Manager Tschüss Deutschland

Immer mehr Führungskräfte überlegen, Deutschland den Rücken zu kehren. 80 Prozent aller Topmanager empfinden die Belastungen durch Steuern und Sozialversicherungen als zu hoch. Sollten die Abgaben weiter steigen, wollen knapp 30 Prozent einer Umfrage des Karrieredienstleisters Placement24 zufolge das Land verlassen.

Hamburg - Immer mehr Führungskräfte in Deutschland denken über Auswanderung nach und sehen sich durch hohe Steuern und Abgabenzahlungen dazu getrieben.

Fast jede fünfte vom Düsseldorfer Karrieredienstleister Placement24 befragte Führungskraft (18 Prozent) gibt an, dass sie bereits "konkret" eine Möglichkeit sucht, ins Ausland zu gehen. Weitere 23 Prozent denken "oft darüber nach". Und 28 Prozent geben an, dass sie bei weiter steigender Belastung durch Steuern und Abgaben das Thema Auswandern in Betracht ziehen werden. Nur 31 Prozent sehen hierin grundsätzlich keine Lösung.

Die Umfrage unter fast 2.000 Führungskräften legt die Motive zum möglichen Wechsel ins Ausland offen. So empfinden 79 Prozent der Befragten die Belastungen durch Steuern und Sozialversicherungen als "zu hoch" (43 Prozent) oder "viel zu hoch und ungerecht" (36 Prozent). Zu der Aussage, dass die Abgaben nur "etwas zu hoch, aber nicht ungerecht sind" konnten sich gerade noch 19 Prozent durchringen. Lediglich 1 Prozent findet die Belastungen "nicht zu hoch und gerecht verteilt".

In der Umfrage wurde ebenso die Meinung der Führungskräfte zu notwendigen Reformen in Deutschland untersucht. Rund dreiviertel (73 Prozent; Mehrfachnennungen waren möglich) der Befragten geben an, dass am dringendsten das Renten- und Sozialsystem reformiert werden müsse. An zweiter Stelle sehen die Führungskräfte die Dringlichkeit, das Gesundheitssystem einer Reform zu unterziehen. Eine Liberalisierung des Kündigungsschutzes (15 Prozent), Budgetkonsolidierung des Staatshaushalts (12 Prozent) oder Einführung von Mindestlöhnen (12 Prozent) fielen hierzu deutlich ab. Damit zeigen sich die Bereiche mit einer hohen Abgabenlast auch hier im Fokus der Führungskräfte.

"Als Karrieredienstleister stellen wir uns auf die Bedürfnisse unserer Führungskräfte ein und gewinnen seit einiger Zeit zunehmend Headhuntingpartner im Ausland", so Tonio Riederer von Paar, Gründer und Geschäftsführer von Placement24.

Dass es nicht nur bei Fantasien zur Auswanderung bleibt, belegt das Statistische Bundesamt: Die Fortzüge von Deutschen ins Ausland stiegen rasant an, von jährlich rund 60.000 im Jahr 1990 auf rund 160.000 im Jahr 2006. Dabei sorgt die gute Ausbildung der Führungskräfte und Fremdsprachenkenntnisse für eine Verbesserung der Chancen im Ausland. So sind es nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auch insbesondere Hochschulabsolventen, die eine Auswanderung für sich in Betracht ziehen.

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