Schmiergeldaffäre Hyundai-Chef muss drei Jahre ins Gefängnis
Seoul - Wegen Unterschlagung und Bestechung muss der Vorstandsvorsitzende des südkoreanischen Automobilkonzerns Hyundai Motor , Chung Mong Koo, für drei Jahre ins Gefängnis. Er wurde von einem Gericht in Seoul am Montag in sämtlichen Anklagepunkten wegen Korruption für schuldig befunden. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von sechs Jahren gefordert. Die Verteidigung plädierte für eine Bewährungsstrafe und begründete dies mit der angeschlagenen Gesundheit ihres Mandanten.
Chung wurde unter anderem beschuldigt, mehr als 100 Milliarden Won (85 Millionen Euro) aus dem Unternehmenskapital in eine Schmiergeldkasse abgezweigt zu haben. Davon sollen etwa 70 Millionen zur privaten Bereicherung sowie zur Bezahlung von Lobbyisten verwendet worden sein. Chung wurde Ende April vergangenen Jahres verhaftet, im Juni aber gegen Kaution vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt.
Vor Gericht gab Chung seine Verfehlungen zu und entschuldigte sich dafür. Zugleich bat er um ein mildes Urteil, damit er weiter an seinem Ziel arbeiten könne, Hyundai zum fünftgrößten Autobauer der Welt zu machen.
Der Richter erklärte, wegen des hervorragenden Beitrags Chungs zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes ein geringeres Strafmaß gerechtfertigt, als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Hyundai Motor zeigte sich dennoch enttäuscht und kündigte eine Berufung des Firmenchefs an. Zugleich wurde betont, die Geschäfte im In- und Ausland würden normal weiterlaufen. Chung werde weiter die "volle Kontrolle" über den Betrieb bei Hyundai Motor haben. teilte das Unternehmen heute mit.
Die Finanzmärkte befürchten heftige Konsequenzen für den exportorientierten Konzern, der zuletzt durch Streiks und die Stärke der einheimische Währung gebeutelt wurde. Der Kurs der Aktie sackte im asiatischen Vormittagshandel um fast zwei Prozent ab.
Börsenexperten dagegen prognostizieren bei einer Vollstreckung der Haftstrafe ein Management-Vakuum, da der 68 Jahre alte Chung keinen designierten Nachfolger hat. Wichtige Entscheidungen würden verschoben, der Konzern drohe in noch unruhigeres Fahrwasser zu geraten. "Dies könnte starke Auswirkungen auf Hyundai Motor haben", sagte Kim Hyun Tae von Landmark Investment Management. Auch die koreanische Wirtschaft könnte deutlich in Mitleidenschaft gezogen werden, da sich das juristische Verfahren wegen der Berufung noch länger hinziehen könnte.
manager-magazin.de mit Material von reuters, dpa und ap