Studienwahl Ebay studieren

Wer mit dem Internet Geld verdienen will, der kann das Metier wissenschaftlich erlernen. Solche E-Commerce-Studiengänge werden in einigen Varianten angeboten: Ob berufsbegleitend, schnell und online, traditionell als Erststudium, mit oder ohne Gebühren.

Kaiserslautern/Remagen - Eine Geschäftswelt ohne das Internet ist kaum noch vorstellbar. Nicht nur Großunternehmen brauchen das weltweite Netz. Auch Mittelständlern eröffnet sich damit ein neuer Vertriebsweg. "Trotz des Zerplatzens der großen Blase Neuer Markt hat das E-Commerce immer größere Bedeutung bekommen", sagt Konrad Faber, stellvertretender Geschäftsführer des "Zentrums für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung" (ZFUW) an der Technischen Universität (TU) in Kaiserslautern.

Die TU bietet ein weiterführendes Online-Studium "E-Commerce and -Business" an, das in Deutschland einzigartig ist. "Das Studium dauert ein Jahr und ist berufsbegleitend", erläutert Faber. Es schließt ab mit einem benoteten Zertifikat der Hochschule und kostet 2700 Euro Studiengebühr. "Wir lassen nur Studierende zu, die bereits einen ersten Hochschulabschluss haben" sagt Faber. Dies könne der Abschluss einer Uni oder Fachhochschule sein, einer Verwaltungs-, Wirtschafts- oder Berufsakademie. Zudem müssen die Studierenden mindestens ein Jahr Berufserfahrung haben.

"Das Studium ist in fünf Module aufgeteilt", sagt Faber. Zu jedem Modul gibt es ein vier- bis achtwöchiges Online-Seminar, in dem Experten als Moderatoren auftreten. Nur drei kurze Präsenzphasen sind in das Studium eingebaut. "Das kommt den Studierenden sehr entgegen - viele von ihnen arbeiten im mittleren oder sogar im Top-Management", sagt Faber. Durch die freie Zeiteinteilung könne jeder das Studium um den Beruf herum planen.

Auf dem RheinAhrCampus der Fachhochschule Koblenz in Remagen und an der Leibniz-Akademie in Hannover gibt es ebenfalls ein ausgewiesenes Studium "E-Business" oder "E-Commerce". Die Studiengänge sind an unterschiedliche Fachbereiche angegliedert: Während E-Commerce und E-Business in Kaiserslautern und Remagen zu den Wirtschaftswissenschaften gehören, ist es in Hannover ein Teil der Wirtschaftsinformatik.

"Die Studierenden bekommen bei uns Kompetenzen in verschiedene Richtungen", sagt Kathrin Krake, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Studiengangs "Logistik und E-Business" in Remagen. Dieses grundständige Studium ist gebührenfrei. Zwar sei klar, dass die Absolventen Betriebswirtschaftler sind, die sich später um Kosteneinsparung und Prozessoptimierung kümmern. "Aber sie sind technikaffin und können sich auch mit Informatikern austauschen." E-Business umfasst im Gegensatz zu E-Commerce auch firmeninterne Prozesse, etwa Lagerverwaltung oder Informationsaustausch über das Internet, das Intranet oder ein Extranet.

"Unsere Betriebswirtschaftler spezialisieren sich im Hauptstudium auf E-Business und kennen sich später auch in der elektronischen Abwicklung und Optimierung von Geschäften und Prozessen aus", sagt Krake. Zum E-Business gehört etwa auch die elektronische Signatur sowie Marketing und Werbung über das Internet.

Abheben vom Wettbewerber

Abheben vom Wettbewerber

Das E-Commerce hingegen umfasst hauptsächlich Prozesse, bei denen Geld fließt. "Das ist etwa das B2B- oder B2C-Geschäft, also der Handel zwischen Unternehmen oder Unternehmen und Konsumenten", erläutert Krake. Plattformen für diese Geschäftsbeziehungen zu entwerfen, kann eine Aufgabe der Absolventen des E-Commerce-Studiengangs der Leibniz-Akademie in Hannover sein.

Die in der Wirtschaftsinformatik angesiedelte Ausbildung an der Berufsakademie geht mit einer Lehre im Betrieb einher und kann, nach erfolgreichem Abschluss und einem weiteren Jahr Studium an der Fachhochschule in Vechta, mit einem Fachhochschul-Diplom abgeschlossen werden.

"Nach zwei Jahren haben die Studierenden die Ausbildung im Betrieb abgeschlossen, nach drei Jahren sind sie Wirtschaftsinformatiker (BA) und nach vier Jahren Diplom-Wirtschaftsinformatiker (FH)", erklärt Studienleiterin Silke Schätzer. Das Studium ist in die betriebliche Ausbildung integriert. "Es zeichnet sich durch die zeitliche und sachliche Verknüpfung von Theorie und Praxis aus." An die 12- bis 14-wöchigen Praxisphasen schließen sich 10-wöchige Theoriephasen an.

"Die Studiengebühren übernimmt in der Regel der Betrieb, der zudem noch die Ausbildungsvergütung zahlt", erläutert Schätzer. Die dreijährige Ausbildung kostet den Betrieb monatlich 250 Euro.

Die Betriebe versprechen sich von den Absolventen "gute Leute, die möglichst schnell Projektverantwortung tragen". Zwar sind die Studierenden dieser Fachrichtung auch an der Leibniz-Akademie nach dem Ende der Internet-Euphorie weniger geworden, dennoch sind sie nach Schätzers Meinung auch in Zukunft sehr gefragte Leute: "Für die Unternehmen ist das Thema E-Commerce weiter wichtig", sagt sie.

Auch Kathrin Krake sieht einen Markt für die Absolventen ihres Studiengangs - denn das Internet ist nach Auffassung der E-Business-Fachfrau aus Remagen eine Plattform für viele Aufgaben: "Die Produkte unterscheiden sich heute kaum - es geht darum, wie man den Kunden mit Hilfe von E-Business glücklicher machen kann, um sich so vom Wettbewerber abzuheben."

Verena Wolff, DPA

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