Unicef Geschäftsführer gibt auf
Berlin/Köln - Nach wochenlangen Querelen gibt Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs auf: Der Vorsitzende des deutschen Komitees des Kinderhilfswerks, Reinhard Schlagintweit, bestätigte Berichte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und des "Tagesspiegel", wonach Garlichs heute seine Position als Geschäftsführer zur Verfügung gestellt hat. Schlagintweit wollte sich aber nicht dazu äußern, ob der Vorstand das Rücktrittsangebot angenommen hat.
In einer persönlichen Erklärung an den Vorstand schreibt Garlichs den Zeitungen zufolge: "Für den Vertrauensschaden, der in den vergangenen Wochen entstanden ist, übernehme ich in meiner Funktion als Geschäftsführer die Verantwortung."
Garlichs war in den vergangenen Wochen im Streit um das Finanzgebaren der deutschen Sektion des Kinderhilfswerks in die Kritik geraten. Ihm werden zu großzügige Honorare für externe Berater vorgeworfen, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Untreue.
Er entschuldige sich bei allen, "die unter der öffentlichen Diskussion zu Unrecht gelitten haben", schreibt Garlichs laut "FAZ" weiter. Unicef habe ihm die Chance gegeben, 18 Jahre lang "an einer der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft mitzuarbeiten". In dieser Zeit habe Unicef "seine Einnahmen vervierfacht und die erstaunliche Summe von 1,4 Milliarden Euro aus privaten Spenden und dem Grußkartenverkauf mobilisiert". Damit habe vielen Tausenden von Kindern geholfen werden können.
Sinneswandel in der Unicef-Spitze
Das Fundament dieser Arbeit sei Vertrauen. Dies sei in den vergangenen Wochen erschüttert worden. Das deutsche Komitee für Unicef habe sich zu einem Neuanfang entschieden, den er voll unterstütze. Noch am Mittwoch hatte die Unicef-Spitze einen grundlegenden Neuanfang mit Austausch der Führung abgelehnt.
Garlichs hatte vor wenigen Tagen erstmals "Schlampereien" eingeräumt. Dennoch hatte Unicef Deutschland bisher immer betont, es sei lediglich gegen interne Regeln verstoßen worden, nicht jedoch gegen Gesetze. Im Zuge der Affäre war die Unicef-Vorsitzende Heide Simonis zurückgetreten. Übergangsvorsitzender ist seither Reinhard Schlagintweit.
Unicef-Vorstandsmitglied Rolf Seelmann-Eggebert bedauerte Garlichs Rücktrittsangebot. "Ich bedaure, dass wir ihn als Chef verlieren, habe aber Verständnis, dass er dem Druck der vergangenen Wochen nachgibt und seinen Rücktritt anbietet", sagte er. Er habe zwölf Jahre mit Garlichs im Vorstand zusammengearbeitet und nie etwas auszusetzen gehabt. "Er hat an dem Erfolg von Unicef Deutschland erheblichen Anteil."
Die Bundesregierung will unterdessen prüfen, ob die freiwilligen und gesetzlichen Regelungen zur Transparenz von Spendenorganisationen ausreichen. "Vertrauen stellt sich auch durch Transparenz her. Deshalb werden wir schauen, ob wir die bestehenden Transparenzpflichten verbessern müssen", sagte Justizministerin Brigitte Zypries dem "Tagesspiegel".
manager-magazin.de mit Material von ap, dpa und reuters