Opel Manager verdienen 10 Prozent weniger
Rüsselsheim - Opels Manager üben sich in Verzicht: Europaweit bekommen rund 300 Führungskräfte, davon allein 150 in Deutschland, ab sofort 10 Prozent weniger Gehalt. Ein Sprecher von General Motors Europe (GME) erklärte, die Kürzung gehe auf eine Initiative von GME-Chef Carl-Peter Foster zurück.

Opel-Standort Eisenach: "Management muss mit gutem Beispiel vorangehen"
Foto: REUTERS"Das Management soll mit dem Verzicht mit gutem Beispiel vorangehen", erklärte der Sprecher. Mit der Kürzung sollen mehrere Millionen Euro im Jahr gespart werden. Da es in diesem Jahr auch keine Boni gebe, müssten die Führungskräfte teilweise massive Gehaltskürzungen hinnehmen.
Der komplette Rettungsplan des angeschlagenen Autobauers Opel sieht Einsparungen von knapp einer Milliarde Euro vor. GME hat eine Rahmenvereinbarung mit den Betriebsräten aufgehoben. Ein GME-Sprecher bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach das Management eine europäische Rahmenvereinbarung mit den Betriebsräten zum 31. Juli 2009 gekündigt hat. In der Vereinbarung zu Arbeitszeitverkürzung und Ausgleichszahlungen sind ein Verzicht auf Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen festgeschrieben.
Opel will sich von GM lösen
Nach dem Ende des Vertrags sind nun sowohl Entlassungen als auch Standortschließungen möglich. "Wir wollen den Vertrag neu verhandeln", sagte der Sprecher, ohne auf die vom Management angestrebten Änderungen einzugehen.
Als akut gefährdet gelten nach dem Bericht derzeit die Werke im belgischen Antwerpen und die beiden englischen Fabriken in Luton und Ellesmere Port. GME plant zudem ein freiwilliges Abfindungsprogramm. Es sei aber noch nichts entschieden. Laut "Süddeutscher Zeitung" lehnt der europäische Betriebsrat Verhandlungen darüber ab.
Opel ist derzeit auf der Suche nach einem Investor und will sich von seinem Mutterkonzern GM abkoppeln. GM hat zum Jahresbeginn in Europa einen Milliarden-Verlust eingefahren. Im ersten Quartal 2009 erwirtschaftete der Konzern in seinem Europageschäft mit der Hauptmarke Opel vor Steuern einen Verlust von zwei Milliarden Dollar, wie das Unternehmen am Donnerstag in Detroit mitteilte. Insgesamt verbuchte GM zum Jahresauftakt einen Verlust von sechs Milliarden Dollar bei halbiertem Umsatz (22,4 Milliarden Dollar). Eine Insolvenz des Opel-Mutterkonzerns wird dadurch immer wahrscheinlicher.
Der italienische Hersteller Fiat und der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna haben bereits Interesse am GM-Europageschäft bekundet.
Fiat bietet GM Beteiligung an
Für seinen geplanten Einstieg bei Opel bietet Fiat GM einem Pressebericht zufolge eine Beteiligung an. Im Tausch für die Geschäfte von GM in Europa und Lateinamerika sei Fiat bereit, bis zu 10 Prozent an der künftigen Autosparte Fiat Auto abzugeben, berichtet die "New York Times".
GM wolle allerdings mindestens 30 Prozent haben. Beide Seiten lägen in den Verhandlungen weit auseinander, so die Zeitung unter Berufung auf zwei Insider. Der US-Konzern war bis 2005 schon einmal an Fiat beteiligt. Statt einer zunächst diskutierten Komplettübernahme kaufte sich GM aber mit einer Milliardensumme letztlich aus der für beide Seiten unbefriedigenden Allianz wieder frei.
Fiat soll bereits beim insolventen drittgrößten US-Autobauer Chrysler einsteigen. Die Italiener wollen durch ihre Beteiligungen an Chrysler und unter anderem der GM-Tochter Opel bei den Absatzzahlen weltweit auf Platz zwei der Branche vorstoßen - nach Toyota, aber noch vor Volkswagen.
Kaiserslautern droht das Aus
Sein geplantes Sparprogramm für die GM-Tochter Saab hat Fiat offenbar abgemildert. Nach übereinstimmenden Presseberichten sollen nun deutlich weniger als die bislang geplanten zehn Werke in ganz Europa geschlossen werden. In Kaiserslautern drohe dem Opel-Motorenwerk das Aus. Das Komponentenwerk an dem pfälzischen Standort soll dagegen fortgeführt werden.
Weitere Werke, darunter auch die Opel-Fabriken in Bochum und Rüsselsheim sollen nach dem Fiat-Plan "Projekt Phönix" verkleinert werden. Wie die "FAZ" weiter berichtete, sind durch die Schließungspläne insgesamt 10.000 Stellen gefährdet.
Die "FTD" zitierte den Unternehmensberater Roland Berger, der auch im Fiat-Verwaltungsrat sitzt, mit der Aussage, es sei lediglich die Schließung des zu General Motors Europa gehörenden Montagewerks im britischen Luton sowie einer Fabrik im polnischen Tychy geplant. Das Werk in Kaiserslautern werde dagegen nicht geschlossen. Nach Angaben der "FAZ" will Fiat dagegen auch zwei eigene Werke in Italien sowie eine Fabrik im österreichischen Graz schließen.
