Führungskräfte werden über variable Gehälter zunehmend an Erfolg und Misserfolg des Unternehmens beteiligt. So federn die Firmen Gewinneinbrüche ab und belohnen Leistungsträger. Der aktuelle Gehaltsreport von manager magazin zeigt, welche Branche die höchsten Löhne zahlt und wie stark die variablen Anteile am Gehalt gewichtet werden.
Hamburg - Jede fünfte Führungskraft in deutschen Unternehmen hat
in der aktuellen Krise Gehaltseinbußen hinnehmen müssen. In besonders gebeutelten Branchen wie der Automobilindustrie stand sogar auf jedem zweiten Gehaltszettel ein dickes Minus - das sind zentrale Ergebnisse des Gehaltsreports von manager magazin.Die Studie entstand in Kooperation mit dem Business-Netzwerk Xing. Mehr als 91.000 Angestellte, Beamte und Freiberufler gaben detailliert Auskunft über die Entwicklung ihrer Einkommen und ihre Erwartungen für die kommenden Jahre.
Das deutsche Arbeitsrecht verbietet zwar Kürzungen am Festgehalt, doch dieses ist für die meisten Führungskräfte nicht ausschlaggebend. Rund zwei Drittel der befragten Manager erhalten einen Teil ihres Gehalts als Bonus - und der ist sowohl abhängig von der persönlichen Leistung als auch vom Betriebsergebnis. Bei Vorständen ist nur etwa ein Drittel der Vergütung garantiert, bei einem Gruppenleiter sind es zwei Drittel.
Struktur des Jahresgehalts, Tätigkeitsfelder
Leitende Angestellte
Durch-
schnitts-
gehalt
100% fix
Bis 10% variabel
Mehr als 10% bis 20% variabel
Mehr als 20% bis 30% variabel
Mehr als 30% variabel
Buchhaltung, Controlling
82.000
31%
29%
25%
10%
5%
Category Management
81.000
43%
24%
16%
10%
7%
Consulting
97.000
14%
17%
28%
22%
20%
EDV/IT
79.000
32%
25%
26%
12%
5%
Einkauf
80.000
35%
26%
25%
10%
4%
Fertigung/ Produktion
77.000
40%
26%
21%
9%
4%
Forschung und Entwicklung
82.000
34%
30%
24%
8%
4%
Kaufmännischer Bereich
88.000
35%
34%
21%
13%
9%
Konstruktion, Design
65.000
58%
22%
15%
4%
2%
Logistik
71.000
40%
28%
21%
8%
3%
Marketing, Werbung, Marktforschung
76.000
40%
27%
22%
7%
4%
Personal, HR
73.000
34%
25%
24%
11%
6%
PR, Kommunikation
68.000
55%
22%
16%
4%
3%
Technik
74.000
42%
27%
20%
8%
3%
Vertrieb
88.000
23%
19%
23%
16%
18%
Recht
87.000
37%
24%
21%
12%
7%
Quelle: mm-Gehaltsreport 2009. Online-Umfrage im Juli/August, 91.000 Teilnehmer
Stark variable Gehälter gibt es vor allem in Dienstleistungsunternehmen, da Personalkosten dort den größten Kostenblock bilden. "Wir versuchen, Mitarbeiter mit immer größeren variablen Anteilen zu entlohnen, je höher sie in der Hierarchie steigen", erklärt Marius Möller, Personalvorstand bei PricewaterhouseCoopers (PwC). Fixgehälter werden bei PwC meist nur um die Inflation angepasst, bei Beförderung auf die nächste Stufe steigt das Grundgehalt um 10 Prozent.
Hohe Position, hohe Boni
"Die Tendenz zu variablen Einkommen wird sich künftig noch verstärken", prophezeit Roman Sauermann, Headhunter und Partner der Münchener Personalberatung Civitas International. Ein weiterer Trend: Variable Vergütung wird zunehmend an längerfristige Erfolge gekoppelt und erst nach einigen Jahren ausgezahlt.
Normalerweise führen variable Anteile zu höheren Vergütungen, da die Angestellten einen Teil des Risikos tragen. Daraus resultieren auch die Gehaltsunterschiede zwischen den Unternehmensfunktionen. So verdienen Führungskräfte im Vertrieb im Schnitt 88.000 Euro pro Jahr, während PR-Manager nur 68.000 bekommen. Bei den Vertrieblern beziehen 77 Prozent ein variables Gehalt, bei den PR-Leuten sind es nur 45 Prozent.
Vor allem aber erklären die variablen Anteile, warum die Gehaltsunterschiede auf den oberen Hierarchiestufen immer ausgeprägter werden. Die Ernennung zum Vorstand etwa bringt oft eine Verzehnfachung des Gehalts mit sich.
Nicht jeder Arbeitnehmer ist jedoch mit seiner variablen Vergütung glücklich. Nicht selten, klagen Beschäftigte, würden Ziele so definiert, dass eine 100-prozentige Zielerreichung unmöglich sei. Ein großer Zulieferer etwa benennt den Bonus eines Gruppenleiters mit 25 Prozent des Fixgehalts. "Selbst in Boomzeiten seien aber mehr als 15 Prozent illusorisch", berichtet ein Mitarbeiter.
Und die Vertriebsleiterin einer Softwarefirma klagt in einer E-Mail anlässlich der Gehaltsumfrage, man könne sich schon glücklich schätzen, wenn man 70 Prozent der Ziele erfülle. In schlechten Quartalen gebe es schon einmal gar nichts - selbst wenn die eigene Leistung nicht zu beanstanden sei. Auch Headhunter Sauermann kennt diese Klagen: Vor allem in US-Firmen seien utopische Zielvereinbarungen gängige Praxis.