Lebensversicherung
Allianz Leben senkt erneut die Überschussbeteiligung
Deutschlands größter Lebensversicherer senkt die Verzinsung auf seine rund zehn Millionen Policen 2021 zum zweiten Mal in Folge. Dies kommuniziert der Branchenführer auf eine Art, die der Bund der Versicherten Irreführung nennt.
Allianz: Der Konzern zollt den niedrigen Kapitalmarktzinsen Tribut und senkt für seine Lebensversicherung erneut die Verzinsung
Foto: Peter Kneffel/ picture alliance / dpa
Lebensversicherungskunden der Allianz müssen sich im kommenden Jahr mit geringeren Überschüssen begnügen. Der deutsche Branchenprimus senkt angesichts der Zinsflaute an den Kapitalmärkten erneut die Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers. Die Gesamtverzinsung auf klassische Lebens- und Rentenversicherungen liegt dann bei 2,9 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im laufenden Jahr, teilte die Allianz am Mittwoch mit.
Die Gesamtverzinsung ist berechnet für Kunden, deren Policen im kommenden Jahr auslaufen. Die in der Gesamtverzinsung enthaltene laufende Verzinsung (Überschussbeteiligung + Garantiezins) - ohne Schlussüberschuss und Beteiligung an den Bewertungsreserven - sinkt auf 2,3 (von zuvor 2,5) Prozent.
Für die neuere Produktlinie "Perspektive", die keine feste Verzinsung über die gesamte Laufzeit bietet und die das Neugeschäft inzwischen dominiert, bietet die Allianz eine Gesamtverzinsung von 3,2 statt bisher 3,4 Prozent, die laufende Verzinsung nur für das kommende Jahr liegt bei dem neueren Modell bei 2,4 Prozent. "Mit der Entscheidung zur Gesamtverzinsung setzen wir uns weiterhin deutlich von anderen vergleichbar sicheren Anlagen ab, bei denen Kunden seit Jahren mit Null- und Negativzinsen leben müssen", sagte Allianz-Leben-Chef Andreas Wimmer (46).
Bund der Versicherten spricht von Irreführung
Der Bund der Versicherten, bekanntermaßen einer der schärfsten Kritiker der Allianz, spricht mit Blick auf die Überschussdeklaration des Branchenführers von "Irreführung". "Die Allianz suggeriert, die deklarierte Gesamtverzinsung würde der Vergleichsmaßstab zu alternativen Sparformen sein. Dies ist falsch und irreführend", sagt Axel Kleinlein (51) Vorstandssprecher des BdV. Da die Gesamtverzinsung nur auf einen Teil der Beiträge gewährt werde, sei die Beitragsrendite deutlich geringer. Tatsächlich verzinsen Lebensversicherer lediglich den Sparanteil des Beitrags nach Abzug von Abschluss-, Vertriebs-, Verwaltungs- und Risikokosten.
Doch auch wenn die Allianz grundsätzlich bei den neuen Produkten ab kommendem Jahr maximal 90 der eingezahlten Beiträge garantiert, sollten die Kunden eingedenk erwirtschafteter Überschüsse am Laufzeitende damit rechnen dürfen, dass ihre Police unter dem Strich mehr als nur die eingezahlten Beiträge abwirft. Unter den großen Lebensversicherern hatte zuvor schon die Axa eine geringere Gesamtverzinsung von 3,1 statt zuvor 3,4 Prozent für 2021 angekündigt - die erste Senkung in vier Jahren.
Allianz will künftig weiter Riester-Verträge anbieten
Die Allianz Leben will nach eigenen Aussagen auch künftig Riester-Verträge und betriebliche Altersvorsorge anbieten. "Wir bleiben in allen Marktsegmenten. Eine Bruttobeitragsgarantie von 100 Prozent passt aber nicht mehr in die Zeit von Null- und Negativzinsen", verteidigte Vertriebsvorstandsvorstand Volker Priebe die neue Produktgeneration. Notwendig seien zeitgemäße Garantien, "die Chancen in der Kapitalanlage eröffnen".
Riester-Policen genießen derzeit noch die volle Garantie der eingezahlten Beiträge und staatlichen Zuschüssen. Doch wird der Gesetzgeber an einer Reform für das einst liebste Vorsorgeprodukt der Deutschen nicht vorbeikommen. Das gilt insbesondere dann, wenn das Bundesfinanzministerium der aktuellen Empfehlung der Aktuare der Branche folgt, den Garantiezins ab 2021 für neue Police drastisch auf 0,25 Prozent zu senken. Der Erhalt der eingezahlten Eigenbeiträge und staatlichen Zulagen ist schon bei einem abgesenkten Höchstrechnungszins auf 0,5 Prozent nicht mehr darstellbar, sagen Experten.
Um höhere Renditen zu erzielen, investiert die Allianz Leben verstärkt auch in Aktien sowie nicht handelbare Anlagen wie die Finanzierung von Gewerbeimmobilien oder Infrastrukturprojekte. "Wir haben mehr als 1000 Einzelinvestments in nicht börsengehandelten Projekten weltweit, zum Beispiel Ausbau des Glasfasernetzes", berichtete Priebe.