Die US-Gewerkschaft UAW war sich länger nicht einig, wen sie in den Aufsichtsrat von DaimlerChrysler entsenden soll. Erst wurde der Name des neuen Vize-Präsidenten General Holiefield genannt, doch nun macht es der Präsident der Gewerkschaft, Ron Gettelfinger, selbst.
Stuttgart Die US-Automobilarbeitergewerkschaft UAW entsendet ihren Präsidenten Ron Gettelfinger in dem Aufsichtsrat des deutsch-amerikanischen Stuttgarter Automobilkonzerns
DaimlerChrysler.
"Die UAW schätzt den Posten offensichtlich so hoch ein, dass der Präsident selbst Aufsichtsrat werden will", sagte eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats des Stuttgarter Autokonzerns am Montag und bestätigte damit einen Bericht der "Stuttgarter Zeitung".
Der vor kurzem nach vier Jahren im Amt bestätigte Gettelfinger wird als Nachfolger des US-Gewerkschafters Nate Gooden in das Kontrollgremium von DaimlerChrysler einziehen. Bislang hatten DaimlerChrysler und der Gesamtbetriebsrat damit gerechnet, dass die UAW Goodens Nachfolger als Vizepräsident, General Holiefield, in das Gremium entsenden werde. Gettelfinger habe den Posten zur Chefsache erklärt, begründete die Sprecherin die Kehrtwende.
Die US-Gewerkschaft UAW zählt bei Chrysler in den USA rund 56.000 der zuletzt 83.000 Beschäftigten als Mitglieder. Sie ist dank einer Absprache mit der bei DaimlerChrysler tonangebenden deutschen Gewerkschaft IG Metall im Aufsichtsrat vertreten. Die IG Metall verzichtet dort seit der Fusion von Daimler-Benz mit Chrysler traditionell auf einen ihr zustehenden Sitz. Die Arbeitnehmervertreter in deutschen Aufsichtsräten werden nur von den inländischen Beschäftigten bestimmt.
Gooden hatte sich zu Jahresbeginn den Ärgern der IG Metall zugezogen. Er hatte zusammen mit dem der Vertreter der Leitenden Angestellten, Heinrich Flegel, eine geschlossene Abwehrfront der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat gegen die Personalplanung und den Stellenabbau in der Konzernzentrale verhindert.
Die UAW und die IG Metall einigten sich später darauf, dass der US-Gewerkschaftsvertreter künftig wieder mit der IG Metall stimmt. Gooden ging im Juni nach 42 Jahren bei der Gewerkschaft in den Ruhestand. Holiefield folgt ihm als Verhandlungsführer für die UAW bei Chrysler nach.