Die 50 Mächtigsten Das Urgewächs der Deutschland AG
Es ist ruhig geworden um ihn - zumindest in den Medien. Doch wer meint, ein so lebenslustiger und tatendurstiger Mensch wie Hilmar Kopper (68) habe sich still in den verdienten Ruhestand verabschiedet, der liegt falsch. Kopper ist noch immer so etwas wie das Urgewächs der Deutschland AG. Zwar hat der frühere Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank nach 48 Jahren im Dienste des Hauses dort kein offizielles Amt mehr. Doch im Hintergrund zieht er weiterhin die Fäden - sein informelles Netzwerk gilt als einzigartig.
Ohne Studium und damals noch ohne Beziehungen fing Kopper 1954 bei der Deutschen Bank an und arbeitete sich Stück für Stück nach oben. 1960 wurde er Leiter der Filiale Leverkusen und 1975 Generalbevollmächtigter. Nur zwei Jahre später war Kopper Mitglied des Vorstandes. Nach dem Tod von Alfred Herrhausen am 30. November 1989 wurde er an die Spitze der Deutschen Bank berufen und baute das Institut konsequent zu einem "Global Player" aus. Kopper war zwar kein Visionär wie sein schillernder und eloquenter Vorgänger, aber er zeigte sich als geschickter Macher - ein Pragmatiker, der sein Haus weltweit ein großes Stück voranbrachte.
Immerhin sind Kopper noch einige wichtige Ämter geblieben. So steht er dem Aufsichtsrat von DaimlerChrysler vor. Fast täglich telefoniert er mit Jürgen Schrempp und diskutiert mit dem Vorstandsvorsitzenden die Taktik des Autokonzerns bei den Schlachten um die Weltmärkte. Weitere Mandate hat Kopper bei Akzo Nobel,Xerox, Solvay und Unilever. Ferner bringt er seine hervorragenden Beziehungen als Beauftragter der Bundesregierung für Auslandsinvestitionen ein. Und schließlich findet sein Wort auch bei der Deutschen Bank weiterhin Gehör. Immerhin hat Kopper mit Josef Ackermann, den er 1996 von der Credit Suisse nach Frankfurt lockte, seinen "Ziehsohn" als Vorstandssprecher etabliert.
Das "Fossil" kann still über seine Kritiker lächeln
Kopper ist ein bodenständiger Mensch mit traditionellen Werten geblieben. Nichts von dem Glamour eines Jetset-Managers wir Jürgen Schrempp. Der Bankier wirkt eher wie ein erfahrener, alter Fahrensmann, der vom Gipfel seiner Karriere herab die Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte betrachtet und sich wundert.
Schon früh hat Kopper auf die Übertreibungen der Börse hingewiesen. Er tat sich schwer mit den Veränderungen der alten Beziehungswelt im Zeitalter des transparenten Finanzkapitalismus und schimpfte gerne mal auf die "besserwisserischen Analysten, die noch nie in einer Bank gearbeitet hätten". Seine offenen Worte haben ihm zuweilen Ärger bereitet. Doch der Zusammenbruch der Märkte und der Verlust der Glaubwürdigkeit der Analysten gaben dem Kritiker letztlich recht.
So hat der konservative Kopper eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig es ist, übertriebenen Modetrends an den Börsen hartnäckig zu widerstehen. Auch wenn ihn einige Journalisten als "Fossil" verspotteten - Kopper kann sich in seiner Sicht bestätigt sehen und still über seine Kritiker lächeln.