Michail Prochorow zieht um. Statt in Moskau zahlt der reichste Mann Russlands seine Steuern künftig im sibirischen Dorf Jeruda. Die frostige Einöde scheint auf Oligarchen eine magische Anziehungskraft auszuüben: Auch Prochorows Milliardärskollege Roman Abramowitsch steckt Milliarden in die Tundra.
Moskau - Russlands reichster Mann, Michail Prochorow, zahlt nach Angaben russischer Medien künftig seine Steuern in Sibirien. Der Chef der Beteiligungsgesellschaft Onexim habe seinen Wohnsitz von Moskau nach Jeruda verlegt, ein Dorf in der Region Krasnojarsk, und dort seine Steuererklärung abgegeben, berichtete die Wirtschaftszeitung "Kommersant" am Montag.
Demnach können sich das Dorf mit rund 200 Einwohnern und die Region Krasnojarsk über Steuern in Höhe von umgerechnet 487 Millionen Euro freuen. 90 Prozent des Geldes fließen in den Haushalt von Krasnojarsk - ein Plus von 14 Prozent. "Ich denke, es ist gerecht, dass ich meine Steuern in der Region zahle, wo ich mein Geld verdient habe, und ich hoffe, dass ein Teil des Geldes für soziale Zwecke verwendet wird", erklärte Prochorow.
Der im Rohstoff-Geschäft reich gewordene Prochorow soll nach Angaben des US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" umgerechnet 6,8 Milliarden Euro besitzen. Auf der "Forbes"-Liste der reichsten Männer der Welt steht er damit auf Platz 40. Er war zuletzt mit seinem Vermögen an zahlreichen anderen russischen Magnaten vorbeigezogen. Prochorow hatte in der Finanzkrise weniger Geld verloren als viele seiner Konkurrenten, weil er seine Anteile am Rohstoffkonzern Norilsk
Nickel bereits vor mehr als einem Jahr verkaufte.
In Sibirien befindet sich Prochorow in guter Gesellschaft. Sein Milliardärskollege Roman Abramowitsch ist erst Ende vergangenen Jahres nach seinem Rücktritt als Gouverneur der sibirischen Provinz Tschukotka in die dortige Politik zurückgekehrt. Der Eigentümer des britischen Fußballclubs FC Chelsea wurde einstimmig zum neuen Chef des Regionalparlaments in Tschukotka gewählt. Er soll helfen, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme der Region im Fernen Osten Russlands zu lösen. Die Behörden Tschukotkas hatten Abramowitschs Rückkehr in das strukturschwache Gebiet mehr als 7000 Kilometer östlich von Moskau gefordert.
Der meist in London lebende Abramowitsch hatte dem politischen Amt zugestimmt - allerdings unter der Bedingung, für seinen neuen Posten in Tschukotka weniger häufig anwesend sein zu müssen als zuvor. Der autonome Bezirk der Tschuktschen liegt im Nordosten Russlands gegenüber von Alaska an der Beringstraße. Seit seinem Amtsantritt als Gouverneur im Jahr 2000 hatte Abramowitsch nach Angaben der örtlichen Verwaltung rund zwei Milliarden Dollar (1,47 Milliarden Euro) in das Gebiet gesteckt.