Dresdner Bank Karriere in Moskau
Frankfurt am Main - Wer dachte, dass die Karriere des Präsidenten der Dresdner Bank Russland, Matthias Warnig, nach bekannt gewordenen Stasi-Vorwürfen einen Knick erfährt, der irrt.
Wie jetzt bekannt wird, muss Warnig zwar sein eigentliches Amt aufgeben, er ist aber gewissermaßen befördert worden. Seit 1. April ist der 49-Jährige Chef des zuständigen Verwaltungsrats. Dies bestätigte ein Sprecher der Bank gegenüber manager-magazin.de. Die russische Zentralbank habe ihr Plazet gegeben, hieß es.
Im Vergleich mit dem Modell des deutschen Aufsichtsrats verfügt der Verwaltungsrat, getreu dem amerikanischen Modell, über weitaus mehr Befugnisse. Außerdem wirkt Warnig noch als Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) für Russland und die GUS-Staaten.
Die Dresdner Bank hat indes seine Nachfolge für den operativen Chefposten geklärt. Warnigs Nachfolger als Chef der operativen Einheit wird Erik Koebe. Koebe, der ebenfalls 49 Jahre alt ist, kommt von der französischen Großbank BNP Paribas. Dresdner Bank und Paribas hatten 2001 ein Joint Venture für Konsumentenkredite, die Cetelem Bank, gegründet. Ende Dezember 2004 hatte die Dresdner Bank ihren Anteil an der Cetelem Bank von 30 Prozent auf 49,9 Prozent aufgestockt.
Warnig war nach einem Bericht des "Wall Street Journals" (WSJ) von Ende Februar Mitglied der Staatssicherheit. Warnig habe es nach "WSJ"-Recherchen bei der Staatssicherheit der DDR bis zum Major gebracht. In dieser Funktion soll er Putin geholfen haben, im Westen Spione zu gewinnen. Dieser habe ihn dann 1991 nach St. Petersburg beordert, um dort das Bankgeschäft aufzubauen. Den Umstand hatte auch ein früherer hochrangiger Manager der Dresdner Bank gegenüber manager-magazin.de bestätigt: "Warnig wurde von uns damals nach Russland geschickt, um für die Dresdner Bank eine Banklizenz zu beschaffen".
Bernhard Walter, der spätere Chef der Dresdner Bank, bestritt im Interview mit manager-magazin.de, zum Zeitpunkt der Einstellung Warnigs von dessen Stasi-Vergangenheit etwas gewusst zu haben. Er habe Warnig damals als Mitarbeiter des DDR-Wirtschaftsministeriums kennen gelernt. Eine Überprüfung Warnigs habe keinen Hinweis auf die Stasi ergeben. Erst später habe Warnig ihm in einem persönlichen Gespräch offenbart, dass gegen ihn in Sachen Stasi-Mitarbeit ermittelt werde. Kurz danach gab es schon ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das quasi einen Schlussstrich unter die Stasi-Machenschaften zog. Damit war der Fall für die Dresdner Bank erledigt.