Schulz-Nachfolge Hiesinger wird ThyssenKrupp-Chef
Düsseldorf - Zur Hauptversammlung am 21. Januar 2011 soll Hiesinger die Nachfolge des aus Altersgründen ausscheidenden Ekkehard Schulz (68) antreten, teilte ThyssenKrupp am Dienstag in Düsseldorf mit. Der 49-Jährige ist bei Siemens derzeit für das Industriegeschäft verantwortlich. Er wechselt bereits Anfang Oktober zu ThyssenKrupp, um sich als stellvertretender Unternehmenschef in die neue Aufgabe einzuarbeiten.
Der Aufsichtsrat werde über die Berufung auf Vorschlag des Personalausschusses am 12. Mai beschließen, hieß es. Darüber hinaus solle Jürgen Claassen, derzeit Kommunikationschef des Konzerns, in den Vorstand berufen werden und dort für Konzernentwicklung und Compliance zuständig sein.
Hiesinger ist seit 2007 im Siemens-Vorstand und war dort zuletzt für die Industriesparte zuständig. Der Manager hat sein ganzes Berufsleben bei dem Münchner Konzern verbracht. Als im Zuge der Korruptionsaffäre 2007 der alte Siemens-Vorstand auseinanderbröckelte, rückte der frühere Chef der Gebäudetechniksparte und des Energieübertragungssegments in das Führungsgremium auf. Siemens-Chef Peter Löscher vertraute dem promovierten Elektroingenieur wenig später das neu gebündelte Geschäft mit Industrietechnik an, das zuletzt am schlimmsten von der Wirtschaftskrise gebeutelt wurde.
Bislang galt Stahlvorstand Edwin Eichler als Favorit für den Chefsessel. Auch Finanzchef Alan Hippe und Technikchef Olaf Berlien wurden als mögliche Kronprinzen gehandelt. manager magazin hatte jedoch bereits berichtet, Aufsichtsratschef Gerhard Cromme könne auf eine externe Besetzung setzen, um den von ihm beabsichtigten Umbau des Konzerns voranzutreiben - würde damit jedoch auf Widerstand der Arbeitnehmerbank stoßen.
Schulz steht seit der Fusion der beiden Traditionsunternehmen Thyssen und Krupp 1999 an der Spitze des neuen Großkonzerns. Der vormalige Thyssen-Chef führte das Amt zunächst bis September 2001 gemeinsam mit dem Krupp-Manager Gerhard Cromme, ehe dieser in den Aufsichtsrat wechselte. Nach Jahren des Wirtschaftsbooms und steigender Gewinne musste Schulz im vergangenen Geschäftsjahr wegen der Krise einen Milliardenverlust verantworten. Seine Amtszeit endet mit Ablauf der Hauptversammlung am 21. Januar 2011.
Hiesinger gilt als umgänglich, scheut allerdings auch harte Einschnitte nicht. Auf sein Konto geht der jüngste Abbau von knapp 2000 Stellen im Siemens-Industriesektor. Dieses Durchsetzungsvermögen ist nun auch bei ThyssenKrupp gefragt, hat der Konzern doch angekündigt, nach dem jüngsten Jobabbau weitere Stellen zu streichen. Hiesinger muss zudem die neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA auf Kurs bringen und eine Antwort auf die explodierenden Rohstoffkosten finden.
Die Arbeitnehmervertreter signalisierten bereits Unterstützung für den Neuen. Hiesinger bringe Verständnis für das Industrie-Geschäft mit und habe gezeigt, dass er die Mitbestimmung respektiere, erklärte der Chef der nordrhein-westfälischen IG Metall, Oliver Burkhard. Die Gewerkschaft biete dem Manager eine "konstruktive Zusammenarbeit" an. Die Zustimmung der Arbeitnehmervertreter zur Nominierung Hiesingers auf der Aufsichtsratssitzung am 12. Mai gilt damit als sicher. Bei Siemens soll nun ab Juli der bisherige Personalvorstand Siegfried Russwurm die Industriesparte führen. Zudem rückt die Österreich-Chefin Brigitte Ederer in den Konzernvorstand auf. Sie ist damit in dem Führungsgremium die zweite Frau neben Einkaufschefin Barbara Kux.
manager magazin mit Material von dpa-afx und reuters