Milliardenanleihe spart Zinskosten Lufthansa macht sich unabhängiger vom Staat

Konzernchef Carsten Spohr gelingt es bereits zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit, frisches Geld am Kapitalmarkt zu besorgen. Die Investoren geben ihm eine Milliarde Euro – und erhöhen damit seinen Spielraum.
Geldbeschaffer: Lufthansa-Chef Carsten Spohr sammelt fleißig Kapital

Geldbeschaffer: Lufthansa-Chef Carsten Spohr sammelt fleißig Kapital

Foto: Peter Kneffel / dpa

Die Lufthansa hat es schon wieder geschafft: Mit der Ausgabe neuer Anleihen hat der von der Corona-Krise hart getroffene Konzern die Gunst der Stunde am Kapitalmarkt genutzt und eine Milliarde Euro eingesammelt.

Als die Lufthansa vor zwei Wochen eine Wandelanleihe am platzierte, waren die Manager um Konzernchef Carsten Spohr (53) selbst überrascht. Sie erhielten 600 Millionen Euro zu einem besseren Zinssatz als zunächst erhofft – die Investoren hatten ihnen die Papiere förmlich aus der Hand gerissen. Fortan bewegte die Airlineführer die Frage, ob sich das nicht wiederholen ließe.

Die Aussicht auf einen baldigen Impfstoff hatte die Zuversicht der Investoren wachsen lassen, allein der zuvor gecrashte Aktienkurs der Lufthansa  ist im November um rund 40 Prozent gestiegen. Ein günstiger Zeitpunkt. Nun ist es Spohr – der nach dem Ausscheiden von Finanzchef Ulrik Svensson (59) interimistisch selbst auch als CFO agiert – gelungen, erstmals seit Beginn der Krise auch wieder eine klassische Anleihe zu platzieren.

Der MDax-Konzern bot am Dienstag nach Angaben der federführenden Bank Bonds im Volumen von bis zu einer Milliarde Euro an. Das Papier mit fünf Jahren Laufzeit hat einen Zinssatz von 3,125 Prozent. Die Emission war den Angaben zufolge rund vierfach überzeichnet. "Wir sind wieder kapitalmarktfähig", jubelte kürzlich bereits ein Insider gegenüber dem manager magazin. 

Für Spohr erweitert sich dadurch der Handlungsspielraum. Sein durch die Corona-Krise getroffener Konzern musste mit insgesamt neun Milliarden Euro Steuergeld gestützt werden. Auf dem Höhepunkt der Krise waren die Aussichten so schlecht, dass der Konzern nicht mal mehr Zugang zum Kapitalmarkt hatte. Die Rating-Agenturen stuften die Airline auf Ramsch-Niveau herunter. Doch der Anleihendeal zeigt: Die Lufthansa kann sich am Kapitalmarkt wieder selbst frisches Geld beschaffen. Und zwar zu günstigeren Konditionen, als sie für die versprochenen Staatshilfen bezahlen muss. Für die 5,7 Milliarden Euro stillen Einlagen des deutschen Staates wird nämlich eine Verzinsung ab 4 Prozent fällig; sie steigt schrittweise bis 2027 sogar auf 9,5 Prozent.

Spohr will nun weitere Mittel beschaffen, um ihre Schulden beim Staat tilgen zu können oder um die teuren Staatshilfen gleich ganz liegenzulassen. Der Auftrag für den neuen Finanzchef Remco Steenbergen (52), der Anfang Januar vom Schweizer Schokoladenkonzern Barry Callebaut kommt, ist jedenfalls klar: Noch mehr Geld von Investoren besorgen.

lhy/Reuters
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