Casino-Verkauf Trump kappt seine Wurzeln

Der Immobilienmogul und US-Serienaufschneider Donald Trump will seine hoch verschuldeten Hotel-Casinos in Atlantic City verkaufen. Eine Niederlage? Wohl kaum - er selbst dürfte bei dem Geschäft kräftig abkassieren.

New York - Vor einem halben Jahr noch hat er hier seinen Sechzigsten gefeiert, mit typischer Selbstverliebtheit. Da ließ er sich in seinem Hotel-Casino Taj Mahal in Atlantic City von Hunderten VIP-Gästen huldigen, unter ihnen Playboy-Opa Hugh Hefner und Pop-Tenor Andrea Bocelli. Die Sause stand unter dem Motto "James Bond 007", und das frisch gefönte Geburtstagskind mimte dazu auf der Bühne den Killer und Frauenhelden.

Kein Zweifel, US-Milliardär Donald Trump ist immer schon ein Virtuose der schamlosen Eigenvermarktung gewesen - und der Wiederauferstehung aus dem Ruin, persönlich wie professionell. Einer, der den Egotrip zur Kunstform erhoben hat, egal, ob die lästige Realität dazu passt oder nicht. "Trump heißt: vom Feinsten", sagt er und nennt den Kitschpalast Taj Mahal, mit seinen 245.000 Kronlüstern allein im Casinosaal, folglich ein "Ehrfurcht gebietendes Meisterwerk der Architektur".

Doch jetzt will er dieses Meisterwerk offenbar loswerden. Fast zwei Jahre, nachdem sein Casino-Konzern Trump Entertainment Resorts nur knapp dem Bankrott entkommen ist, sucht Trump nach einem Käufer für die drei Liegenschaften in Atlantic City, zweieinhalb Autostunden südlich von New York an der Küste New Jerseys - die pompösen Bettenburgen Trump Taj Mahal, Trump Marina und Trump Plaza, 3180 Zimmer insgesamt.

Mr. Trump, so berichteten US-Zeitungen am Wochenende, habe das Investmenthaus Merrill Lynch beauftragt, "strategische Alternativen" für sein hoch verschuldetes Unternehmen (aktueller Marktwert: 563 Millionen Dollar) zu finden. Alle Optionen seien dabei im Gespräch: Verkauf im Paket, Zerschlagung, sogar der Einstieg einer privaten Beteiligungsgesellschaft, das Heilmittel du jour.

Trump - dessen Vermögen sonst meist in Immobilien in Manhattan und anderswo angelegt ist - ist sowieso schon lange nicht mehr CEO des Casinobetriebs, der seinen Namen trägt. Seit Ende des Insolvenzverfahrens im Mai 2005 ist er nur noch Aufsichtsratschef und Werbemaskottchen, bleibt aber bis heute größter Einzelaktionär. Eine Investition, die sich angesichts der Krise des Zocker-Geschäfts im zweitklassigen Badeort Atlantic City immer weniger zu lohnen scheint.

Wie aus Misserfolg Erfolg wird

Wie aus Misserfolg Erfolg wird

Doch auch diesmal dürfte es dem Aufschneider mit der Sprayfrisur gelingen, Misserfolg in Erfolg umzumünzen. "Deals sind meine Kunst", prahlt er in einem seiner Bücher. So ließen allein die ersten Gerüchte über einen eventuellen Verkauf Trumps Casino-Aktie am Freitag um knapp 8 Prozent in die Höhe schnellen.

Trump - der seinen Namen nicht nur auf Hochhäuser pappt, sondern auch auf Anzüge, Speiseeis, Mineralwasser, Wodka und Steaks - soll sich außerdem vertraglich schon jetzt einen "signifikanten Anteil" an jedem Profit aus einem Deal gesichert haben. Zugleich nehme ihm der Konzern alle Kapitalertragssteuern bis zur Höhe von 100 Millionen Dollar ab. So wird die wahre Höhe von Trumps Vermögen, das hinter all diesem bilanztechnischen Blendwerk steckt, wohl auch weiter ein Rätsel bleiben.

Der "Serien-Bankrotteur" ("Vanity Fair") selbst spricht mal von zwei Milliarden Dollar, mal von "fünf bis sechs" Milliarden. Der Journalist Tim O'Brien dagegen schrieb ihm in einer bösen, unautorisierten Biografie nur ein Vermögen von allerhöchsten 250 Millionen Dollar zu - und handelte sich damit prompt eine Unterlassungsklage von "The Donald" ein.

"Kein Kommentar"

"Forbes" beziffert Trumps Wert derzeit auf 2,9 Milliarden Dollar und stellt ihn auf Platz 94 der 400 reichsten Amerikaner - elf Plätze weiter hinten als im Vorjahr. Aber auch das nur mit Vorbehalt: Trump, sagte "Forbes"-Redakteur Peter Newcomb der "New York Times" einmal, sei so ein lästiger Zeitgenosse, "der dauernd in eigener Sache anruft und sich beschwert, dass wir ihn zu niedrig einschätzten." Er kann's eben nicht lassen.

Auch bei "The Apprentice" nicht: Die sechste, in Los Angeles spielende Staffel seiner einst so erfolgreichen Reality-Show, bei der Trump Manager-Jobs in seinem Firmenreich auslobt, ist die schwächste bisher. Sie kommt nicht aus dem Quotenkeller, und der Sender NBC schmiss sie jetzt sogar vom angestammten Sendeplatz. Trotzdem lobt sich Trump in der Sendung weiterhin als "die Definition des amerikanischen Erfolgs".

Selbst der Rummel um seine jüngste Fehde mit der TV-Talkerin Rosie O'Donnell half da nur noch wenig. Die begann im Dezember, als Trump der Kokain schnupfenden Miss USA Tara Conner "eine zweite Chance" gab. O'Donnell, deren Show "The View" Rekordquoten einfährt, nannte Trump, der Besitzer des Schönheitswettbewerbs ist, prompt einen "Zuhälter" und "heißen Windbeutel". Worauf sich der mit "großes, fettes Schwein" revanchierte. Das schaukelte sich ein paar Wochen hoch, bis selbst die Boulevardpresse genervt abwinkte.

Abwarten also, als welch unternehmerische Glanzleistung er der Presse nun die Casino-Geschichte verkaufen wird. Fest steht: Er wird ordentlich abkassieren. Bisher hat sich Trump selbst dazu freilich nur mit einem Satz geäußert, den man vom König der Soundbytes so selten gehört hat: "Kein Kommentar."

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