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Manager privat

Editorial Arno Balzer
Von Arno Balzer
aus manager magazin 7/2004

Die Redaktion von manager magazin ist ziemlich schlank. In der Zentrale in Hamburg und in drei Außenbüros sind gerade mal 41 Mitarbeiter tätig. Soziologisch betrachtet, ist die mm-Redaktion dennoch typisch für viele Unternehmen in Deutschland: 17 Kollegen (gut 40 Prozent) sind ledig, 24 (knapp 60 Prozent) sind verheiratet und Mütter oder Väter von 30 Kindern; die Ehepartner sind in den meisten Fällen selbst berufstätig.

Weil guter Journalismus längere Arbeitszeiten und häufige Reisen erfordert, bedeuten Kinder für berufstätige Eltern schnell zusätzlichen Stress - vor allem für die Mütter. Meist sind sie es, die sich um den Nachwuchs kümmern und ihre Karriereambitionen herunterfahren. Bei mm jedenfalls hat bisher nur ein männlicher Kollege Erziehungsurlaub genommen.

Redakteurin Eva Buchhorn (frisch verheiratet, keine Kinder) hat dieses Muster in vielen Unternehmen wiedergefunden. Im Büro, so ihr Befund, beanspruchen Manager ganz selbstverständlich die Führungsrolle. Zu Hause, bei Frau und Kind, begnügen sie sich freiwillig mit der Rolle des Hilfsarbeiters: ab und zu Windeln wechseln oder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Das familiäre Kerngeschäft, die Erziehung, verantwortet die Partnerin.

Doch immer mehr junge Manager brechen aus diesem Rollenverhalten aus. 20 Prozent aller deutschen Männer, so eine Studie der Sozialwissenschaftler Rainer Volz und Paul Zulehner, begreifen sich nicht mehr nur als Ernährer, sondern auch als Erzieher ihrer Kinder. So wie Thomas Kropp. Der 34-Jährige führte als Bereichsleiter bei der Lufthansa 300 Mitarbeiter, als Sohn Luis auf die Welt kam. Ehefrau Tatjana wollte gern in ihrem Beruf als Beraterin bei Arthur D. Little bleiben. Also tauschten die Kropps für zehn Monate die Rollen: Sie arbeitet, er kümmert sich ums Kind.

Die wenigsten Unternehmen sind auf Väter wie Thomas Kropp vorbereitet. "Der Versuch, Karriere und aktive Vaterschaft zu kombinieren", so Buchhorn, "verlangt von den Managern eine Menge Mut und Pioniergeist." Die Titelgeschichte über die neuen Väter finden Sie ab Seite 148.

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