Studieren in New York Leben im Big Apple
"Wer es gern bequem hat, kommt besser nicht nach New York", sagt Nina Brandt, die Medienwissenschaften an der "New School" studiert hat. Kleine Wohnungen, lange U-Bahnfahrten, weite Wege zu günstigen Lebensmittelläden - wer bereit ist, das auf sich zu nehmen, dem liegt der Big Apple zu Füßen.
New York kann, muss aber nicht teuer sein. Bis sie nach ihrem Abschluss einen Job bei der Uno fand, ist Nina Brandt mit 1400 Dollar pro Monat ausgekommen - gerade mal rund 1000 Euro. Der günstige Dollarkurs hilft Europäern.
Die teuerste amerikanische Stadt ist New York nach wie vor. Im Weltvergleich liegt sie jedoch laut Ranking der Unternehmensberatung Mercer nur noch auf Platz 15 - hinter Singapur und Paris und nur knapp vor Dublin und Tel Aviv.
Die größte Hürde zu einem Studium in New York sind die hohen Studiengebühren amerikanischer Unis: zwischen 16.000 Dollar für ein einjähriges Studium der Sozialarbeit und 28.000 Dollar für ein Jahr an der renommierten Columbia Business School. Die Kurse haben aber dafür ein hohes Niveau.
Wie man sich das leisten kann? Mit Hilfe von Austauschprogrammen deutscher Unis oder über Stipendien von Organisationen wie Fulbright und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Einzelne Fachbereiche fördern auch gute Studenten und erlassen ihnen einen Teil der Gebühren - besonders, wenn man schon ein oder zwei Semester mit einem Austauschprogramm hier ist.
Zimmer frei, ab sofort
Zimmer frei, ab sofort
Eine halbwegs bezahlbare Wohnung zu finden, ist die größte Herausforderung. New Yorker geben zwischen 40 und 60 Prozent ihres Einkommens für ihre Miete aus. Eine Einzimmer-Wohnung mit Kochnische in Manhattan südlich der 110ten Straße kostet in der Regel um die 1800 Dollar pro Monat. Ein Fenster gehört nicht immer dazu - und vor Ratten und Bettwanzen ist man auch nicht sicher.
Die meisten Studenten, aber auch viele Berufstätige, leben daher in WGs. Ausländische Studenten können kaum eine eigene Wohnung mieten, weil Vermieter grundsätzlich die Bonität des Mieters prüfen: Wer nicht schon seit Jahren Konten in Amerika hat und Kreditkarten vorweisen kann, bekommt keinen Vertrag.
In einem begehrten Viertel sind aber auch WG-Zimmer für Studenten kaum bezahlbar. So kostet im Szeneviertel East Village ein etwa zehn Quadratmeter großes, fensterloses Zimmer in der Vierer-WG zwischen 1200 und 1500 Dollar. Studentenwohnheime sind auch nicht viel günstiger: Ein Zimmer in einer Wohnung, die man mit drei oder vier Kommilitonen teilt, kostet etwa 1300 Dollar.
Viele ziehen deshalb in die Außenbezirke. Über die Website craigslist.com findet man schnell und leicht ein Zimmer - man kann meist binnen weniger Tage einziehen. So wohnt Nina Brandt in Bedford Stuyvesant, einem Viertel in Brooklyn, wo bis vor zehn Jahren noch Bandenkriege und Schießereien an der Tagesordnung waren. Dort zahlt sie für ein hübsches Zimmer in einer Vierer-WG 875 Dollar.
Seit der frühere Bürgermeister Rudy Giuliani die Stadt ziemlich rabiat befriedet hat, muss man sich in solchen Vierteln nicht mehr fürchten. Man muss allerdings lange U-Bahn-Fahrten in Kauf nehmen und sich von der Vorstellungen des schicken Boheme-Lebens in New York mit coolen Cafes und Kneipen direkt vor der Tür verabschieden.
Ist das Wohnproblem einmal gelöst, kommt man in New York auch mit wenig Geld blendend über die Runden. U-Bahn-Fahren ist mit 1,80 Dollar pro Tickt erschwinglich - auch wenn New Yorker über Fahrpreiserhöhungen ebenso leidenschaftlich schimpfen wie über den miserablen Zustand der Züge. In Wahrheit bringen einen die alten quietschenden Züge aber rund um die Uhr und rasch überall hin.
Essen, Museen, Kulturleben
Für ein mittelmäßiges Essen kann man in New York leicht 30 bis 40 Dollar hinblättern. Man kann aber auch für zwei Dollar köstliche Falafel kaufen oder zur Not ein Ein-Dollar Menü bei der Burger Kette Wendy's; man kann in der Kult-Kneipe Rudy's in Hell's Kitchen kostenlose Hot Dogs zum Bier essen und bekommt beim Spanier am Union Square in der Happy Hour zur Margarita Tapas geschenkt.
