Die mächtigste Familienholding Italiens wird seit gestern von einer Frau geführt. Ihr Name: Marina Berlusconi, Tochter des italienischen Ministerpräsidenten. Ihr Alter: 39. Wichtigstes Kennzeichen: enorme Durchsetzungsstärke. Die hat auch ihr Vater schon zu spüren bekommen.
Mailand - Marina Berlusconi, Tochter des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, übernimmt die Leitung des Familienkonzerns Fininvest. Sie tritt damit die Stelle von Aldo Bonomo an, der im September gestorben war.
Die 39-Jährige, Tochter aus zweiter Ehe von Berlusconi, hatte zuvor die Position der Vizepräsidentin inne. Ihr Bruder Pier Silvio arbeitet als Vizechef der TV-Gruppe Mediaset, eine weitere Tochter, Barbara Berlusconi, sitzt im Verwaltungsrat von Fininvest.
Marina Berlusconi, die in der Liste der 100 mächtigsten Frauen der Welt des US-Magazins "Forbes" auf Platz 74 geführt wird, hatte sich in der schwerreichen Familienholding langsam aber beharrlich hochgearbeitet.
Mit 23 Jahren war sie in das familieneigene Geschäft eingestiegen und hatte dafür ihr Studium der Politikwissenschaften abgebrochen. Die als ausgesprochen willensstark bekannte Managerin hatte dann unter anderem das Multimediageschäft der Fininvest aufgebaut und auch den Verlag Mondadori geführt.
Die bisher größte Aufmerksamkeit erzielte die Aufsteigerin 1998 als sie den von ihrem Vater angestrebten Verkauf der konzerneigenen Fernsehsender an den Medienzaren Rupert Murdoch kategorisch ablehnte - und dafür auf einen Erlös von 3,5 Milliarden Euro verzichtete.
Fininvest hält knapp 35 Prozent am größten TV-Anbieter des Landes Mediaset. Im April hatte die Berlusconi-Holding die Mehrheit bei Mediaset abgegeben und so zwei Milliarden Euro erlöst. In den italienischen Medien wurde spekuliert, Berlusconi wolle so dem Vorwurf des Interessenkonflikts entgehen, der ihn seit Amtsantritt 2001 als italienischer Ministerpräsident verfolgt.
Zu Mediaset gehören die Sender Canale 5, Italia 1 und Retequattro. Die Gruppe kommt damit auf einen Marktanteil von über 40 Prozent in Italien. Der gesamten Holding unterstehen etwa 300 Unternehmen, unter anderem auch Kaufhäuser, Werbeagenturen und der Fußballclub AC Mailand.
Fininvest hatte das vergangene Geschäftsjahr mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Die Holding machte insgesamt 333 Millionen Euro Gewinn. Das sind 39 Prozent mehr als im Jahr 2003.