Einigung mit Italien Lufthansa steigt bei Airline Ita ein

Die Lufthansa hat sich mit der italienischen Regierung auf die Übernahme eines Minderheitsanteils der Airline Ita geeinigt. Damit will CEO Carsten Spohr den Konzern weiter internationalisieren.
Einigung in Rom: Lufthansa-Chef Carsten Spohr will mit der Airline Ita seinen Konzern weiter internationalisieren

Einigung in Rom: Lufthansa-Chef Carsten Spohr will mit der Airline Ita seinen Konzern weiter internationalisieren

Foto: Marcus Brandt / dpa

Die Lufthansa steigt bei der italienischen Fluggesellschaft Ita Airways ein. Der deutsche MDax-Konzern vereinbarte mit dem italienischen Staat die Übernahme einer Minderheit, wie beide Seiten am Donnerstag bei der Vertragsunterzeichnung in Rom mitteilten.

Die Lufthansa verhandelt seit Anfang des Jahres über den Kauf eines Minderheitsanteils an der Alitalia-Nachfolgerin und will die Airline später vollständig übernehmen. Nach früheren Informationen aus Verhandlungskreisen geht es in einem ersten Schritt um eine Beteiligung von 40 Prozent. Nach Medienberichten in Italien bezahlt die Lufthansa dafür rund 325 Millionen Euro.

Den Berichten zufolge sollen weitere 500 Millionen Euro nach der geplanten Rückkehr in die Gewinnzone für weitere 50 bis 55 Prozent der Anteile fließen. Der italienische Staat bliebe somit – anders als zunächst von Lufthansa geplant – vorerst an Bord. Der Deal steht unter dem Vorbehalt wettbewerbsrechtlicher Prüfungen auf nationaler und europäischer Ebene.

Lufthansa verspricht sich großen Wachstumsschritt

Die Lufthansa verspricht sich von dem Kauf den nächsten großen Wachstumsschritt nach der 2017 abgeschlossenen Übernahme von Brussels Airlines. Nach der Corona-Krise versuchen die drei großen Luftfahrtkonzerne Europas, Lufthansa, die British-Airways-Mutter IAG und Air France-KLM, ihre Marktanteile durch Übernahmen zu vergrößern. Auf der europäischen Kurz- und Mittelstrecke will der Billigflieger Ryanair seine Dominanz noch ausbauen.

Übernahmekandidaten sind auch die portugiesische Airline TAP, an der auch die Lufthansa Interesse bekundete, sowie die skandinavische SAS. ITA wäre in der Lufthansa-Gruppe, zu der neben der Hauptmarke Lufthansa auch Eurowings, die österreichische Austrian Airlines und Swiss aus der Schweiz gehören, der zwölfte Flugbetrieb.

Italien ist als drittgrößter Luftfahrtmarkt in Europa mit vielen Touristen und Geschäftsreisenden attraktiv. Itas Drehkreuz, der Airport Rom-Fiumicino, soll vor allem bei Langstreckenflügen gestärkt werden und das Lufthansa-Netz erweitern. Der nach Umsatz größte europäische Luftfahrtkonzern bündelt bereits an fünf Knotenpunkten – Frankfurt, München, Zürich, Wien und Brüssel – Fluggäste für Langstreckenziele.

Spohr will das Geschäft weiter internationalisieren

Lufthansa-Chef Carsten Spohr  (56) will das Fluggeschäft weiter internationalisieren. Mit Ita könnte das im Vergleich zu den anderen beiden Netzwerk-Airlines IAG und Air France-KLM geringe Angebot an Flügen nach Afrika und Südamerika ausgebaut werden. Das ist um so dringender, da in dem für die Lufthansa wichtigen Asien-Geschäft die Konkurrenz durch Airlines der Golf-Staaten und von Turkish Airlines wächst.

Ita Airways war aus der 2017 pleite gegangenen Alitalia hervorgegangen. Die 2020 gegründete Nachfolgerin startete im Herbst 2021. Die Privatisierung der Airline, die laut Lufthansa derzeit 70 Flugzeuge und 3900 Beschäftigte hat, zog sich seit Anfang letzten Jahres hin. Im vergangenen Jahr machte sie fast eine halbe Milliarde Euro Verlust. Der Staat stützte Ita während der Corona-Krise mit gut einer Milliarde Euro.

Für 2027 werden nun 94 Flugzeuge und ein Umsatz von 4,1 Milliarden Euro angepeilt. Lufthansa-Chef Spohr sprach von einer Win-win-Situation für Italien, die Ita und sein Unternehmen. Er will die schlanke Alitalia-Nachfolgerin mit ihrer jungen Flotte über höhere Auslastung, günstigeren Einkauf und bessere Flugkoordination in die Gewinnzone bringen.

Während Spohr für Ita unter dem Dach der Lufthansa "gute Erfolgsaussichten" sieht, bezweifeln manche Analysten und Investoren, dass die Airline nach der langen Geschichte hoher Verluste ihrer Vorgängerin Alitalia in absehbarer Zeit profitabel wird. Denn Europa-Flüge von und nach Italien sind fest in der Hand der Billigflieger Ryanair oder Easyjet. Auf der Langstrecke sind Itas Marktanteile gering.

mje/dpa-afx, Reuters
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