Suhrkamp Verlag Medienmachtkampf am Main
Frankfurt am Main - Wie vor Weihnachten angekündigt, reichte die Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz gestern offiziell Klage gegen die beiden neuen Minderheitseigner ein. Dies bestätigte der kaufmännische Verlagsgeschäftsführer Philip Roeder.
Zum 1. Januar 2007 haben die Hamburger Investoren Claus Grossner und Hans Barlach über die schweizerische Medienholding Winterthur AG 29 Prozent der Anteile an der Verlagsgruppe übernommen. In den vergangenen Monaten war es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und der Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz gekommen, weil diese den Vorgang für nicht rechtmäßig hielt. Ihrer Meinung nach hätten die anderen beiden Verlagsgesellschafter der Transaktion zustimmen müssen.
Die Suhrkamp-Anwälte werfen Grossner und Barlach in der in Frankfurt eingereichten Klage außerdem vor, sich bereits im Vorfeld des Kaufs verlagsschädigend verhalten zu haben. Die neuen Minderheitseigner hatten in den vergangenen Monaten Unseld-Berkéwicz Unfähigkeit und Missmanagement vorgeworfen.
Mehrheitsgesellschafter von Suhrkamp ist mit 51 Prozent die Familienstiftung von Unseld-Berkéwicz. Die Witwe von Siegfried Unseld hatte nach dem Tod ihres Mannes 2003 die Geschäftsführung des Verlags übernommen. 20 Prozent gehören Joachim Unseld. Der mit der Verlegerin verfeindete Sohn Siegfried Unselds hat sich mit den neuen Gesellschaftern Grossner und Barlach verbündet.
Grossner schlug in der Auseinandersetzung vor, einen externen Vermittler einzusetzen, der von beiden Seiten anerkannt werde. Die Möglichkeit eines Schiedsgerichts bei strittigen Fragen habe Siegfried Unseld vertraglich vorgesehen, sagte der Hamburger Unternehmer.
Der Klage sehe man gelassen entgegen, sagte Grossner weiter. Da die Verlagsbeteiligung über Veränderungen in einer Schweizer Aktiengesellschaft erfolgt sei, gebe es für Suhrkamp "keinerlei Auskunfts- oder Zustimmungsrecht". Grossner betonte erneut, dass die neuen Mitgesellschafter ihre Rechte wahrnehmen wollten, die über den Beirat der Verlags-GmbH auch die Kontrolle des Finanz- und Investitionsplans von Suhrkamp vorsähen. Dies sei in den vergangenen Jahren nicht geschehen.
"Suhrkamp muss fit für die Zukunft gemacht werden", verlangte Grossner und regte zugleich eine wirtschaftliche Erfolgsbeteiligung von Autoren und Mitarbeitern am Unternehmen an. Man werde "intelligente Modelle" vorlegen und sei dazu auch im Gespräch mit Autoren der "Suhrkamp-Kultur". Namen wollte Grossner jedoch nicht nennen.
manager-magazin.de mit Material von dpa