Deutliche Kritik am Fiat-Einstieg
Erneut skeptisch zeigte sich Opel-Betriebsratschef Klaus Franz. Die Italiener hätten offenbar vor allem "ein hohes Interesse an Technologie", insbesondere an der sogenannten Plattformtechnologie für Kompakt- und Mittelklassewagen, sagte er der Zeitung "Die Rheinpfalz". Durch einen Einstieg bei General Motors Europa käme Fiat "sehr günstig an derartige Technologie" heran.
Zudem sei Fiat-Chef Sergio Marchionne "beseelt von dem Gedanken, der weltweit zweitgrößte Autobauer zu werden", sagte Franz. Gerade dieses Ziel sei aber zu hinterfragen, da in der Vergangenheit "alle Mega-Fusionen gescheitert" seien. Entschieden sei aber nichts, auch nicht in Bezug auf den Automobilzulieferer Magna, betonte der Betriebsratschef. Er kenne "mindestens sechs" weitere Interessenten für Opel, die er aber derzeit nicht nennen wolle, da Investoren "wie scheue Rehe" seien.
Opel-Aufsichtsrat Armin Schild sagte, bei dem italienischen Autobauer entstehe der Eindruck, dass dessen Priorität nicht auf einer Rettung von Opel liege, sondern sich Fiat über einen Deal auch Zugang zum Lateinamerika- und Asien-Geschäft von GM erhoffe. "Fiat braucht keine zweite europäische Marke wie Opel. Das ist ein Nebenschauplatz, für den letztlich die Steuerzahler bürgen."
Billig-Corsa aus Eisenach als Alternative
Unterdessen sorgt ein alternativer Plan für Aufsehen: Demnach könnte Opel im ehemaligen Wartburg-Werk in Eisenach ein neues Billigmodell herstellen. Der angeschlagene Autohersteller denke über die Produktion eines "preiswerten Autos mit einfachster Corsa-Technik" nach, bestätigte ein Sprecher der Opel-Mutter GME am Donnerstag einen Medienbericht. Der Plan sei eine Alternative zu den Verkaufsgesprächen mit Magna, Fiat und anderen Interessenten, berichtet "AutoBild".
Demnach sei der Plan nach dem Besuch von Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier im Opel-Werk Eisenach zu Wochenbeginn durchgesickert. Der SPD-Kanzlerkandidat sei begeistert von dem Plan, weil dieser helfen könne, Arbeitsplätze in Eisenach zu sichern.
Nach dem Konzept könnte der Billig-Corsa für 7000 Euro angeboten werden, berichtet "AutoBild". Derzeit würden zwei Modellvarianten durchgerechnet. Neben einem Schrägheck-Modell sei eine Stufenheck-Variante wahrscheinlicher, die in Brasilien bereits als Chevrolet Corsa verkauft werde.
Eine Entscheidung über den Namen des geplanten Billigautos sei jedoch noch nicht gefallen. "Eisenach ist Wartburg. Aber es gibt noch keine konkreten Gespräche zur Revitalisierung der Marke", sagte der GME-Sprecher. Die Namensrechte an der Automarke Wartburg befinden sich nicht im Besitz von Opel. In den neunziger Jahren hatte Opel das Wartburg-Werk in Eisenach übernommen, derzeit wird dort der Kleinwagen Corsa gebaut.
Opel-Aufsichtsrat warnt Politik
Die Politik habe es versäumt, die Voraussetzungen für eine seriöse Partnersuche zu schaffen, kritisierte Opel-Aufsichtsrat Armin Schild deutsche Politiker. "Der Zeitdruck der gemacht wird, könnte unseriöse Entscheidungen auslösen", warnte der IG-Metall-Bezirksleiter. Statt schneller Vorentscheidungen sollten Bundesregierung, GM und Arbeitnehmervertreter unabhängige Experten entsenden, die die Konzepte der Investoren kritisch und fernab der Öffentlichkeit prüften.
Dabei habe Opel selbst nicht unbegrenzt Zeit, einen Investor zu finden. "Ich gehe davon aus, dass in den USA im Verlauf des Mai eine Entwicklung eintritt, die GM auf ein neues Fundament setzt. Dann müssen wir auch wissen, was mit Opel passiert", sagte Schild. Eine Festlegung auf einen künftigen Anteilseigner sei bis dahin nicht unbedingt nötig. Allerdings müsse der Weg für die Zukunft des Autobauers abgesteckt sein.
Das Konzept des Konsortiums um Magna sei bereits viel weiter gediehen als jenes von Fiat. "Es geht Magna um eine finanzielle Beteiligung mit weiteren Investoren in einer Beteiligungsgesellschaft", sagte Schild. Dazu könnten der russische Hersteller Gaz und die staatlich kontrollierte Sberbank gehören. Zudem gebe es gute Kontakte zwischen dem GM-Management und dem Zulieferer. Ein Abbau von Arbeitsplätzen werde jedoch unvermeidbar sein. "Die Frage ist, ob dieser ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werkschließungen erfolgen kann", sagte Schild.