Ex-Banker Schmidt "Angriff auf meine Ehre"
Hof/Saale - "Ich kam nicht im Entferntesten auf die Idee, dass der Fortbestand der SchmidtBank gefährdet ist", sagte der 71 Jahre alte Karl Gerhard Schmidt zu den Vorfällen im Herbst 2001. Der Banker ist des Betrugs in 232 Fällen und der Untreue in einem Fall angeklagt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren geschäftsführenden Gesellschafter der SchmidtBank vor, er habe zwischen Ende September und November 2001 Aktien seiner Bank im Wert von 2,5 Millionen Euro als sichere Altersvorsorge an Kleinanleger verkauft, obwohl er bereits von der Schieflage des Unternehmens gewusst habe. Außerdem soll er einen unsicheren Kredit von über 30 Millionen Euro an eine Beteiligungsgesellschaft der SchmidtBank ausgezahlt haben.
Im November 2001 bewahrte ein Konsortium der deutschen Großbanken mit einer Zahlung von über einer Milliarde Euro die SchmidtBank vor dem Zusammenbruch. Inzwischen hat die Commerzbank das Filialgeschäft übernommen. Das fast 180 Jahre alte oberfränkische Kreditinstitut existiert nicht mehr.
Seit 1996 in finanzieller Schieflage
Schmidts Anwältin Dörthe Korn verlas eine Erklärung, derzufolge Schmidt bis Anfang November 2001 von der Werthaltigkeit und der positiven Zukunft der SchmidtBank als regionaler Privatbank jenseits der Großbanken überzeugt war. Nach den Worten des Staatsanwalts konnte die SchmidtBank allerdings bereits seit 1996 die Ausfälle im Kreditgeschäft mit den Erträgen aus der gewöhnlichen Banktätigkeit nicht mehr ausgleichen. Im zweiten Quartal 2001 habe sich erneut ein hoher Wertberichtigungsbedarf abgezeichnet.
Spätestens seit dem 27. September 2001 sei die Schieflage der SchmidtBank unüberwindbar gewesen, heißt es in der Anklageschrift. Trotzdem habe der Bankier seine Mitarbeiter angewiesen, die SchmidtBank-Aktien als wertstabile Anlage zu verkaufen. Er habe seine Anlageberater nicht über die Situation des Kreditinstituts informiert.
Ost-Engagement brachte Verluste
Ost-Engagement brachte Verluste
Bereits vor der deutschen Wiedervereinigung hat Schmidt nach eigener Darstellung Angebote für seine Bank von den deutschen Großbanken erhalten. Er habe aber nicht verkauft, weil ihm die Wirtschaftsförderung für Oberfranken und die Oberpfalz ein zentrales Anliegen gewesen sei, erläuterte der 71-Jährige. Nach der Grenzöffnung engagierte sich das Kreditinstitut auch im benachbarten Sachsen und Thüringen. "Mit diesem Engagement haben wir auch erhebliche Verluste erlitten", sagte Schmidt. Darauf habe er auch in einem Gespräch mit der Bankenaufsicht hingewiesen.
Schmidt wehrte sich energisch gegen die Vorwürfe. Er empfinde sie als einen Angriff auf seine Person und seine Ehre. Mit dem Gericht lieferte sich der gesundheitlich angeschlagene Ex-Bankier immer wieder einen verbalen Schlagabtausch. Er sprach von einem "Überfall" auf seine Bank, die nach der Intervention der Großbanken von der Bildfläche verschwand.
An den Prozess, der von zahlreichen Medienvertretern verfolgt wurde, hegt Schmidt hohe Erwartungen. "Ich bin sehr froh, dass die Ereignisse aus dem Herbst 2001 nun in aller Öffentlichkeit zur Sprache kommen", sagte er.
Das Verfahren wird nach derzeitiger Planung mehrere Monate in Anspruch nehmen. Wegen seiner gesundheitlichen Probleme kann gegen den 71-Jährigen maximal drei Stunden am Tag verhandelt werden. Der Prozess soll an diesem Freitag fortgesetzt werden. Das Urteil ist für März 2007 vorgesehen.
manager-magazin.de mit Material von dpa