Commerzbank Schritt nach Russland
Frankfurt am Main Gestern noch ein Gerücht, heute schon Gewissheit: Die Commerzbank beteiligt sich an der Moskauer Promsvyazbank, um ihr Geschäft auf dem russischen Bankenmarkt zu verstärken. Wie das Frankfurter Finanzinstitut am Dienstag mitteilte, wird die Commerzbank an einer geplanten Kapitalerhöhung der Promsvyazbank teilnehmen und danach rund 15,3 Prozent an der russischen Bank halten
Russlands Bankensektor gilt als Boom-Markt. Die 1995 gegründete Promsvyazbank sei eines der am schnellsten wachsenden Institute, erklärte die Commerzbank.
Die Teilnahme an der für September oder Oktober zu erwartenden Kapitalerhöhung stehe noch unter dem Vorbehalt der erforderlichen behördlichen Genehmigungen, so die Commerzbank weiter. Zudem werde die Option einer schrittweisen Aufstockung auf eine Mehrheitsbeteiligung derzeit geprüft. Vor diesem Hintergrund sei Stillschweigen über den Preis der Kapitalerhöhung vereinbart worden.
Die Commerzbank hofft nach dem Einstieg bei der Promsvyazbank Finanzkreisen zufolge darauf, mittelfristig die Kontrolle an dem Moskauer Institut zu erlangen. In zwei Jahren werde die Commerzbank womöglich die Mehrheit der Anteile an Russlands zwölftgrößtem Geldhaus halten, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme dazu ab.
Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hatte zuvor mehrfach erklärt, auch über Zukäufe wachsen zu wollen und dabei Übernahmen in Osteuropa nicht ausgeschlossen. In Polen sind die Frankfurter bereits über ihre Tochter BRE vertreten. Da Müller zuletzt bei den Auktionen um die Berliner Bank und die Norisbank das Nachsehen hatte, besteht ausreichend finanzieller Spielraum.
"Aufbau einer Universalbank"
Die Promsvyazbank befindet sich mehrheitlich in Privatbesitz und ist laut Mitteilung mit einer Bilanzsumme von 3,7 Milliarden Euro (Mitte 2006) die zwölftgrößte Bank in Russland. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern lag 2005 bei 18 Prozent.
Das im Jahr 1995 gegründete Unternehmen hat 115 Filialen in ganz Russland und beschäftigt mehr als 4000 Mitarbeiter. Der geschäftliche Schwerpunkt liegt im mittelständischen Firmenkundengeschäft. Kürzlich hat das Institut aber ein Expansionsprogramm im Privatkundengeschäft gestartet. "Ziel ist der Aufbau einer Universalbank mit einem Marktanteil in Russland von rund fünf Prozent", hieß es.
Zur Finanzierung des Wachstums plane die Bank nun die Kapitalerhöhung, hieß es. Medienberichten zufolge ist das Moskauer Geldhaus derzeit rund 1,5 Milliarden Dollar wert.
manager-magazin.de mit Material von dpa, reuters, vwd