Karriere Headhunter als Aufstiegshelfer
Berlin/Bad Homburg - Passgenauigkeit ist eines der wichtigsten Ziele moderner Kopfjäger. Headhunter oder "Executive Search Berater", wie sie sich inzwischen nennen, sind bei Unternehmen und karriereorientierten Mitarbeitern gleichermaßen beliebt. Denn die Berater suchen Bewerber präzise und in vergleichsweise kurzer Zeit aus - passgenau auf eine vakante Stelle eben. Und den Abgeworbenen verhelfen sie mitunter zum Traumjob.
Auch wenn das Image der Headhunter bisweilen negativ behaftet ist und ihre Anfragen mitunter etwas nebulös - die Jobvermittlung durch Executive Search Berater ist weiter verbreitet als gedacht: "Der Mittelstand ist genauso unser Kunde wie ein Dax-Unternehmen", sagt Richard Fudickar, Vorstand der Vereinigung Deutscher Executive-Search-Berater (VDESB) und Partner bei der Unternehmensberatung Boyden International.
Dabei werden aufstrebende Hochschulabsolventen ebenso vermittelt wie Manager mit jahrelanger Berufserfahrung. "Die Märkte sind unübersichtlich geworden und gute Mitarbeiter das Kapital eines Unternehmens überhaupt", bestätigen die Headhunter Silke Strauß und Rainald Krumpa.
Bei den Unternehmen werde eine Art Jagdinstinkt geweckt, wenn es darum geht, neue und gute Mitarbeiter ins Boot zu holen, meint auch Karriereberater Jürgen Hesse aus Berlin. "Die Firmen vermeiden mit dem Engagement von Personalberatern den Streuverlust, den sie durch Anzeigen haben", beschreibt Fudickar das Engagement pragmatisch. Dazu könne die Eignung der Bewerber in Vorgesprächen genauestens abgeklopft und so dem Unternehmen eine Auswahl wirklich geeigneter Kandidaten vorgestellt werden.
Branchenkenntnis ist die wichtigste Ressource für den Executive Search Berater. "Nicht jeder Berater kennt jede Branche, aber ein Branchenkenner ist der beste Berater", sagt Fudickar. Inzwischen gibt es neben den großen Beratungsunternehmen kleinere Agenturen, die sich auf bestimmte Berufsgruppen spezialisiert haben. "In schwierigen Märkten werden sehr spezielle Persönlichkeiten gesucht, gefiltert und gefördert", heißt es auch beim Headhunter-Duo Strauß und Krumpa.
Das bedeutet für die Bewerber allerdings, dass nicht immer der Allerbeste gesucht wird, sondern der, der am besten zum Anforderungsprofil eines potenziellen Arbeitgebers passt. "Typische Kandidaten haben mehrere Jahre Berufserfahrung, sind oft in einer Führungsposition oder ausgewiesene Spezialisten", beschreibt Fudickar. Auch wenn ein Anruf eines Headhunters häufig mit einem Satz wie "Können Sie jetzt sprechen...?" beginnt - bei den Vermittlungen handelt es sich keinesfalls um Nacht-und-Nebel-Aktionen. "Das ist schlicht eine outgesourcte Dienstleistung", sagt Fudickar.
"Schwarze Schafe gibt es überall"
Doch die Branche ist groß und wegen der nötigen Diskretion auch ein bisschen unübersichtlich. "Schwarze Schafe gibt es überall, aber es liegt auch in der Verantwortung der Angerufenen, sich über die Seriosität des Angebots zu informieren", sagt Fudickar. Einige Regeln beachte jeder Berater, der etwas auf sich hält und kein Kandidatenmakler ist. "Bei der Kontaktaufnahme sollte man einen Termin vereinbaren, an dem man in Ruhe telefonieren kann." Der Berater umschreibt dann die Aufgaben der Stelle, für die er sucht.
Ethik-Prinzipien für Headhunter hat der VDESP auf seiner Webseite in einem "Code of Ethics" zusammengefasst. "Das ist ein guter Leitfaden für Bewerber", sagt Fudickar. Zudem sollte man am Telefon nicht vor Ehrfurcht erstarren, sondern auch dem Anrufer ein paar gezielte Fragen stellen. "Die Angaben kann man dann schnell und problemlos im Internet nachprüfen."
Nachdem ein Berater Bewerbungsunterlagen angefordert hat, wird er in sein Büro zu einem Gespräch laden. "Informationen über den Bewerber und seine Unterlagen gibt der Berater erst nach diesem Gespräch und nur mit dessen ausdrücklichen Zustimmung an den Klienten weiter", sagt Fudickar.
Mit dem Anruf eines Headhunters geht nicht selten ein Karrieresprung einher - doch niemand muss sehnsüchtig auf einen solchen Anruf warten. Erfolg hat, wer das Netzwerken und die Karriereplanung selbst in die Hand nimmt. "Wer eigeninitiativ ans Werk geht, sollte sich zunächst einen Überblick über die Branche verschaffen", raten Strauß und Krumpa. Dabei helfen neben persönlichen Informationen Literatur- und Internet-Recherche.
Anhand einiger Kriterien lässt sich die Flut von Anbietern recht schnell einschränken. "Die Internationalität der Beratung kann wichtig sein, aber auch die Marktposition und das Renommee", sagt Fudickar. Wer diese Aspekte abgearbeitet hat, kann per Telefon, E-Mail oder Brief Kontakt aufnehmen oder ein anonymes Stellengesuch aufgeben.
Eine weitere Variante ist die Antwort auf Anzeigen von Personalberatern, die in großen Tageszeitungen und im Internet zu finden sind. Zahlreiche Personalberater bieten inzwischen auch an, auf den Webseiten einen Lebenslauf zu hinterlegen. "Und wer bei einem Berater einmal einen guten Eindruck hinterlassen hat, kann sich auch für die Zukunft Chancen ausrechnen", sagt Fudickar.
Verena Wolff, dpa