Studie Unsicherheit da, Vertrauen weg
Überlingen - Führungskräfte haben in der Regel großes Vertrauen in ihre Mitarbeiter. 90,7 Prozent der Chefs sprachen in einer Umfrage der Akademie für Führungskräfte ihrem Team das Vertrauen aus. Doch auch die Mitarbeiter verlassen sich auf ihre Vorgesetzten: 82,2 Prozent erklärten, dass sie ihrem Chef vertrauen.
Rund 21 Prozent sagten sogar, dass dies in jeder Hinsicht gelte. Nach Ansicht der Führungskräfte fördert vor allem das persönliche Gespräch das Vertrauen. Doch auch Zielvereinbarungen seien wichtig.
Befragt wurden die Manager auch, was den Aufbau und die Pflege von Vertrauen am meisten schadet. Wenig überraschend antworteten die meisten: "Weitergabe vertraulicher Informationen" und "Abwertende Äußerungen über Mitarbeiter". Deutlich weniger dagegen fallen die "Häufige Kontrolle von Arbeitsprozessen" und "fehlendes oder übertriebenes Lob" ins Gewicht.
8,6 Prozent haben wegen Vertrauensverlust gekündigt
Auch das Verhältnis unter Kollegen ist der Umfrage zufolge relativ ungetrübt. 65,5 Prozent der Befragten geben an, dass sie in Teamsitzungen regelmäßig die Probleme des gemeinsamen Umgangs besprechen. Andererseits: 31,9 Prozent können nicht den Satz "Bei uns vertraut jeder jedem" unterschreiben. Mit anderen Worten: In jedem dritten Team herrscht keine bedingungslos vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre.
Das Vertrauen kein Naturgesetz am Arbeitsmarkt zeigt sich, bei einer weiteren Frage. 21,5 Prozent der Befragten geben an, dass ihr "Vertrauen schon oft missbraucht worden ist". 8,6 Prozent haben sogar schon wegen eines schlechten Vertrauensverhältnis gekündigt haben.
Eine große Anzahl der Befragten übt dabei auch Selbstkritik. Auf die Frage, was dazu beiträgt, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern weniger vertrauen als sie eigentlich könnten oder wollte, antworten stattliche 93 Prozent, dass die eigene Unsicherheit ein großer Faktor ist. 67 Prozent glauben, dass Vorgesetzte vor allem deshalb nicht vertrauen können, weil sie Abhängigkeit und Machtverlust befürchten.
360-Grad-Feedback - erstaunlich selten eingesetzt
Eine deutliche Diskrepanz zwischen Möglichkeiten und Umsetzung findet sich bei der Frage nach dem 360-Grad-Feedback für Führungskräfte, bei dem sich Manager von Mitarbeitern und Kunden Informationen und Meinungen über ihre Führungsqualität einholen. 83 Prozent der Befragten betonen die Bedeutung des Instruments, aber in nur 31 Prozent der Unternehmen wird es eingesetzt.
Auffallend ist auch die niedrige Bedeutung, die die Manager den Möglichkeiten der internen Kommunikation beimessen. Zwar verfügen 77 Prozent der Firmen über eine Mitarbeiterzeitung oder ein Intranet, doch zur Bildung und Förderung von Vertrauen trägt dies kaum bei: Nicht viel mehr als die Hälfte (50,5) hält diese Instrumente für "wichtig".
Befragt hatte die Akademie für Führungskräfte insgesamt 350 deutsche Manager und ihre Mitarbeiter.
manager-magazin.de mit Material von dpa