Frauen und Karriere Prahlen, Wirbeln, Loben
Augsburg - Die Chefetagen hierzulande sind von Männern dominiert: In den deutschen Dax-30-Unternehmen sitzt nur eine Frau im Vorstand. An mangelnder Begabung kann das kaum liegen. Laut einer Studie des Bundesbildungsministeriums bleiben Mädchen in der Schule seltener sitzen und schaffen öfter das Abitur als Jungen. Schlau genug für den Chefposten sollten Frauen also sein. Auf dem beruflichen Weg nach oben scheuen sie sich Expertinnen zufolge aber oft, genau das zu zeigen.
Die wichtigsten Karrieretipps für Frauen im Überblick:
- Nicht das Opfer spielen: Viele Frauen fühlten sich als Opfer, sagt Cornelia Topf, Coach und Unternehmensberaterin aus Augsburg. In der männerdominierten Arbeitswelt gingen sie davon aus, ohnehin nicht weiterzukommen. Doch so einfach sei es nicht. "Für die eigene Karriere kann man schon einiges tun." Dazu gehöre, in Gesprächen mit Kollegen nicht auf Mitleid zu setzen. Denn wer das tut, bekomme genau das: Mitleid, aber keine Anerkennung.
Gertrud Höhler aus Berlin glaubt, dass Frauen sich oft unnötig verletzt fühlen, weil sie zu sehr zwischen den Zeilen lesen. "Frauen beziehen vieles auf sich und reagieren entsprechend", sagt Höhler, die sich mit Literatur befasst und als Wirtschaftsberaterin arbeitet. Das Problem sei dann: Männer verstünden nicht, was los ist. "Die sagen: "Die Frau ist unberechenbar und hat Launen." Das bringe die Karriere nicht weiter.
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Eigenlob stinkt nicht: "Ich höre oft, dass Frauen sagen: "Mein Chef hat nicht die leiseste Ahnung von meinen Fähigkeiten." Ich sage dann immer: "Dann wird es Zeit, dass Sie ihm zeigen, was Sie draufhaben", erzählt Barbara Schneider aus Hamburg, die weibliche Führungskräfte coacht. Viele Frauen wollten entdeckt werden. Aber das funktioniere in der Arbeitswelt nicht. "Reden Sie über Ihre Erfolge", rät auch Cornelia Topf. "In 30 Sekunden sollte jede Frau ihre Einmaligkeit zeigen können, denn oft hat man dafür nicht mehr Zeit."
Bücher
Und wenn man keine großen Erfolge hat? "Dann dreht man die kleinen eben positiv", sagt Topf. Männer verkauften sogar Misserfolge als Erfolge, während Frauen in der Ecke sitzen und sagen: "Ach, das war doch nichts." Sie gingen davon aus, dass Männer denken: "Was für eine tolle Frau. Die schafft viel, aber redet nicht mal drüber", sagt Höhler. Bloß passiere das nicht. Wenn Männer also mit ihren Erfolgen prahlen, sollte die Frau sagen: "Tolle Geschichte. Mir ist gerade ganz Ähnliches passiert", rät sie.
Keine Angst vor neuen Aufgaben
- Arbeitsbienen machen keine Karriere: Wer still in seinem Büro sitzt und die Papierberge abarbeitet, ist zwar fleißig, auf Dauer aber nicht erfolgreich. "Wirbeln Sie", rät Topf. Dazu gehöre, bei einem prestigeträchtigen Projekt die Hand zu heben, auch wenn Alltagsarbeit dadurch liegenbleibt. Darüber ärgerten sich vielleicht die Kollegen. "Lassen Sie sie reden. Nicht jeder muss einen lieben." Barbara Schneider hat in ihrer Karriere immer wieder erlebt, dass Männer strategischer vorgehen. "Die legen lieber mal eine Nachtschicht beim Netzwerken ein, und dafür bleibt Arbeit liegen."
- Netzwerke sind Arbeit - bringen aber weiter: Nach der Arbeit noch zu einer Verbandssitzung - das hört sich nicht erstrebenswert an. Es bringt den Expertinnen zufolge aber weiter, denn dadurch bekommt man Tipps für die Arbeit, zu interessanten Projekten und neuen Jobs. Netzwerken heißt, auch zu nützlichen Leuten Kontakt zu halten, sagt Topf. Dabei gelte aber immer die Regel, dass man nicht nur nehmen kann, sondern auch geben muss. "Ich helfe zum Beispiel mal bei einem Vortrag aus oder gebe selbst einen Tipp weiter", sagt sie.
Kontakte brauchen Pflege, sagt auch Schneider. Es reiche nicht, eine Sammlung an Visitenkarten zu haben. Sie rät, nur zu Terminen zu gehen, die inhaltlich interessieren. "Ich würde nicht in einen Golfclub eintreten, wenn ich Golf nicht mag." Um Leute wirklich kennenzulernen, sei es oft nötig, sich aktiv einzubringen - etwa, indem man in einem Verband oder Verein mitarbeitet.
- Mentoren können weiterhelfen: Ein Mentor ist derjenige, der einem wichtige Tipps für die eigene Karriere gibt. Das können auch kritische Anmerkungen sein. Ob ein Mentor aus der eigenen Firma oder von außerhalb besser ist, hängt von der Situation ab. "Einer aus der Firma kennt die Fallstricke", sagt Topf. Der andere habe dafür einen unvoreingenommenen Blick. Gertrud Höhler rät dagegen von Mentoren ab - zumindest von männlichen. Viele wollten, dass ihr Schützling abhängig und unterlegen bleibt.
- Keine Angst vor neuen Aufgaben: In jeder Karriere ergeben sich laut Höhler Möglichkeiten zum Aufstieg. "Frauen sagen dann oft: "Ich kann das nicht", Männer: "Das lern' ich schon noch." Statt bei einem Angebot aufrichtig zu sagen "Ich weiß nicht so recht", sollten Frauen sich sagen: "Die Aufgabe, die ich heute noch nicht habe, werde ich können, wenn ich sie habe."
Carina Frey, dpa
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