Informatiker-Gehälter Für den Fachkräftemangel zu billig

Von Elektronik begeistert: Ein Computerspezialist bei der Campus Party 2012
Foto: Stephanie Pilick/ dpaEine neue Studie der IG Metall weckt erneut Zweifel am Fachkräftemangel - diesmal allerdings in einem Bereich, den auch Skeptiker als Mangelwirtschaft eingeschätzt hatten: die IT-Branche. "Unternehmen und Verbände beklagen, dass Computer und Softwareexperten fehlen, und dann steigen die Gehälter 2012 durchschnittlich nur um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr," sagt Juan-Carlos Rio Antas: "Das passt nicht zusammen." Rio Antas ist im Vorstand der IG Metall für die Branche zuständig.
Gäbe es tatsächlich einen Mangel an IT-Arbeitern, hätten die Gehälter explodieren müssen, erklärt er. Sind sie 2012 aber nicht. Und ebenso wenig in den Jahren davor.
Für ihre Studie hat die Gewerkschaft im vierten Quartal des vergangenen Jahres rund 32.000 Beschäftigte der Computerindustrie nach ihrem Gehalt gefragt. Die Ergebnisse wurden zum Start der Computermesse Cebit in Hannover vorgestellt.
Dabei stellt sich die Lage differenziert dar. "Es ist durchaus erstaunlich, wie kontinuierlich die IT-Branche beim Umsatz und den Beschäftigten wächst", so Gewerkschaftsmann Rio Antas. Andererseits bauten die Großen der Branche Personal ab: "Wir stellen eine Beschäftigungsverschiebung in Richtung Mittelstand fest."
Während die Entgelte in Betrieben ohne Tarifbindung um 1,4 Prozent gestiegen sind, sicherten Tarifverträge eine doppelt so hohe Gehaltssteigerung. Nach Angaben von Rio Antas fallen etwa die Hälfte der ITK-Beschäftigten unter einen Tarifvertrag, insgesamt etwa 430.000 Beschäftigte.
Die Studie listet das Einkommen 16 unterschiedlicher Jobfamilien der IT-Branche auf. Mitarbeiter in Call-Centern sowie kaufmännische Angestellte in Vertrieb und Verwaltung hatten zum Beispiel höhere Einkommenszuwächse als Berater, Softwareentwickler oder Projektmanager. Allerdings geht es dabei oft um Steigerungen, die auf niedrigem Niveau beginnen: Call-Center-Agenten hatten 2012 mit rund 15.400 Euro die niedrigsten Einstiegsgehälter, IT-Trainer mit fast 50.000 Euro die höchsten.
Wer an den eigenen Aufstieg in der Branche denkt, sollte am ehesten im Vertrieb anfangen. Dort sind die Einstiegsgehälter mit 43.400 Euro zwar nur durchschnittlich. Vertriebsleiter aber führen das Ranking mit 111.750 Euro an.
Fast identische Einkommenszuwächse wie die IG-Metall- Studie verzeichnet auch eine andere große Untersuchung, was der Kritik am Schlagwort vom Fachkräftemangel besonderes Gewicht verleiht. Die "Vergütungsstudie IT-Funktionen" von der Beratungsfirma Personalmarkt und der Zeitschrift "Computerwoche" beziffert den Gehaltsanstieg der Branche auf 2,2 Prozent.
Leicht über der Einkommenssteigerung von Festangestellten liegt die von IT-Freiberuflern: 2011 bekamen sie 72 Euro pro Stunde, 2012 sind es 74 Euro gewesen, ein Plus von 2,8 Prozent. Selbstständige IT-Projektleiter forderten 2012 einen durchschnittlichen Stundensatz von 82 Euro. "Das sind acht Euro mehr als der Durchschnitt und 22 Euro mehr als Administratoren fordern, die das Schlusslicht dieser Tabelle bilden", sagt Stefan Symanek, Marketing-Leiter von Gulp in München. Das Unternehmen vermittelt Freiberufler in IT- Projekte und veröffentlicht regelmäßig eine Studie zu den Stundenlöhnen.
Gehaltsreport 2013
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