EADS Jung stärkt Enders den Rücken
Paris - Ein französischer Zeitungsbericht sorgt in Berlin für Verwirrung: Laut Wirtschaftsblatt "Les Echos" wird EADS-Chef Tom Enders demnächst zurücktreten. Die Bundesregierung dementiert, später wies auch Enders selbst den Bericht zurück und erhielt Unterstützung von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU).
Zwei Wochen vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Präsident Nicolas Sarkozy haben sich Deutsche und Franzosen nach einem Pressebericht grundsätzlich auf eine Abschaffung der Doppelspitze bei EADS geeinigt. Der Luft- und Raumfahrtkonzern, zu dem auch Airbus gehört, wird traditionell von einem Deutschen und einem Franzosen geführt. Merkel und Sarkozy wollen am 16. Juli am Airbus-Sitz Toulouse die Einigung verkünden, berichtet "Les Echos".
Der deutsche Co-Chef Tom Enders werde wahrscheinlich das Management seinem französischen Partner Louis Gallois überlassen, schreibt das Blatt. Dafür dürfte der bisherige Co-Präsident Rüdiger Grube den EADS-Verwaltungsrat ohne sein französisches Pendant Arnaud Lagardère führen. Die Lösung sei aber noch nicht definitiv. Präsident Sarkozy arbeite an einem neuen Organigramm, mit Lagardère sei sich der Staat bereits einig.
Enders: Aufgeregtheiten, die mich nicht beeindrucken
Enders erklärte allerdings am Dienstag auf einer Sicherheitskonferenz in Berlin, er sei auch über den 16. Juli hinaus bei EADS gut ausgelastet. Dieses Datum war in dem Zeitungsbericht als Zeitpunkt der Einigung auf Co-Chef Gallois verkündet worden. Enders erklärte allerdings, die Aufgeregtheiten in der Presse beeindruckten ihn nicht.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) erklärte: "Es wird weiter eine Doppelspitze geben, damit die gemeinsame Verantwortung von Deutschland und Frankreich gewährleistet wird."
Die Reform des Aktionärspakts, die den Franzosen und dem deutschen EADS-Großaktionär DaimlerChrysler gleiche Rechte im Konzern gibt, will Sarkozy jedoch dem Bericht zufolge nur zurückstellen. Weder Lagardère noch DaimlerChrysler wollten ihren Einfluss verringert sehen, heißt es zur Begründung. Zudem will Berlin keine direkte Staatsbeteiligung. Auch die Finanzierung der zehn Milliarden Euro teuren Entwicklung des Langstreckenflugzeugs Airbus A350 XWB werde später geregelt.
In der Bundesregierung sind die Spekulationen über einen angeblichen Rückzug von Enders zurückgewiesen worden. Diese entbehrten jeder Grundlage, hieß es in Berliner Regierungskreisen. Enders werde in der gesamten Branche wegen seiner guten Erfolgsbilanz sehr geschätzt.
Auch von EADS gab es ein Dementi. "Tom Enders hat keine Rücktrittspläne, er arbeitet mit Volldampf an seinen Aufgaben", sagte ein EADS-Sprecher am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in München.
manager-magazin.de mit Material von dpa