Gründertagebuch "Und action"
Köln - Wir hatten, wie so oft, eine Idee. Kein Wunder, denn das ist unser Job. Werner Jülicher und ich sind Comedy-Autoren für das Fernsehen. Und wir verdienen nur dann Geld, wenn wir Ideen haben und daraus Sketche entstehen.
Realisiert werden unsere Sketche von einer Produktionsfirma, mit ihren verschiedenen Helfern: Comedians, Regisseure, Kameramänner, Maskenbildner, Ausstattung, Locationscouts, Castingagenturen, Post Productions und vielen anderen.
Doch dieses Mal war die Idee kein Sketch, sondern ein Businessmodell. Und nun stand niemand parat, um das Modell zu realisieren: keine Produktionsfirma, kein Regisseur, kein Aufnahmeleiter rief im Studio " JumTV das Comedyportal, die Erste. Und Ruhe bitte!".
Wir waren uns sicher, dass unsere Geschäftsidee funktioniert. Schließlich entstand sie aus unserer langjährigen TV-Erfahrung und unserem seit vielen Jahren aufgebautem Netzwerk.
Wir wollten mit JumTV ein unabhängiges Comedyportal aufbauen, das mit exklusiven Inhalten und Beiträgen von anderen Produzenten, Autoren und Neutalenten gefüllt wird. Aus einer Mischung von Social Community, Special Interest und professionellen Technologien sollte ein werberelevantes Portal entstehen, das alle unzufriedenen Fernsehkonsumenten und erfahrenen Internetuser im Bereich Comedy zufriedenstellt und seine Inhalte auch per Mobiltelefon und Video-on-Demand anbietet.
Doch da wir diesmal kein Team hatten, das unsere Idee realisiert, mussten wir selbst zur Tat schreiten. Der erste Schritt dafür war, die Idee richtig abzuklopfen, um Chancen und Risiken zu erkennen und daraufhin eine zielgerichtete Strategie aufzubauen sowie die entsprechenden Maßnahmen dafür umzusetzen. Profis nennen so etwas ganz lapidar "Businessplan".
Wettbewerb als Motivationsschub
Gründerwettbewerb als Motivationsschub
Die innere Motivation war da und wir hatten einen Berg von Zetteln auf unseren Schreibtischen herumfliegen. Hätten wir die Zettel aneinandergereiht und auf die Straße gelegt, die Zettelreihe wäre mit Sicherheit auch noch vom Mond aus sichtbar gewesen. Mit dieser Aktion wären wir vielleicht zur Documenta eingeladen worden, das hätte uns aber bei der Erstellung eines Businessplans wenig weitergebracht.
Um in unsere Zettelwirtschaft eine Struktur zu bringen, haben wir uns beim "Gründerwettbewerb Mit Multimedia erfolgreich starten" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie beworben. Das war genau der richtige äußere Motivationsschub. Der Wettbewerb hatte den Vorteil eines festen Abgabetermins und wir mussten unsere Idee so formulieren, dass sie auch Dritte verstehen würden.
Aber wo sollten wir unsere ganzen Ideen hinpacken? Bei diesem Problem half uns der Gründerleitfaden des Wettbewerbs, mit dem wir eine grobe Struktur erarbeiten konnten, die sich durch unsere eigenen Überlegungen und Analysen mit der Zeit noch verfeinerte.
Was kann da noch schief gehen?
Nach Abgabe der Ideenskizze holte uns der Alltag schnell wieder ein. Wir schlugen uns mit Problemen herum, die wohl jeder Existenzgründer kennt, und immer wieder mit der Frage: warum das alles?
In diese Überlegungen hinein kam die Nachricht, dass wir zu den Preisträgern der zweiten Runde zählen. Baff! Einfach so. Ich hatte noch am nächsten Tag Muskelkater von den vielen Freudensprüngen in unserem Büro. Der Gründerpreis kam genau zum richtigen Zeitpunkt und bestärkte uns in unserem Entschluss, das Geschäftsmodell umzusetzen und alle Hürden zu überwinden. Augen zwinkernd sagten wir uns, wenn selbst das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie an unsere Idee glaubt, was kann da noch schief gehen?
Die Voraussetzungen sind da
Die Voraussetzungen sind da
Doch das Startkapital in Höhe von 5000 Euro war noch nicht alles. Kurz nach der Preisvergabe auf der Technologiemesse Systems in München erhielten wir Mitte November vom Gründerwettbewerb eine Einladung für ein eintägiges individuelles Coaching und für eine zweitägige Gründungswerkstatt in Berlin.
Das individuelle Coaching hat uns in vielen Dingen bestärkt, in einigen Punkten hätten wir auch gerne den Telefonjoker eingesetzt, was aber nicht erlaubt war. Die Seminare haben uns auf jeden Fall ein großes Stück weiter gebracht und vor allem der Spirit in der Gründungswerkstatt war wirklich phänomenal. Außerdem haben wir bereits Vieles, was wir in den drei Tagen Berlin erfahren haben, in unseren Businessplan aufgenommen.
Jetzt sind wir bereit und auch gerüstet, unsere Idee umzusetzen. Wir wissen, dass es bis dahin noch ein Stück Weg ist, aber wir haben ganz nebenbei im Seminar gelernt, dass wir doch einige bemerkenswerte Vorrausetzungen als Unternehmer bereits mitbringen: Flexibilität, Offenheit und die Fähigkeit zu lernen. Außerdem können wir gut mit Menschen umgehen und sie motivieren, damit sie sich mit uns auf den Weg machen diese Vision in die Realität umzusetzen.
Werner und ich sind der Meinung, dass nichts stärker ist, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Und die Zeit für JumTV ist jetzt: "JumTV das Comedyportal, die Erste. Und Ruhe bitte..."