Motivation Alle gegen einen
Hamburg - Konkurrenz belebt das Geschäft - nicht nur für Wirtschaftswissenschaftler ist das eine Binsenweisheit. Nun haben finnische Forscher untersucht, ob Wettbewerbsdruck nicht nur das Individuum, sondern auch Teams voranbringt.
Das Ergebnis: Konkurrenz ist auch hier förderlich, denn sie bewirkt, dass Gruppenmitglieder besser kooperieren. Zudem reagieren Menschen emotionaler auf Betrugsversuche, denn sowohl der Ärger gegenüber unkooperativen Gruppenmitgliedern als auch das Schuldgefühl bei eigenem egoistischem Verhalten sind stärker ausgeprägt. Letztlich erhöht Konkurrenz der Studie zufolge den Gewinn, den eine Gruppe in einem Spiel erreicht.
Für die Untersuchung an der Universität in Jyväskylä nahmen 192 Studenten an einem Entscheidungsspiel teil. Sie spielten in Gruppen von je vier Personen jeweils zehn Runden gegen eine andere Gruppe und zehn Runden ohne Konkurrenzgruppe, wobei die Teams in jeder Runde neu ausgelost wurden. Jeder Spieler erhielt 20 Geldeinheiten, die er nach Belieben einsetzen konnte. Der persönliche Einsatz der einzelnen Mitspieler war geheim. Das übrige Geld durften die Versuchsteilnehmer behalten.
In beiden Spielsituationen wurde der Einsatz aller Gruppenmitglieder in jeder Runde verdoppelt und danach als Gewinn gleichmäßig unter den vier Personen aufgeteilt. In der Wettbewerbssituation ging außerdem die Gewinndifferenz zwischen den beiden Gruppen in die Berechnung ein. Die Gruppe mit dem größeren Gewinn bekam zusätzlich die doppelte Gewinndifferenz, während der Verlierergruppe der gleiche Betrag abgezogen wurde.
Nach dem Spiel sollten alle Teilnehmer einschätzen, ob ihre Gruppenmitglieder eher Mit- oder Gegenspieler waren. Außerdem sollten sie berichten, wie intensiv die Schuldgefühle oder der Ärger waren, wenn jemand eigennützig gespielt hatte.
Ohne Konkurrenzgruppe nahmen die Probanden die Mitspieler eher als Gegner wahr, während sie die Beziehung unter Wettbewerbsbedingungen eher als partnerschaftlich empfanden, schreiben Mikael Puurtinen und Tapio Mappes im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society B". Der Ärger gegenüber Mitspielern, die eigennützig gespielt hatten, war generell hoch, während die Schuldgefühle nach eigenem unkooperativem Handeln eher gering waren. Im Spiel gegen eine andere Gruppe waren beide Empfindungen noch stärker ausgeprägt.
Der bessere Gruppenzusammenhalt in Konkurrenzsituationen könnte ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung des menschlichen Sozialverhaltens gewesen sein, schreiben die finnischen Forscher. Das Phänomen könne insbesondere erklären, warum Menschen häufig kooperative Beziehungen zu Fremden pflegten, obwohl sie dabei von Trittbrettfahrern ausgenutzt werden könnten. Die Wissenschaftler verweisen auch auf die starken negativen Emotionen, die Verhaltensweisen auslösen, die der eigenen Gruppe schaden. Diese Emotionen zögen häufig Strafen für den Regelbrecher nach sich, was das Auftreten eigennütziger Verhaltensweisen auf lange Sicht unwahrscheinlicher mache.
manager-magazin.de mit Material von ddp
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