Neue Managerschmiede Als Tiger gestartet, als Bettvorleger gelandet

Mit prominenten Rednern aus Politik und Wirtschaft wurde heute die European School of Management and Technology eröffnet. Doch der Start der Kaderschmiede stand auf Grund vieler Pannen unter keinem guten Stern.

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Freitag die Privatuniversität European School of Management and Technology (ESMT) im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude in Berlin offiziell eröffnet. "Eine bessere Symbiose aus ostdeutscher Planwirtschaft und europäischer Marktwirtschaft kann man sich nicht vorstellen", lobte Merkel vor den rund 400 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

Der Aufbau der Kaderschmiede war indes von vielen Pannen begleitet und das obwohl sie von 25 namhaften deutschen Großunternehmen wie DaimlerChrysler , Allianz , Lufthansa  und Siemens  sowie Wirtschaftsverbänden gegründet wurde. Trotz der eindrucksvollen Namen konnte die Elite-Uni das nötige Kapital nur mit Mühe einsammeln. Erst reichte es nicht für das Stiftungskapital in Höhe von 80 Millionen Euro, dann nicht für die Renovierung des ehemaligen DDR-Staatsratsgebäudes, das sich die ESMT als Hauptsitz sicherte.

Händeringend suchte die Kaderschmiede zudem interessierte Studenten. In einem ersten formulierten Ziel sollten es 100 sein, dann senkte man die Zahl auf 50, nun sind es allerdings nur 30 Personen geworden, die sich bislang eingeschrieben haben. Die künftigen Master of Business, die aus 15 Nationen stammen, müssen für das einjährige Studium 50.000 Euro Studiengebühren zahlen. Bei jedem vierten von ihnen übernimmt der bisherige Arbeitgeber diese Gebühren. Die übrigen Studenten zahlen aus eigener Tasche oder bekommen Zuschüsse aus einem Stipendien-Programm.

Als "Harvard an der Spree" voreilig gelobt

Für Irritationen sorgte zudem der angekündigte Abgang des ersten Präsidenten der Elite-Schule. Derek F. Abell wird höchstens bis September dieses Jahres das Amt noch bekleiden. Der Zeitpunkt seines Abgangs hängt vor allem davon ab, wann sein Nachfolger feststeht. Als Nachfolger ist laut manager magazin Lars-Hendrik Röller (47) im Gespräch, bisher Chefökonom bei der EU-Kommission. Schwer tat sich die ESMT auch mit der inhaltlichen Standortbestimmung.

Während einige Medien die Managerschmiede schon völlig verfrüht als "Harvard an der Spree" priesen, klagten kundige Beobachter über ein unklares Profil der Universität. Die Unileitung hatte jüngst darauf reagiert und eine Studie von McKinsey und Boston Consulting erstellen lassen.

Das vertrauliche Papier, über das manager magazin in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, wurde im Dezember in kleiner Runde vorgestellt und beschreibt die Lage der ESMT unverhohlen als "challenging", die "value proposition" als "unklar". Neben der Aufgabe mindestens eines der drei teuren Standorte - neben Berlin ist die Uni auch in München und Köln vertreten - haben die Berater nicht weniger als eine inhaltliche Neuausrichtung vorgeschlagen.

Die Managerschmiede, so die Empfehlung, solle sich auf ihre drei spezifischen Stärken konzentrieren: den Bezug zu Technologie, den Standort Europa und die "Company Heritage", also das Werben mit dem Pfund der namhaften deutschen Gründungsfirmen. Anstatt - wie Insead oder IMD - Breitbandkurse über Marketing und Finanzen anzubieten, soll die ESMT mit spitzeren Themen etwa über die China-Strategie von Siemens punkten. Der Anstoß zu dieser inhaltlichen Neuorientierung kam vor allem von Gründungsunternehmen, die nun noch mehr als ohnehin schon viel stärker auf die Lerninhalte Einfluss nehmen.

Noch prominenter als ohnehin schon wollen die beteiligten Unternehmen den Stiftungsvorstand besetzen. Henning Schulte-Noelle, Ex-Allianz-Chef und bisheriger ESMT-Stiftungsvorsitzender machte heute deutlich, dass sich die Zusammensetzung ändert. Zum 1. März sollen lauter Hochkaräter aus den Chefetagen in den ESMT-Stiftungsvorstand einrücken: Josef Ackermann (Deutsche Bank), Wulf Bernotat (Eon), Michael Diekmann (Allianz), Dieter Zetsche (DaimlerChrysler) sowie Klaus Kleinfeld (Siemens).

manager-magazin.de mit Material von dpa

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