglinie Norwegian Air Shuttle am seidenen Faden. Erhalte sie keine finanzinzielle Unterstützung, werde die hochverschuldete Fluggesellschaft ihren Flugbetrieb im ersten Quartal womöglich einstellen müssen, erklärte Norwegian bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen am Dienstag.
Und die sehen schlecht aus: Der Nettoverlust in den Monaten Juli bis September betrug 980 Millionen norwegische Kronen (rund 92 Millionen Euro). Im selben Quartal 2019 hatte Norwegian noch einen Überschuss von 1,67 Milliarden Kronen (157 Millionen Euro) erwirtschaftet. Im Zuge der Corona-Krise konnte Norwegian diesmal in den drei Monaten nur knapp eine Million Passagiere befördern - 91 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
Von ehemals 10.000 Beschäftigten arbeiten noch 600
Den Angaben zufolge verfüge Norwegian zum Ende des abgelaufenen Quartals noch über 3,4 Milliarden Kronen liquide Mittel. Anfang Juli waren es noch fast fünf Milliarden. Der Kapitalverzehr schreitet also voran - dabei hat die Fluglinie ihren Betrieb schon länger drastisch reduziert. Der Großteil der Flugzeuge steht am Boden, die meisten Beschäftigten sind beurlaubt oder entlassen.
Nun will Norwegian weitere 1600 Angestellte beurlauben. Das bedeutet nach Angaben des Konzerns, dass nun nur noch 600 Menschen bei Norwegian beschäftigt sind - vor der Corona-Krise waren es mehr als 10.000 gewesen. Von den 140 Flugzeugen will die Airline jetzt nur noch sechs aktiv betreiben, im vergangenen Monat befanden sich noch 21 Maschinen im Einsatz.
Zum Endes des dritten Quartals wies Norwegian Verbindlichkeiten in Höhe von 66,8 Milliarden Kronen aus Damit der Fluggesellschaft nicht das Geld ausgeht, erwägt sie den Verkauf von Flugzeugen und anderen Vermögenswerten. Auch eine weitere Umwandlung von Schulden in Eigenkapital werde erwogen, hieß es am Dienstag.
Verkauf von Flugzeugen dürfte sich schwer gestalten
Flugzeug-Leasingfirmen jedoch, die bereits mehr als die Hälfte der Fluggesellschaft besitzen, nachdem sie bereits frühere Schulden gegen Eigenkapital eingetauscht haben, werden vermutlich kein neues Geld nachschießen, erfuhr der englischsprachige Dienst der Nachrichtenagentur Reuters von einem Insider. Dieser verwies zugleich darauf, dass in der Corona-Krise jetzt ein Überangebot an zu verkaufenden Flugzeugen bestehe, weil auch andere Airlines die Maschinen am Boden lassen.
Die norwegische Regierung hatte am Montag mitgeteilt, dass der Fluggesellschaft über die bereits bewilligten drei Milliarden Kronen an garantierten Krediten hinaus keine weiteren direkten Finanzhilfen gewährt werden. In der derzeitigen Situation sei eine zusätzliche Unterstützung in Milliardenhöhe "keine vertretbare Verwendung von Geld der Steuerzahler", hieß es. Die von der Airline beantragte Hilfe könnte sogar verfassungswidrig sein, hatte Wirtschaftsministerin Iselin Nybø (39) erklärt. Norwegian reagierte entsetzt auf die Entscheidung, sprach von "einem Schlag ins Gesicht". Ohne weitere finanzielle Mittel drohe das Aus. "Wir müssen beatmet werden", sagte Norwegian-Chef Jacob Schram (58)
Schram betonte, dass die internationalen Konkurrenten ebenfalls Milliardenhilfen von den jeweiligen Regierungen erhalten hätten. Der deutsche Staat stellt sich derzeit auf eine zweite Hilfsrunde für dieLufthansa ein, sogar die britische Firma Easyjet wird in Berlin vorstellig.
Die im Jahresverlauf ohnehin schon fast völlig entwertete Norwegian-Aktie gab am Dienstag um weitere 6 Prozent nach.
Fast alle Maschinen am Boden: Der Airline Norwegian droht das Geld auszugehen. In ihrer Not erwägt die Geselschaft auch den Vekauf von Flugzeugen. Doch zu einem vernünftigen Preis dürfte sich das in der branchenweiten Krise schwierig gestalten.