Arcandor-Chef Eick Finanzexperte mit dickem Fell
Düsseldorf - Die Voraussagen, die Karl-Gerhard Eick bei seinem Amtsantritt vor gut drei Monaten machte, haben sich in der kurzen Zeit auf dramatische Weise bestätigt: Der Konzern sei in einer "schwierigen Gesamtverfassung", sagte Eick im März und fügte hinzu: "Jetzt ist die Zeit der Konsolidierung. Und das heißt Kärrnerarbeit." Mittlerweile steht Arcandor nach eigenen Angaben unmittelbar vor der Insolvenz, wenn es keine Notkredite gibt.
Der 55-jährige Manager gilt als Mann der Zahlen. Neun Jahre lang leitete er das Finanzressort der Deutschen Telekom und erwarb sich in dieser Zeit im Konzern, an den Finanzmärkten und auch bei Arbeitnehmervertretern einen guten Ruf. Nach dem vergeblichen Hoffen auf eine Berufung zum Vorstandsvorsitzenden bei dem Telekomriesen wechselte Eick zu Arcandor.
In seiner Zeit bei Europas größtem Telekomkonzern erlebte er den dramatischen Aufstieg und Fall der T-Aktie ebenso wie den Abbau der enormen Verschuldung, Gewinnwarnungen, Einsparungen und zuletzt die Skandale um Bespitzelung und Datenklau. Ein dickes Fell soll er sich zugelegt haben - was ihm in der derzeitigen Arcandor-Krise nützen könnte.
Eicks Vita ist nicht die eines ausgewiesenen Handelsexperten. Vor seiner Zeit bei der Telekom leitete der promovierte Betriebswirt in den 80er und 90er Jahren unter anderem das Controlling beim Autokonzern BMW , beim Besteck- und Kochgeschirrhersteller WMF und bei der Carl Zeiss Gruppe. Darüber hinaus saß er im Vorstand des Duisburger Mischkonzerns Haniel.
Bei der Telekom sorgte er für Stabilität und hinterließ ein solides Zahlenwerk. Er galt als Allrounder im Vorstand: So übernahm er kommissarisch die Leitung des Großkundengeschäfts (T-Systems) und des Personalressorts, als die Positionen vorübergehend unbesetzt waren.
manager-magazin.de mit Material von dpa