Die Lage der mittelständischen Firmen in Deutschland hat sich nach einer Umfrage des Verbandes Creditreform deutlich verschlechtert. Vor allem Preiskriege machen den Unternehmen zu schaffen, die insgesamt nur 2003 noch pessimistischer waren.
Berlin - Da auch die Geschäftsaussichten schlechter als noch vor einem Jahr eingeschätzt würden, seien Impulse für den Arbeitsmarkt nicht zu erwarten.
"Es scheint so, als würden sich die Wachstumshoffnungen für 2005 in Wohlgefallen auflösen", sagte Creditreform-Vorstandsmitglied Helmut Rödl am Donnerstag in Berlin. "Es gibt keine Zuversicht in der mittelständischen Wirtschaft", interpretierte er mit Blick auf die Frühjahrsumfrage des Verbandes unter 4000 Unternehmen. "Es gibt auch keine Entwarnung an der Pleitefront." Dafür sei die Kapitalausstattung der Firmen zu klein und die Finanzierungsbereitschaft der Banken zu gering. Einziger kleiner Lichtblick sei die zunehmende Investitionsbereitschaft.
"Nur 2003 hat es noch schlechtere Einschätzungen der Lage gegeben", sagte Rödl. "Der Gegenwind ist stark." Dies gelte für alle Branchen, wobei die Bauwirtschaft nach wie vor besonders stark leide. Mehr als die Hälfte der Betriebe habe im vergangenen halben Jahr die Zahl der Mitarbeiter gesenkt. Zudem hätte sie seit 1996 nicht mehr so wenige Beschäftigte eingestellt. Es sei angesichts des Stellenabbaus bei Großunternehmen illusorisch, dass der Mittelstand dies auffangen könne. Als Mittelstand definiert der Verband Firmen mit bis zu 50 Mitarbeitern.
20 Prozent der Betriebe schätzen Creditreform zufolge die aktuelle Lage mit mangelhaft oder ungenügend ein, über vier Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Die Umsatzentwicklung sei in allen Bereichen - besonders beim Bau - rückläufig gewesen. Während 21 Prozent der Unternehmen auf steigende Umsätze in diesem Jahr hofften, gingen fast 28 Prozent von einem Rückgang aus. Vor einem Jahr waren es nur 25 Prozent. Einzige Ausnahme sei das verarbeitende Gewerbe, wo sich der Optimismus leicht erhöhte. Ein Problem sei weiterhin der harte Preiskampf, der dem Mittelstand zu schaffen mache. Mehr als die Hälfte befinde sich eigenen Angaben zufolge im Preiskrieg.
Rödl betonte, nur jedes fünfte Unternehmen sei ausreichend finanziert, so dass der Mittelstand sehr anfällig für Pleiten sei. Auch die Zahlungsmoral der öffentlichen Hand trage dazu bei. Diese habe sich sogar weiter verschlechtert hat und sei niedriger als bei Privatkunden.