SAP Doppelspitze mit Léo Apotheker
Frankfurt am Main - Der Softwarekonzern SAP soll einem Zeitungsbericht zufolge vorübergehend wieder von einer Doppelspitze geführt werden. Der Aufsichtsrat des Walldorfer Unternehmens soll Anfang April den bisherigen Vertriebsvorstand und stellvertretenden Vorstandssprecher Léo Apotheker zum gleichberechtigten Vorstandssprecher neben Henning Kagermann wählen, meldet die "Börsen-Zeitung" (Samstagausgabe) vorab.
Damit würde Apotheker dem Kapitalmarkt eindeutig als Kagermann-Nachfolger präsentiert, schreibt die Zeitung weiter. Der Dax-Konzern wollte die Information auf Nachfrage nicht kommentieren. Entscheidungen über Vorstandspersonalien treffe der Aufsichtsrat, sagte der Sprecher gegenüber manager-magazin.de. Auch wann genau die nächste Sitzung des Kontrollgremiums ansteht, auf der Personalfragen erörtert werden, wollte er nicht sagen. Die nächste Aufsichtsratssitzung bei SAP muss spätestens sechs Wochen vor der Hauptversammlung am 3. Juni stattfinden.
Vor gut einem Jahr hatte Shai Agassi, bis dahin SAP-Technologievorstand, den Softwarekonzern überraschend verlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er als heißer Anwärter auf den SAP-Chefposten gegolten. Sein Abgang wurde als Reaktion darauf gewertet, dass kurz zuvor Apotheker zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt worden war.
An Apotheker berichten die Marketing- und Vertriebsmanager sowie der für das weltweite Mittelstandsgeschäft zuständige Hans-Peter Klaey. Dem Manager werden seit dem Abgang von Agassi die besten Chancen für die Nachfolge Kagermanns eingeräumt. Der Vertrag des 60 Jahre alten Physikers Kagermann war zuletzt nur noch um zwei Jahre bis Mai 2009 verlängert worden. SAP hatte einen Wechsel an seiner Spitze stets mit der Bildung eines Führungsduos eingeleitet. Auch Kagermann war zunächst Co-Chef neben Hasso Plattner, ehe dieser 2003 in den Aufsichtsrat wechselte.
Aus Sicht vieler SAP-Computerexperten haftet Apotheker der Makel an, dass er aus dem Vertrieb und nicht aus der Produktentwicklung kommt. Der polyglotte Manager arbeitet seit 1988 für SAP.
Am Freitag wurde ebenfalls bekannt, dass SAP die Finanzierung der 4,8 Milliarden Euro teuren Übernahme von Business Objects endgültig unter Dach und Fach gebracht hat. Der Walldorfer Softwarekonzern erhielt eine syndizierte Kreditlinie von drei Milliarden Euro, die von der Deutschen Bank arrangiert wurde, wie die Banken am Freitag mitteilten. Insgesamt 23 Institute beteiligten sich an der Transaktion.
manager-magazin.de mit Material von ddp und reuters