Börsenboom Chinas neue Milliardäre
Hamburg - In der vergangenen Woche wurde der Energiekonzern PetroChina durch den Börsengang über Nacht zum teuersten Unternehmen der Welt. Von Konzernchef Jiang Jimien ist gerade mal der Lebenslauf bekannt. Und dass er, laut "Süddeutscher Zeitung", ein Gesicht wie eine Maske haben soll.
Vor wenigen Tagen explodierte, ebenfalls durch einen Börsengang, der Marktwert des Online-Gemischtwarenladens Alibaba. Der Kopf hinter Alibaba, der 43-jährige Jack Ma, wird von manchen mit Bill Gates verglichen. Dabei bekam er seinen ersten PC erst vier Jahre vor Gründung seiner Firma auf einer Reise in die USA zu Gesicht.
Der Börsenboom in Hongkong und Shanghai hält weiter an. Doch wen das Milliardenspiel schlagartig reich gemacht hat, ist hierzulande weitgehend unbekannt: Chinas Superreiche sind im Westen Phantome.
Donald Trump kennt die ganze Welt, die Immobilienhändlerin Yang Huiyan hingegen kaum jemand. Dabei hatte der erste Börsengang ihrer Firma Country Garden ein größeres Volumen als der von Google.
Und wer kennt schon Robin Li, den Chef von Chinas größter Suchmaschine Baidu? Dabei ist Baidu geschätzte 2,4 Milliarden Dollar wert, Li ist reicher als Yahoo-Chef Jerry Yang - und was Li sagt, tut oder lässt hat weit über die Grenzen Chinas hinaus Bedeutung. Wenn er wollte, könnte Li morgen anfangen, europäische Firmen im Dutzend aufzukaufen.
Und Li ist bei weitem nicht der einzige, der dazu die Macht hätte. Mehrere Studien zeigen: Im Reich der Mitte wächst die Zahl der reichen Unbekannten rapide - offenbar sogar schneller, als die Statistik sie erfassen kann: In der aktuellen Forbes-Liste der Superreichen sind laut "New York Times" 66 chinesische Milliardäre aufgeführt, in dem in China publizierten Hurun Report über 100. Vor einem Jahr, so schätzen die Experten, gab es gerade mal 15 Milliardäre in China.
Die zehn reichsten Chinesen
Das Aufkommen der Milliardäre ist ein Wendepunkt in einem Land, das seine Staatsfeinde einst als "kapitalistische Schnorrer" bezeichnete. Erst Deng Xiaoping, der China faktisch von 1979 bis 1997 regierte, brach mit der Philosophie der Kommunismus-Ikone Mao Zedong. Erst durch seinen Schlachtruf "reich werden ist glorreich" erschienen die ersten Turbokapitalisten in Chinas Wirtschaft.
Die zehn reichsten Chinesen
Rang | Name | Geschätztes Vermögen* | Firma | Industrie |
---|---|---|---|---|
1 | Yang Huiyan | 17.500 | Country Garden | Immobilien |
2 | Zhang Yin family | 10.000 | Nine Dragons Paper | Papier |
3 | Xu Rongmao | 7.500 | Shimao | Immobilien |
4 | Huang Guangyu | 6.000 | Pengrun Investments | Elektronik, Immobilien |
5 | Zhang Li | 5.500 | R Properties | Immobilien |
6 | Peng Xiaofeng | 5.300 | LDK Solar | Solarenergie |
6 | Rong Zhijian | 5.300 | Citic Pacific | Verschiedene Branchen |
6 | Xu Jiayin | 5.300 | Hengda | Immobilien |
9 | Zhang Jindong | 5.000 | Suning | Elektronik, Immobilien |
10 | Guo Guangchang | 4.800 | Fosun | Verschiedene Branchen |
Quelle: Hurun-Report:
Noch heute, schreibt die "New York Times", wirkt jedoch das Erbe Maos in der Psyche der Unternehmer nach. Immer wieder beobachten Experten, dass Chinas neue Wohlstandselite nichts mit dem großen Geld anzufangen weiß.
So zum Beispiel Jason Jiang, Chef des Medienkonzerns Focus Media. Er arbeitet von acht Uhr morgens bis zwei Uhr nachts, mittags isst er ein Fertiggericht für 2 ,50 Dollar. Andere chinesische Superreiche brüsten sich mit Zwei-Dollar-Haarschnitten und kämpfen dagegen an, in Reichenlisten wie den Hurun-Report aufgenommen zu werden.
Ob letzteres ein Nachhall kommunistischer Ideologie ist oder eher die Angst vor nachträglichen Steuerprüfungen, bleibt das Geheimnis der reichen Phantome. Was man weiß, ist, dass so mancher Superreiche nach der Aufnahme in eine Milliardärsliste wegen Korruption oder Steuerbetrug im Kittchen landete.
manager-magazin.de mit Material von SPIEGEL ONLINE