Auf dem Wochenmarkt am Union Square gibt's für wenig Geld frisches Obst und Gemüse. Günstigen, aber leckeren Fisch findet man in China Town, griechische Leckereien in den Läden im griechischen Viertel in Queens. Das mag aufwändig sein, macht aber gleichzeitig einen Teil des New-York-Abenteuers aus.
Museen: Zahlen, soviel man mag
Auch das Kultur- und Nachtleben muss einem nicht versperrt bleiben, weil man keine 20 Dollar für den Moma-Eintritt und keine 400 Dollar für ein Sting-Konzert im Madison Square Garden zahlen kann.
So kommt man Freitagabends umsonst ins Moma, zahlt freitags im Whitney Museum und im Guggenheim lediglich einen freiwilligen Beitrag. Im Metropolitan Museum gilt die Regelung sogar die ganze Woche über. "Ich zahle grundsätzlich drei Dollar", erzählt der Dresdner Musikstudent Leonhard Straumer, der regelmäßig im Metropolitan durch die Sammlungen streift. "Ich kenne aber auch Leute, die nur 25 Cent zahlen."
Kostenlos sind Streifzüge durch die rund 300 Galerien im Künstler-Viertel Chelsea. Für klassische Konzerte gibt es Studentenermäßigungen. Außerdem kann man im Konzerthaus "Carnegie Hall" und bei der "Metropolitan Opera" häufig kurz vor der Vorstellung noch Restkarten für etwa zehn Dollar bekommen.
Jazz und Kino-Senioren-Tickets
Der Eintritt in Clubs mit Live-Musik oder DJs kostet in Ausgehvierteln wie der Lower East Side und dem Meatpacking District oft nur zwischen fünf und zehn Dollar. Im "Coca Cola Club" am Lincoln Center treten nach Mitternacht Jazz-Bands auf, die vorher auf großer Bühne nebenan für 60 Dollar gespielt haben. Zur späten Stunde verlangen sie nur noch zehn Dollar.
In Harlem findet man sogar Jazzclubs wie das St. Nick's Pub oder das Minton's, wo kostenlos gejammt wird. Teuer sind nur die Getränke - oft zahlt man zwischen sieben und acht Dollar für ein Bier.
Nur beim Kauf der Kinokarten gibt es keinen Rabatt. Zehn Dollar kosten sie im Schnitt. Es sei denn, man greift zu einem schäbigen Trick: Die Tickets am Telefon kaufen - und statt eines normalen Tickets eines für Senioren verlangen. Das kostet nur sechs Dollar, der Verkäufer am Telefon merkt nichts, es ist nur ein Automat. Und wenn der Kartenabreißer sich beschwert, kann man ja noch immer alles auf diese "blöde moderne Technik" schieben...
"Nickel and dimed" - Newyorkerisch für Anfänger
- "Studio" - Klingt nach einem Künstlerloft, ist in Wahrheit aber die euphemistische Bezeichnung für eine winzige Einzimmerwohnung.
- "Nickel and dimed" - Kommt von Nickel (fünf Cent Stück) und Dime (zehn Cent Stück). I got nickel and dimed heißt "Ich bin über's Ohr gehauen worden." Passiert am Anfang grundsätzlich jedem, der neu in der Stadt ist, bis er ausreichend mißtrauisch geworden ist und sich zu wehren weiß.
- "Gesundheit und auf Wiedersehen" - Klingt deutsch, ist aber, new yorkerisch ausgesprochen, jiddischen Ursprungs und bedeutet so viel wie "Verpiss' Dich".
- "Was there anything wrong with the service?" - Das ist die höflich klingende Frage, die einem begegnet, wenn man zu wenig Trinkgeld gibt. Das hört man häufig, bis man sich an das System gewöhnt hat, 20 Prozent Trinkgeld zu geben, weil die Entlohnung für Kellner in New York nicht im Preis enthalten ist.
- "Spare some change" - Kannst Du etwas Kleingeld entbehren? Das hört man in der U-Bahn täglich rund ein Dutzend Mal von Obdachlosen. Es empfiehlt sich, nur selektiv Vierteldollar-Stücke zu spenden, wenn man als Student nur ein knappes Budget zur Verfügung hat.
- "New York minute" - Eine New Yorker Minute bezeichnet einen Zeitraum, der deutlich kürzer ist als eine Minute anderswo. Weil in New York nun einmal alles ein wenig schneller geht.
- "The next one is on me" - Den nächsten zahl' ich. Bekommt man beim dritten Drink vom Barkeeper gesagt. Vieltrinker erhalten in New Yorker traditionell Mengenrabatt.
- "Bridge and tunnel" - Bezeichnet die eher unbeliebten Leute, die am Freitag- und Samstagabend aus Long Island und New Jersey über die Brücken und Tunnel in die Stadt fahren. Der New Yorker bleibt dann häufig lieber zuhause.