Volkswagen-Markenchef Wolfgang Bernhard will bleiben wo er ist und nicht Mercedes-Chef werden. Diesen Posten wird der künftige DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche kommissarisch übernehmen. Er soll einen neuen Kopf für die Mercedes Car Group finden, zwei prominente Manager sagten aber bereits ab.
Frankfurt - Volkswagen-Markenvorstand Wolfgang Bernhard hat die Spekulationen um einen Wechsel zurück zu DaimlerChrysler in einem Brief an seine Mitarbeiter beendet. Die Leitung von Mercedes-Benz soll einem Magazinbericht zufolge vorübergehend der designierte Vorstandschef Dieter Zetsche selbst übernehmen.
"Ich bleibe bei Volkswagen", schreibt Bernhard in dem Brief, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Volkswagen und DaimlerChrysler hatten einen Bericht des Magazins "Stern" bislang unkommentiert gelassen, wonach Bernhard im Sommer 2006, nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt in Wolfsburg, als Chef von Mercedes-Benz nach Stuttgart wechseln werde.
"All das, was Sie zu den Gerüchten um meine Person gelesen oder gehört haben, ist falsch. Ich spiele nicht mit dem Gedanken, Volkswagen zu verlassen", versicherte Bernhard den VW-Mitarbeitern in dem Brief. Auch DaimlerChrysler-Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm habe die Spekulationen um Bernhards Rückkehr als "Quatsch" bezeichnet, berichtete das Nachrichten-Magazin DER SPIEGEL am Samstag vorab.
Diese waren aufgekommen, nachdem der bisherige Chrysler-Chef Dieter Zetsche zum Jahreswechsel 2005/06 zum Vorstandschef von DaimlerChrysler bestellt worden war. Bernhard war mehrere Jahre Zetsches engster Mitarbeiter bei dem US-Autobauer Chrysler. Im Mai 2004 sollte Bernhard eigentlich an die Spitze der Pkw-Sparte von Mercedes wechseln, wurde aber wenige Tage zuvor nach Differenzen mit Konzernchef Jürgen Schrempp und den Arbeitnehmervertretern wieder abberufen.
Seit diesem Frühjahr leitet Bernhard die VW-Markengruppe und soll das Geschäft sanieren. Erste Erfolge seien schon zu sehen, die kommenden drei Jahre würden aber schwierig, bekräftigte er in dem Brief: "Wenn man mitten im Rennen nicht nur seine Ziele, sondern auch noch die Pferde wechselt, hat man schon so gut wie verloren", heißt es dort.
Cordes-Nachfolge: Zetsche kassiert Absagen
Weber und Forster Kandidaten für Cordes-Nachfolge
DER SPIEGEL berichtete vorab, Zetsche werde spätestens zur Automobilausstellung IAA im September kommissarisch die Führung von Mercedes übernehmen. Merecdes-Pkw-Chef Eckhard Cordes hatte nach der Entscheidung für Zetsche als künftigem Konzernchef seinen Rücktritt eingereicht, wie manager-magazin.de seinerzeit exklusiv berichtete.
Das Präsidium des Aufsichtsrats habe sich nun auf Zetsche geeinigt, der anschließend innerhalb
einiger Monate einen neuen Mercedes-Pkw-Chef suchen solle, so der SPIEGEL. Dies war im Unternehmen bereits zuvor als "wahrscheinlichste Lösung" bezeichnet worden.
Als aussichtsreichste Kandidaten nennt das Magazin Thomas Weber, den Forschungsvorstand von DaimlerChrysler, der bereits für die Entwicklung von Mercedes-Pkw zuständig ist, und den früheren BMW-Vorstand Carl-Peter Forster, der derzeit Vize-Chef von General Motors (GM) in Europa ist. Der Autobauer DaimlerChrysler wollte den Bericht am Sonntag nicht kommentieren.
Ein Sprecher von GM erklärte allerdings dem "Handelsblatt" (Montagausgabe), Forster beabsichtige nicht, das Unternehmen zu verlassen. Auch Wolfgang Reitzle stehe nicht als möglicher Mercedes-Chef zur Verfügung. Der einstige BMW-Manager, heute Vorstandschef von Linde, sagte der Zeitung: "Gerüchte werden auch durch ständiges Wiederholen nicht wahrer."
Mercedes-Absatz könnte in 2005 fallen
Dem SPIEGEL zufolge rechnet Mercedes 2005 in Deutschland mit einem geringeren Absatz als bisher. Ohne die Verkäufe an Werksangehörige würden nur noch 220.000 statt 256.000 verkaufte Fahrzeuge der Nobelmarke erwartet. In den ersten sieben Monaten des Jahres hat Mercedes im Inland 7 Prozent weniger Autos verkauft als ein Jahr zuvor, hofft aber auf Impulse durch neue Modelle, die im zweiten Halbjahr auf den Markt kommen.